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Diese alte Sehnsucht Roman

Diese alte Sehnsucht Roman

Titel: Diese alte Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Russo
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ein bisschen, wenn es dir so viel Spaß macht.
    Das Spiel wurde fortgesetzt, allerdings ziemlich zurückhaltend, denn die Spieler mussten, so gut sie konnten, um den schmollenden Jungen herumlaufen. Andy machte tiefe Atemzüge und stützte sich auf seine Braut, die sich zu erkundigen schien, wie es angesichts dieser neuen Entwicklung mit den Aussichten auf eine gelungene Vorhochzeitsnacht aussah. Als Griffin auf die Veranda trat, riefen Eltern ihre halbwüchsigen Kinder, und das Spielfeld leerte sich. Da sein Schmollen jetzt jeden Sinn verloren hatte, sprang der kleine Junge auf und rannte weinend zu seiner Mutter. Griffin sah, was passieren würde, bevor es passierte. Sitzend war der Junge relativ sicher gewesen, für die Spieler an der Grundlinie und die anderen, die am Netz hochsprangen, gut zu sehen, doch jetzt war der Ball in der Luft und der Junge nicht da, wo er sein sollte. Jason, der anscheinend hoffte, einen letzten harten Schmetterball auf seinen Bruder zu schlagen, machte einen großen Schritt nach rechts und sprang hoch, wobei sein Knie den Jungen unter dem Kinn traf und den Kopf nach hinten schnalzen ließ. Im nächsten Augenblick lag der Junge reglos auf dem Rücken, und bevor Griffin sie davon abhalten konnte, einen Kommentar abzugeben, sagte seine Mutter: Gut . Aber vielleicht war dieses knapp formulierte Urteil auch sein eigenes.
    Jane und June kreischten gleichzeitig und identisch auf, und alle eilten von der Veranda auf die Rasenfläche und bildeten einen Kreis um den Jungen, der den Mund lautlos öffnete und schloss wie ein Fisch. Griffin, der sich für sich selbst (und seine Mutter) schämte, blieb allein zurück und erhaschte einen kurzen Blick auf das blutverschmierte Gesicht des kleinen Scheißers. Der bekam endlich wieder Luft und begann zu klagen. Seine Mutter drückte ihn an ihren großen Busen und stimmte ein. »Ach, mein armer Schatz! Armer, armer Schatz! Wie ist das nur passiert? Haben die Großen zu wild gespielt?«
    Jason sah aus, als wollte er dieser Bewertung widersprechen, aber da er für die Verletzung des Jungen verantwortlich war, entschied er sich für eine andere Taktik. »Ach, das war halb so schlimm, was, Kleiner?«, sagte er und zauste dem Jungen das Haar. »Du bist hart im Nehmen.« Worauf das Früchtchen sich von seiner Mutter losriss und Jason denselben Tiefschlag wie Andy verpassen wollte. Diesmal jedoch hatte er es mit einem Marine zu tun, dessen gründliche Ausbildung es ihm erlaubte, Angriffe selbst des bösartigsten Siebenjährigen geschickt zu parieren. Die Absicht des Kindes hätte allerdings nicht klarer sein können. Tiefschläge schienen seine Standardstrategie zu sein.
    »Justin!«, bellte seine Mutter, packte ihn bei den Schultern und drehte ihn zu sich herum. »Was hat Mommy dir gesagt? Du sollst nicht dorthin schlagen! Das ist nicht nett! « Er holte aus und schlug ihr in den Unterleib.
    Griffin hatte sich von Joy und Laura verabschieden wollen, doch die beiden waren jetzt im Mittelpunkt der Aufregung, und er entschied sich dagegen. Die Rollstuhlrampe war nur ein paar Meter entfernt, und da alle abgelenkt waren, würde er unbemerkt verschwinden können. Die Eibenhecke sorgte für Deckung bis zum Parkplatz. Während er den Plan fasste, versuchte irgendetwas in seinem Kurzzeitgedächtnis, seine Aufmerksamkeit zu erlangen: Es war wie bei einem Anschlussfehler in einem Film (war das Hemd des Hauptdarstellers in der vorigen Szene nicht aufgeknöpft gewesen?), doch erst als er die Rampe hinunterging und an der Stelle, wo sie im rechten Winkel abbog, das zerbrochene Geländer sah, wurde ihm bewusst, was es war: Vor wenigen Augenblicken noch hatte der ungeduldige Harve am oberen Ende der Rampe gesessen.
    Als Griffin näherkam, hörte er ihn stöhnen. Das Geländer war morsch – das war deutlich zu sehen – und hatte dem Aufprall nicht standgehalten. Weil der Untergrund recht steil abfiel, befand sich die Veranda an dieser Stelle gut dreieinhalb Meter über dem Boden und etwa einen Meter über der Hecke. Die Zweige zitterten noch, als Griffin sich über die Kante beugte. »Harve?«, sagte er. »Alles okay?«
    Die Stimme, die antwortete, klang eher wie die eines Kindes als eines erwachsenen Mannes. »Rührt … sich … nicht!«, sagte sie.
    Es war nicht schwer, sich zusammenzureimen, was geschehen war. Von seiner Tochter verlassen, als der Junge auf dem Rasen k.o. gegangen war, und zu ungeduldig, um sich helfen zu lassen, hatte sein Schwiegervater versucht, die

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