Diese glühende Leidenschaft …
damals hatte er noch nicht diese horrenden Schulden. Das haben wir erst jetzt herausgefunden.“
Evie wurde immer nachdenklicher. „Aber du glaubst nicht, dass der Plan von diesem Burschen kommt, nicht wahr? Du meinst, dass Corbin hinter allem steckt.“
„Ja, denn soviel ich weiß, ist Patterson zwar verzweifelt wegen seiner Schulden, aber nicht besonders einfallsreich. Ich bin sicher, Corbin hat seine Lage geschickt ausgenutzt und sogar …“ Quinn brach den Satz ab. Warum sollte er Evie mit Details quälen?
Aber sie ließ nicht locker. „Er hat was? Ach, Quinn, sag es mir lieber gleich. Wenn ich es erst später herausfinde, wird es auch nicht leichter für mich.“
„Laut meinen Informationen war Patterson nicht der Einzige mit Verbindungen zu den Mendozas.“
„So?“ Mit großen, ernsten Augen und zusammengepressten Lippen schaute Evie Quinn an. „Aber du hast doch gesagt, dass Corbin gar nichts mit den Mendoza-Brüdern zu schaffen hatte.“
„Das stimmt nicht ganz. Er schuldet den Brüdern zwar kein Geld, hat jedoch als Kleinkrimineller schon mit ihnen zusammengearbeitet, wenn die Herren sich selbst die Finger nicht schmutzig machen wollten. Die Mendozas haben eine ganze Riege von Kleinkriminellen, aus der sie sich nach Bedarf bedienen.“
„Dann ist Corbin also ein Kleinkrimineller?“ Evie stieß ein bitteres Lachen aus.
„Ich fürchte ja. Soweit wir herausgefunden haben, arbeitet er schon seit Jahren vornehmlich als Trickbetrüger.“
Wie fröstelnd, legte sie die Arme um sich. Es war zwar ein frischer Wind aufgekommen, seit sie gelandet waren. Dennoch glaubte Quinn nicht, dass dies der Grund für Evies Zittern war.
„Mein Bruder hat sein Geld also als Trickbetrüger verdient.“ Sie schluckte hart. „Aber jetzt ist er sozusagen aufgestiegen. Du glaubst, dass dieser Diamantenraub ganz allein seine Idee war, stimmt’s?“
„Ja, alles spricht dafür. Brett Patterson muss einen Teil des Sicherheitssystems für ihn lahmgelegt haben. Wir haben Pattersons Fingerabdrücke auf den entsprechenden Schaltpulten gefunden“, erklärte Quinn. „Glücklicherweise konnte er schon vor vier Stunden festgenommen werden. Er wollte gerade ein Flugzeug nach Cabo San Lucas in Mexiko nehmen.“
„Vor vier Stunden?“ Evie überlegte. „Dann war das die Nachricht, die dich im Flugzeug erreicht hat.“
Er nickte. „Der Bursche hat sofort alles gestanden. Er soll wie ein Wasserfall geredet haben. Das FBI konnte ihn kaum stoppen. Daraufhin wurden noch weitere Komplizen festgenommen, die alle auf dem Weg nach Mexiko waren. Dort wollten sie in einem Hotel in Cabo San Lucas auf Corbin warten. Er hat dort Zimmer reservieren lassen, und seinem gebuchten Flugticket nach müsste er heute Abend auch noch dort eintreffen.“
„Aber warum sind wir dann hier?“, rief Evie.
„Weil er gar nicht nach Mexiko will, und vermutlich wird er auch nie wieder in die Vereinigten Staaten zurückkehren. Die Buchungen dienen nur als Ablenkungsmanöver“, antwortete Quinn. „Außerdem hat er es so arrangiert, dass ich mit der Sache befasst bin und seine Komplizen meinen Leute in die Hände fallen. Denn zehn Millionen Dollar unter vier oder fünf Beteiligten aufzuteilen, ergibt für Corbin selbst wesentlich weniger, als wenn er alles für sich behalten kann.“
Während Quinn sprach, beobachtete er, wie Evie innerlich mit sich kämpfte. Trotz aller Logik schien sie Probleme zu haben, ihm zu glauben. Sie wollte sich das Vertrauen in ihren Bruder einfach nicht zerstören lassen. Quinn tat sie unendlich leid. Sie hätte es wirklich verdient, einen Menschen zu haben, auf den sie sich in ihrem Leben verlassen kann, dachte er. Eigentlich hätte ich derjenige sein sollen.
Wieder machte er sich Vorwürfe. Wenn er doch damals nur mehr an sie geglaubt hätte. Wenn er nur halb so viel Vertrauen zu ihr gehabt hätte, wie sie zu ihrem Bruder hatte, wie anders würde das Leben jetzt für sie beide aussehen!
„Dann hätte Corbin seine Freunde ja ebenso verraten wie mich.“ Evie seufzte hilflos. „Das kann ich einfach nicht glauben. So ein Scheusal ist mein Bruder nicht.“
„Evie, es tut mir leid, aber …“
Sie ließ Quinn nicht ausreden. „So etwas würde er niemals machen. Nein, er würde mir das nicht antun. Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich mich für ihn aufgeopfert habe. Ich bin sogar zu unserem Vater gegangen und habe ihn angefleht, Corbin finanziell zu unterstützen. Das hätte mein Bruder doch nicht zugelassen,
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