Diese glühende Leidenschaft …
als fühltest du dich mir, der kleinen Sozialarbeiterin, verpflichtet. Ehrlich gesagt, geht mir das auf die Nerven.“
Darauf verzog Quinn den Mund, als wollte er lachen. Dennoch blieb sein Blick irgendwie traurig, fiel Evie auf. Quinn vermied es auch, ihr in die Augen zu sehen.
Als er schwieg, redete sie weiter auf ihn ein: „Sag mir nur nicht, dass du das alles machst, weil ich dir leidtue.“
„Nein, ich bemitleide dich nicht.“
Konzentriert betrachtete Evie seinen Gesichtsausdruck. Wenn es kein Mitleid ist, was ist es dann? überlegte sie. „Du fühlst dich mir gegenüber schuldig, nicht wahr?“ Ohne seine Antwort abzuwarten, fuhr sie fort: „Aber warum? Du hast keinen Grund. Dein Vater hat nicht versucht, mich ins Gefängnis zu stecken.“
„Evie.“ Quinn beugte sich zu ihr vor. „Ich weiß doch, dass dein Leben nicht so verlaufen ist, wie du es dir gewünscht hast.“
Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück. „Mein Leben?“
„Du wolltest dir die Welt ansehen, durch Europa trampen. Und du hattest vor, etwas mit Mode zu machen. Aber wegen mir hast du dich mit deinem Vater zerstritten. Er hat dir kein Geld mehr gegeben, sodass du dir dein Studium selbst verdienen musstest.“
Das kann Quinn alles nur wissen, wenn er Nachforschungen über mich angestellt hat, ging es Evie durch den Kopf. Damit habe ich rechnen müssen. Schließlich hat er eine Firma in der Branche. Er brauchte nur mit dem Finger zu schnippen, um an diese Informationen zu kommen.
Dennoch war sie verunsichert und schaute aus dem Fenster, während sie mit ihm sprach. „Ich nehme an, du hast dich über jeden meiner Schritte informiert, seit du aus Mason weg bist.“
„Nicht gerade über jeden Schritt. Aber ich weiß genug, um mich zu fragen, ob du das alles wirklich so wolltest.“
Einen Moment lang erwog Evie, einfach das Thema zu wechseln. Nein, das hat keinen Zweck. Ich will ehrlich zu ihm sein, dachte sie. „Ich bin wegen deinem Vater in Mason geblieben.“
„Was hat mein Vater damit zu tun?“ Quinn klang so überrascht, dass Evie ihn wieder anschaute. Sein Erstaunen stand ihm tatsächlich ins Gesicht geschrieben. Er weiß also doch nicht alles von mir, sagte sie sich erleichtert.
„Nachdem du aus Mason fortgegangen warst, wusste ich zuerst nicht weiter“, gestand sie ihm. Das war vollkommen untertrieben. Sie war in ein tiefes Loch gefallen und litt unter Depressionen. Vor allem konnte sie das Gerede der Leute kaum ertragen. Sei froh, dass er weg ist. Der Kerl war nichts für dich. Solche Aussprüche musste sie sich immer wieder anhören.
„Dann nahm ich zu der einzigen Person, die dich auch vermisste, Kontakt auf“, erzählte Evie weiter.
„Das war ausgerechnet mein Vater“, bemerkte Quinn grimmig und verzog das Gesicht.
„Ja.“ Sie wusste genau, was er meinte. Wie konnte Evie Montgomery, die Tochter eines Millionärs, auch nur einen Fuß in diesen schmuddeligen Wohncontainer setzen? Solange Quinn dort lebte, hatte er das immer verhindert.
„Du brauchst dir das nicht so dramatisch vorzustellen. Ich habe ein- bis zweimal die Woche bei deinem Vater vorbeigeschaut, habe ihm Lebensmittel gebracht und die Schecks eingelöst, die du ihm geschickt hast.“
Auf einmal sah Quinn noch schuldbewusster aus. „Dann hast du dein Studium tatsächlich um ein Jahr oder mehr verschoben, nur wegen ihm?“
„Ja, ich bin erst nach seinem Tod weggezogen, um auf der Texas State University zu studieren. Ich konnte ihn einfach nicht allein lassen.“
„Das hättest du nicht auf dich nehmen müssen.“
„Wer hätte es denn machen sollen, Quinn? Du etwa?“ Offensichtlich hatte er jetzt ein furchtbar schlechtes Gewissen. Das musste Evie ihm unbedingt ausreden.
Ihr war längst klar geworden, dass sie sich selbst den größten Gefallen damit getan hatte, für Quinns Vater zu sorgen. Die Aufgabe hatte sie von ihrem Kummer abgelenkt. Zum ersten Mal hatte sie über den eigenen Tellerrand geblickt. Sie hatte eine Welt kennengelernt, die so ganz anders war als ihr einsames, aber wohlbehütetes Luxusleben.
„Mach dir keine Vorwürfe, Quinn“, erklärte Evie lächelnd. „Du warst wirklich nicht dazu in der Lage, für ihn zu sorgen. Schließlich musstest du wegen mir die Stadt verlassen. Es war also nur fair, dass ich an deiner Stelle für deinen Vater gesorgt habe. Manchmal war ich froh, dass du nicht mit ansehen musstest, wie er sich zu Tode trank. Mir ist es vielleicht nicht ganz so schwer gefallen.“
„Wäre ich bei ihm
Weitere Kostenlose Bücher