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Diese eine Woche im November (German Edition)

Diese eine Woche im November (German Edition)

Titel: Diese eine Woche im November (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
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schieben ihren Handkarren. Tonio kommt ihnen in die Quere, der Karren kippt, Unrat ergießt sich auf die Gasse. Sie fluchen hinter ihm her. Dort taucht der Campo San Polo auf, das Café – das Mädchen ist verschwunden!
    Tonio keucht, hält sich die Seite. Hat er seine Schuhe umsonst eingedreckt? Auf dem Tisch steht noch ihr Geschirr. Den Kuchen hat sie gegessen, den Joghurt nicht angerührt. Tonio nimmt Geldscheine aus seiner Hosentasche und stopft sie in ihr Portemonnaie. Dabei fällt sein Blick auf eine Kreditkarte: Herbert Reichelt. Wer ist das, ihr Freund, ihr Bruder? Wo ist sie? Hineingegangen, um zu zahlen?
    Im Schutz der Arkaden schleicht er zum Café und wirft einen Blick hinein. Sie ist nirgends zu entdecken. Die Tür zum Waschraum öffnet sich. Tonio lächelt, sie war nur auf dem Klo. Während sie das Lokal durchquert, wirft sie einen Blick auf die Kuchenvitrine. Das Mädchen kann wirklich eine Menge verdrücken.
    Ein Ding zu klauen, ist eine Sache, es unbemerkt zurückzugeben, etwas anderes. Während der Hetzerei hat Tonio keinen Gedanken daran verschwendet. Was soll er sagen? » Hallo, meine Freundin hat dich bestohlen. Hier ist dein Portemonnaie zurück. « Nein, so kann man das nicht machen.
    Sie tritt ins Freie und will zu ihrem Tisch zurück. Die Tasche hat sie umgehängt. Eine Gruppe Anzugträger kreuzt ihren Weg, Büroangestellte, die Kaffeepause machen. Das ist Tonios Chance. Im Schutz der Männer läuft er näher, die Brieftasche verdeckt in seiner Hand. Kaum sind die Männer vorüber, hebt Tonio den Arm und will das Portemonnaie sachte in ihre Tasche gleiten lassen.
    » Was soll das? «
    Sie dreht sich um. Sieht eine dunkle Gestalt, die die Hand nach ihrer Tasche ausstreckt. Sie weiß Bescheid. Tonio steht wie erstarrt.
    » Ach nee « , sagt sie auf Deutsch. Im nächsten Moment schreit sie auf Italienisch: » Ein Dieb! Zu Hilfe! Ich werde bestohlen! «
    Worte, die Tonio in seiner Karriere öfter gehört hat. Allerdings noch nie, wenn er Diebesgut zurückgeben wollte. Schon drehen sich Leute um.
    » Sei still! «
    » Dieb! « , ruft sie.
    » Ich will nicht stehlen. «
    Tonio wird selten handgreiflich. In seinem Job ist Brutalität berufsschädigend. Ein Dieb ist eine Sache, ein brutaler Räuber eine andere. Alles steht auf Messers Schneide. Wenn sie ihn ergreifen, rufen sie die Polizei. Wird er verhaftet, finden sie seinen Namen in der Datei. Tonio ist als jugendlicher Straftäter registriert. Dann sieht es übel für ihn aus.
    Die Geldbörse noch in der Hand, reißt er das Mädchen herum und presst ihren Rücken gegen seine Brust. Er zwingt sie, loszugehen. Unter der Arkade entdeckt er eine Haustür. Sie will weiterschreien, er presst die Hand auf ihren Mund. Sie zerrt und strampelt. Tonio ist kein Muskelprotz, aber ein sehniger Junge. Brutal knufft er sie weiter. Die Tür steht offen, ein Luftzug. Er zerrt das Mädchen ins Haus. Sie versucht sich am Türstock festzukrallen. Er ist stärker. Sie stehen im Halbdunkel eines Treppenhauses. Ein Fensterkreuz aus Licht zeichnet sich an der Wand ab. Tonio lauscht. Kein Lärm von draußen, niemand scheint ihnen zu folgen.
    » Sei still, ich bitte dich. Lass es mich erklären. « Noch hält er ihren Mund zu. Zornige Augen funkeln ihn an. » Ich will dir die Brieftasche zurückgeben. «
    Ihre Augen werden groß. » Dhmh? « , macht sie.
    Vorsichtig lockert er den Griff.
    » Du bist das? « Jetzt hat sie ihn erkannt. » Ein mieser kleiner Dieb? «
    Mit zwei Schritten ist er an der Tür und zieht sie zu. » Ich sag dir doch … « Tonio hält ihr das Portemonnaie hin. » Ich will es dir zurückgeben. «
    » Was Dümmeres fällt dir nicht ein? « Sie nimmt es. » Leute wie dich sollte man einsperren. «
    Das Mädchen wirkt völlig furchtlos. Er könnte sie niederschlagen und durch das Treppenhaus abhauen. Wieso hat sie keine Angst? » Schau in die Brieftasche. «
    » Wozu? «
    » Wie viel Geld hattest du dabei? «
    » Was geht dich das an? – Siebzig, achtzig Euro. «
    » Mach sie auf. «
    Julia tut es, aus Neugier. Erstaunt hält sie zwei Scheine in der Hand.
    Er hebt die Schultern. » Es ist mehr als vorhin, nicht wahr? «
    » Hundert « , antwortet sie verblüfft.
    » Welcher Dieb tut Geld in eine Brieftasche, die er klauen will? «
    » Ein Dieb, der nicht ganz richtig im Kopf ist. «
    Das bin ich, denkt er. Seit heute Morgen setzt mein Verstand aus. » Lässt du mich erzählen, wie es wirklich war? «
    » Ich höre. «
    Wie war es wirklich? Die Sache

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