Diese glühende Leidenschaft …
einem Mann den Kopf zu verdrehen.
In ihrem Beruf spielte gutes Aussehen kaum eine Rolle, und so richtete sie sich mit ihrer Garderobe eher nach praktischen Gesichtspunkten als danach, wie attraktiv sie darin aussah. Aber jetzt war Evie doch versucht, dieses Kleid anzuprobieren, die kühle Seide auf ihrer Haut zu spüren und den schwingenden Rock, wenn er gegen ihre Beine stieß.
Wie würde Quinn reagieren, wenn er sie heute Abend in diesem Traumkleid entdeckte? Neulich in Jeans und Pulli hatte sie ihm nicht gefallen, das hatte er offen gesagt. Aber so elegant gekleidet würde sie ihn sicher beeindrucken.
Schluss jetzt, rief Evie sich selbst zur Ordnung. Du wirst nicht zu der Gala gehen, also wirst du dieses Kleid nicht tragen und auch Quinns Aufmerksamkeit nicht auf dich ziehen.
Mit erhobenem Zeigefinger wandte sie sich an Corbin. „Hör endlich auf, mich abzulenken. Egal, wie ich aussehe, Quinn wird mir das Geld nicht geben.“
„Er hat dich geliebt, Evie. Und wenn er dich in diesem Kleid …“
„Aber er liebt mich nicht mehr“, unterbrach sie ihren Bruder. „Ehrlich gesagt, er mag mich nicht einmal mehr besonders. Er würde mir das Geld bestimmt nicht geben, selbst wenn er mich heute Abend in diesem schönen Kleid sähe.“
„Evie“, schalt Corbin sie. „Dies ist nicht irgendein schönes Kleid, dies ist ein Kleid, das jeden Mann umhaut, wenn du es trägst. Es ist ganz wichtig, dass Quinn dich darin sieht.“
„Aber …“
„Bitte, bitte, du musst zu der Gala gehen.“ Corbin griff nach Evies Hand und drückte sie gefühlvoll. „Bitte, du musst mit ihm reden. Versprich es mir.“
Als Evie die schweißnasse Hand ihres Bruders spürte, als sie die Verzweiflung in seiner Stimme hörte und seinen flehenden Blick sah, machte sie sich Sorgen. „Corbin, was ist los?“
„Gar nichts, abgesehen davon, dass diese schießwütigen Banditen mich bedrohen. Vielleicht ist es ja nur halb so schlimm.“ Corbins Lächeln war in diesem Moment zu strahlend, um echt zu sein. „Bleib du nur hier und freunde dich mit dem Kleid an, Schwesterchen, während ich dir frischen Kaffee hole.“
„Nein, danke, das ist mir zu viel Koffein!“, rief Evie. Aber da war Corbin schon um die Ecke gebogen und in der Diele verschwunden.
Was soll ich nur mit ihm machen? fragte sie sich. Sein Leben ist in Gefahr, aber er kocht mir Kaffee und kauft mir ein sündhaft teures Kleid. Manchmal kommt es mir so vor, als ob er nicht richtig tickt. Er hat schon die ganze Zeit über seine Verhältnisse gelebt, ohne dass ihn das kümmert.
Seufzend schaute sich Evie in Corbins Schlafzimmer um. Als er eingezogen war, hatte er es von einer Innenarchitektin im modernen Designerstil einrichten lassen. Der Raum hätte ein Schmuckstück kühler Eleganz sein können, wenn Corbin ihn nur nicht so verkommen ließe und wenigstens sein Bett machte.
Aus Ordnungsliebe oder vielleicht auch, weil Evie nicht mehr an das Kleid und seine Wirkung auf Quinn denken wollte, sammelte sie die schmutzige Wäsche auf, die überall herumlag. Nachdem sie sie in den weißen Weidenkorb geworfen hatte, der ungenutzt in der Ecke stand, begann Evie, Corbins Bett zu machen. Eines der Kopfkissen fand sie am Fußende des Bettes, das andere lag auf dem Boden.
Als sie sich danach bückte, entdeckte sie einen Stapel Papiere, der unter dem Bett herausragte. Bei näherem Hinsehen entpuppten sich die Blätter als Bauzeichnungen.
Erstaunt besah Evie sich die großformatigen Zeichnungen. Ihr kleiner Bruder interessierte sich für alles Mögliche, aber, soviel sie wusste, nicht für Architektur. Die ersten Zeichnungen im Stapel waren an den Ecken gefaltet, sodass die Zeichnung in der Stapelmitte halb offen lag. Als Evie die Beschriftung „Messina Diamonds“ las, stockte ihr der Atem.
Während sie in den Zeichnungen blätterte, die darunter lagen, wurde ihr immer mulmiger. Es waren detaillierte Pläne von jedem der sechs Stockwerke, einschließlich der Elektroinstallation, die Messina Diamonds in dem Büroturm gemietet hatte. Es gab auch Zeichnungen von den Etagen, wo die Firma McCain Security ihre Büros hatte, und von anderen Firmen, die Evie kein Begriff waren.
Als sie Corbins Schritte in der Diele hörte, schob sie die Papiere schnell wieder unter das Bett und richtete sich auf.
Schon kam er mit dem dampfenden Kaffee für sie herein. „Was machst du da?“, fragte er seine Schwester in scharfem Ton.
„Ach, ich habe nur die Kissen aufgehoben und rasch etwas Ordnung
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