Diese Lippen muss man küssen
gehe.“
Während er das Thermometer vom Tisch nahm und auf Abby zuging, die mit Sunnie im Arm auf dem Schaukelstuhl saß, ließ er sie nicht aus den Augen. Sie sah todmüde aus. Schon am Nachmittag, als sie sich im Supermarkt begegnet waren, hatte sie erwähnt, dass sie tagsüber auf der Ranch gearbeitet habe und müde sei. Nun war sie noch den ganzen Abend auf den Beinen gewesen, um ihm mit dem fiebernden Kind zu helfen. Sie sollte sich ganz sicher jetzt nicht hinter das Steuer setzen. Er überlegte, ihr vorzuschlagen, über Nacht zu bleiben. Aber er kannte Abby gut genug, um zu wissen, dass sie dann erst recht darauf bestehen würde, nach Hause zu fahren.
Er prüfte Sunnies Temperatur. Gott sei Dank wieder normal. Als er es Abby sagen wollte, bemerkte er, dass sie die Augen geschlossen hatte. Schlief sie?
„Und? Wie sieht es aus?“ Sie hörte sich an, als fiele es ihr schwer, wach zu bleiben.
„Immer noch ein wenig erhöht“, log Brad, der auf keinen Fall wollte, dass Abby hinter dem Lenkrad einschlief und einen Unfall verursachte. Das hätte er sich nie verziehen. „Weißt du was? Gib mir Sunnie, und streck dich selbst ein bisschen auf der Couch aus. Falls du einschläfst, werde ich dich wecken, wenn du dran bist.“
Und bevor sie etwas erwidern konnte, nahm er ihr die Kleine ab, legte sie sich in eine Armbeuge und zog Abby mit der anderen Hand hoch. Vorsichtig führte er sie zur Couch. Dort blieb sie stehen und sah ihn an.
„Ich bin sicher, dass mit Sunnie alles in Ordnung ist“, sagte sie. „Ich werde jetzt nach Hause fahren. Du kannst mich ja jederzeit anrufen, wenn du mich brauchst.“
„Du weißt so viel besser als ich, wie man mit Babys umgeht. Deshalb wäre ich wirklich froh, wenn du noch bleiben könntest“, drängte er. Absichtlich erwähnte er nicht, dass er sich gerade mehr Sorgen um sie als um Sunnie machte. Sie hätte ihm sowieso nicht geglaubt.
Wieder schaute sie ihn an. Und gerade als er glaubte, sie würde sich abwenden und zur Tür gehen, ließ sie sich auf die Couch fallen und zog die Schuhe aus. „Okay, ich will mich nur ein wenig ausruhen. Sag mir Bescheid, wenn ich dich ablösen soll.“
Sie hatte sich kaum zurückgelehnt und die Augen geschlossen, als Brad auch schon an ihren gleichmäßigen Atemzügen erkannte, dass sie eingeschlafen war. Sunnie schlief ebenfalls, und er konnte nur hoffen, dass sie nicht aufwachte, wenn er sie in die Tragetasche legte. Er hatte Glück, sie schlief friedlich weiter. Auf Zehenspitzen ging er zur Couch hinüber und blickte auf Abby herunter. Unter keinen Umständen wollte er sie aufwecken. Aber wenn er sie nicht in eine andere Position brachte, würde sie mit höllischen Nackenschmerzen aufwachen.
Vorsichtig ließ er sich auf dem einen Ende der Couch nieder, nahm Abby in die Arme und lehnte sie gegen seine Schulter. Sie murmelte etwas vor sich hin und bewegte sich. Aber anstatt sich aufzurichten und ihn anzufauchen, was er sich denn einbilde, legte sie ihm die Hand auf die Brust und schmiegte sich fester an ihn. Ihr warmer Atem kitzelte ihn am Hals, und sofort spürte Brad, wie die Erregung heiß in ihm aufstieg. Ich Idiot! Warum hatte er auch den edlen Retter spielen wollen?
Fest schloss er die Augen und versuchte an etwas zu denken, was ihn von dieser verführerischen Frau ablenkte, die viel zu dicht bei ihm lag. Aber nichts half. Viel zu gut und aufregend fühlte sich ihr schlanker Körper in seinem Arm an, viel zu sehr hatte er ihre Überraschung genossen, als er ihr mit nacktem Oberkörper gegenübergestanden hatte. Obwohl Abby versucht hatte, ihre Empfindungen zu unterdrücken, hatten die geröteten Wangen und der bewundernde Blick sehr eindeutig signalisiert, dass sie sich sexuell von ihm angezogen fühlte.
Bei dieser Vorstellung schlug sein Herz schneller. Das geschah in letzter Zeit eigentlich immer, wenn Abby in der Nähe war. Wann hatte das angefangen? Seit wann betrachtete er sie als attraktiv und sehr begehrenswert? Das war früher ganz anders gewesen; da waren sie Rivalen gewesen, die sich zwar nicht gehasst hatten, sich aber aus dem Weg gegangen waren. Allerdings hatte er schon irgendwann gegen Ende ihrer Schulzeit angefangen, Abby mit anderen Augen zu sehen. Beinahe hätte er sie sogar zum Abschlussball eingeladen. Doch gerade noch rechtzeitig hatte er gemerkt, dass sie in Richard Langley verliebt war, und hatte sich mit anderen Mädchen getröstet.
Damals war sein Interesse an ihr noch ziemlich unschuldig gewesen, und
Weitere Kostenlose Bücher