Diese Lippen muss man küssen
vor sie hin, beugte sich vor und stützte die Händen auf den Armlehnen des Schaukelstuhls ab, sodass Abby dazwischen gefangen war. „Es fällt mir schwer, es zuzugeben, Abby. Aber da Sunnie bisher noch nie krank war, wäre es mir lieber, wenn du noch ein bisschen bleibst.“ Als er der Kleinen über die Wange strich, berührte er kurz Abbys Brüste. „Zumindest, bis das Fieber weg ist.“
Seine Besorgnis konnte Abby nur zu gut verstehen. Langsam fing er an, sich im Umgang mit dem Kind einigermaßen sicher zu fühlen. Und nun war die Kleine zum ersten Mal krank, selbst wenn es sich nur um eine Reaktion auf die Impfung handelte.
Dennoch, die kurze Berührung ihrer Brüste hatte Abby sofort erregt, und sie wusste, sie sollte gehen, wenn sie nicht in Schwierigkeiten kommen wollte. „Ganz sicher sind Sheila oder Sadie bereit, vorbeizukommen und dir zu helfen.“ Dass Brad unsicher war und es auch zugab, hatte Abby noch nicht erlebt. Bisher hatte er in jeder Lebenslage gewusst, was zu tun war, und seine plötzliche Hilflosigkeit empfand sie als sehr liebenswert.
„Leider nicht. Zeke und Sheila sind über das Wochenende weggefahren. Und Sadie, Rick und die Mädchen wollten nach Somerset, das berühmt ist für seine weihnachtlich geschmückten Häuser.“
Nein, ich darf nicht … Leider machte sie den Fehler, ihn anzusehen. Noch nie hatte er so verzweifelt ausgesehen. Offenbar wusste er wirklich nicht, an wen er sich sonst wenden sollte. Und so gab sie nach. „Okay, dann bleibe ich noch ein bisschen länger.“
„Danke, Abby!“ Er richtete sich auf und lächelte sie erleichtert an. „Ich hol dir schnell eins von meinen T-Shirts.“
Ehe sie noch etwas dagegen einwenden konnte, war er verschwunden. Beunruhigt sah sie ihm hinterher. Vielleicht war es keine besonders gute Idee, etwas von ihm anzuziehen. Irgendwie war das zu intim … Aber der Fleck auf ihrer Bluse war ziemlich groß, und der feuchte Stoff fühlte sich unangenehm an.
„Hier.“ Brad war schon zurück und reichte ihr ein weiches Baumwoll-T-Shirt. „Das Gästebad geht rechts vom Flur ab.“ Sachte nahm er ihr die Kleine ab. „Können wir noch irgendetwas für Sunnie tun? Ich meine, außer ihr die Tropfen zu geben?“
„Im Augenblick nicht. Wir sollten ihr wohl auch nichts zu trinken geben. Zumindest nicht Wasser oder Babynahrung. Ich gehe mich mal eben umziehen.“
Im Gästebad sah sie sich das T-Shirt genauer an, das Brad ihr gegeben hatte. „Wenigstens ist es grau und relativ dick“, murmelte sie vor sich hin, während sie ihre Bluse aufknöpfte. So würde ihr BH nicht durchscheinen, wie es meist bei weißen Oberteilen der Fall war. Als sie sich das T-Shirt über den Kopf zog und an sich hinabgleiten ließ, hatte sie das Gefühl, von dem Mann umgeben zu sein, der im Wohnzimmer auf sie wartete. Sie schloss die Augen und stellte sich vor, wie er es sich über seinen prachtvollen Oberkörper zog … einfach sexy. Doch dann riss sie die Augen wieder auf. Hatte sie sich nicht vorgenommen, von Männern die Finger zu lassen? Und dann sehnte sie sich ausgerechnet nach dem, den sie noch nie hatte leiden können, weil er immer besser sein wollte als sie?
Außerdem wusste sie nur zu gut, wohin es führte, wenn man sein Herz an jemanden hängte. Ihr Vater hatte sie und ihre Mutter wegen seiner jungen Sekretärin verlassen, was ihnen fast das Herz gebrochen hatte. Später hatte sie trotz all ihrer Skrupel gewagt, der Liebe eine Chance zu geben und Richard zu heiraten. Doch auch ihn hatte sie verlieren müssen. Und erst vor wenigen Monaten hatte das Schicksal wieder grausam zugeschlagen: Um sich ihren sehnlichen Kinderwunsch zu erfüllen, hatte sie entschieden, ein Kind zu adoptieren. Die leibliche Mutter wollte ihr Kind jedoch plötzlich nicht mehr hergeben. Daraufhin hatte Abby geschworen, sich nie wieder an jemanden zu binden, weil sie einen weiteren Verlust nicht würde ertragen können.
Während sie tief durchatmete und die Schultern zurücknahm, öffnete sie die Tür. Sie würde Brad mit seiner entzückenden kleinen Nichte helfen und dann möglichst schnell verschwinden.
„Ich glaube, sie ist endlich eingeschlafen“, flüsterte Brad. Den ganzen Abend lang hatten Abby und er Sunnie abwechselnd herumgetragen. „Können wir es wagen, noch mal Fieber zu messen?“
Abby nickte und unterdrückte ein Gähnen. „Das letzte Mal hatte sie eine fast normale Temperatur. Und ich würde gern sicher sein, dass das Fieber ganz weg ist, bevor ich
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