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Diese alte Sehnsucht Roman

Diese alte Sehnsucht Roman

Titel: Diese alte Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Russo
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Bartleby hätte das gesagt, wenn er je was gesagt hätte.«
    Zufällig wusste er, dass sein Vater angefangen hatte Golf zu spielen, nachdem Claudia ihn verlassen hatte. Sein damaliger Arzt, selbst ein eifriger Spieler, hatte es ihm empfohlen, zur Entspannung. Ein seltsamer Rat, dachte Griffin, denn auf ihn selbst hatte dieser Sport eine eher gegenteilige Wirkung – doch das hatte vermutlich weniger mit dem Spiel zu tun als mit der Tatsache, dass er gewöhnlich mit Harve spielte.
    Anstatt ihm selbst ein Darlehen anzubieten (Hatte Griffin tatsächlich geglaubt, das würde sie tun?), fuhr seine Mutter fort ihm zu erklären, warum es klug wäre, ein solches Angebot abzulehnen. »Denk an Thoreau«, sagte sie. »Einfachheit, Einfachheit, Einfachheit.«
    »Das ist ja alles gut und schön, Mom, aber Joy redet immer nur von Gelegenheit, Gelegenheit, Gelegenheit.«
    »Dann spart. Wenn ihr euch eine Anzahlung auf eins von diesen windigen Vier-Zimmer-Ranchhäusern leisten könnt, habt ihr genug für ein richtiges Haus an der Ostküste, vielleicht sogar auf dem Cape. Ich könnte euch besuchen. Du hast mir gefehlt.«
    Das war ein überraschendes Geständnis, dessen Wahrheitsgehalt Griffin sogleich erforschte. »Du könntest uns ja jetzt in L.A.  besuchen.«
    »Schon gut. Ich warte lieber.«
    Sparen und warten. Das war es, was sie beschlossen, jedenfalls für eine Weile. Du lieber Himmel , dachte er. Wollte er tatsächlich den Rat seiner Mutter befolgen? Allerdings ergab es doch irgendwie einen Sinn, sich einzuschränken und der Wirklichkeit nüchtern ins Auge zu sehen. Na gut, vielleicht nicht so nüchtern wie Thoreau, aber nüchtern genug. Zum Beispiel gab es kein Gesetz, das vorschrieb, Drehbücher müssten auf den Balkonen teurer mexikanischer Hotels geschrieben werden (obwohl es nach Tommys Meinung eines hätte geben sollen). Wenn es ihnen gelang, ihre Verschwendungssucht zu zügeln (ja, Harve hatte recht: Sie gaben zu viel aus und kriegten zu wenig für ihr Geld), blieb von dem, was Griffin verdiente, noch ein schöner Batzen übrig. Joy hatte eine Teilzeitstelle bei der Zulassungsstelle der UCLA und verdiente nicht gerade viel, aber wenn sie dieses Gehalt auf ein Sparkonto leiteten und als unantastbar behandelten, hätten sie in ein paar Jahren eine hübsche Summe. Sollte sie nicht hübsch genug sein, dann konnten sie immer noch auf das Angebot von Joys Eltern zurückkommen. Bis dahin wäre er vielleicht auch so weit, das Drehbuchschreiben aufzugeben, was ja, wenn man es recht betrachtete, eher etwas für junge Männer war. Er übte diesen Beruf jetzt schon viel länger aus, als sie es in Truro geplant hatten.
    Wenn Tommy nicht gewesen wäre, der ihn brauchte, um nach dem GAU seiner Ehe wieder auf die Beine zu kommen, hätte sich Griffin vielleicht schon längst von diesem ganzen verdrehten Leben verabschiedet. Spielfilme zu machen, wurde immer schwieriger, und Griffin fand es immer grässlich, dass die Verhandlungen stets wichtiger zu sein schienen als die Arbeit, die daraus resultierte. Über dieses Thema konnte er sich regelrecht ereifern, und oft genug tat er das auch. Das kreative Aufwallen ereignete sich vor allem am Anfang eines Projektes. Man sprach darüber, man war begeistert, und der Produzent war ebenfalls begeistert, und der junge Typ vom Studio war ganz außer sich vor Begeisterung. Und warum? Weil niemand je einen solchen Film gemacht hatte. Und dieser Film war nicht eigenartig, sondern einzigartig . Ach was, einzigartig – es war ein Film, wie es ihn noch nie gegeben hatte. Sie sollten sich einfach hinsetzen und das Drehbuch schreiben, sagte der Studiotyp, denn diese Idee sei so gut, dass nichts schiefgehen könne. Nach zwei Jahren, einem neuen Produzenten und fünfzehn Entwürfen (davon nur drei bezahlt), die auf fünfzehn widersprüchlichen Anweisungen aus dem Sudio beruhten, stand man, wenn man Glück hatte und das Ganze nicht aufs Abstellgleis geschoben wurde, mit einem miesen Durchschnittsbuch da, das keinen einzigen überzeugenden Grund lieferte, warum es unbedingt verfilmt werden sollte. Was, wie Tommy gern sagte, der beste Grund war, es zu verfilmen. Scheiß drauf, dachte Griffin. Noch zwei, drei Jahre, dann würde er damit Schluss machen.
    Joy hörte sich das an, äußerte aber – nur fürs Protokoll – einige erhebliche Zweifel an seiner Strategie (oder der seiner Mutter?), die darin bestand, zu sparen, die Ausgaben einzuschränken und geduldig zu warten. Zum einen ging diese Strategie gegen

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