Diese Lippen muss man küssen
er hatte höchstens an ein paar feuchte Küsse im Auto gedacht. Aber heute? Heute war er ein erwachsener Mann mit entsprechenden Bedürfnissen. Ein Mann außerdem, der schon eine ganze Zeit nicht mehr mit einer Frau zusammen gewesen war. Und das, was er in diesem Augenblick dachte und empfand, war alles andere als unschuldig.
Als Abbys Hand etwas tiefer rutschte und auf seinem Bauch landete, presste Brad die Zähne zusammen und versuchte eine andere Position zu finden, denn die Hose wurde eng. Er hatte es doch nur für Abby etwas bequemer machen wollen! Das hatte nun zur Folge, dass die Situation für ihn äußerst unbequem war. Tief durchatmend versuchte er, sich zu entspannen. Was war schon geschehen? Wie damals im letzten Schuljahr erschien sie ihm begehrenswert. Na und?
Doch es gab einen entscheidenden Unterschied. Diesmal gab es keinen Richard Langley. Und diesmal war auch er ihr nicht gleichgültig.
4. KAPITEL
Als Abby die Augen öffnete, war sie augenblicklich hellwach, denn sie realisierte mehrere erschreckende Dinge gleichzeitig: Die Morgensonne schien durchs Fenster, sie war nicht in ihrem Bett, und ihr Kopf lag nicht auf einem Kissen, sondern auf den muskulösen Oberschenkeln von Brad Price.
Mit angehaltenem Atem wandte sie langsam den Kopf, bis sie in Brads lächelndes Gesicht blickte. „Guten Morgen, Ms Langley. Haben Sie gut geschlafen?“
„Äh … ja, ich denke schon.“ Himmel, auf welchem Wege war sie bloß mit dem Kopf in seinem Schoß gelandet? Sie erinnerte sich nur noch daran, dass sie sich auf das Sofa gesetzt hatte, um für ein paar Minuten die Augen zu schließen. Hastig richtete sie sich auf und strich sich das Haar aus dem Gesicht. „Wie geht es Sunnie? Hat sie noch Fieber?“
„Nein, es geht ihr gut. Ab Mitternacht war ihre Temperatur wieder normal.“
„Ich will nach Hause.“ Was für eine unmögliche Situation. „Warum hast du mich nicht aufgeweckt?“
Schmunzelnd strich er ihr eine widerspenstige Haarsträhne hinter das Ohr. „Ich habe dich schlafen lassen, weil du todmüde warst und ich dich in diesem Zustand nicht nach Hause fahren lassen wollte. Das Risiko, dass du am Steuer einschläfst, war einfach zu groß.“
„Du wolltest mich nicht nach Hause fahren lassen?“ Obwohl ihr klar war, dass er sich nur Sorgen um sie gemacht hatte, ärgerte es sie, dass er angenommen hatte, sie sei unfähig, eigene Entscheidungen zu fällen. „Dann hör mal gut zu, Price. Ich brauche weder deine Zustimmung noch deine Erlaubnis, um …“
Doch bevor sie ihren Satz noch zu Ende bringen konnte, hatte er sie in die Arme gezogen und küsste sie. Abbys erster Impuls war, ihn wegzustoßen. Aber als sie seine breite Brust unter ihren Händen und seine festen warmen Lippen auf ihrem Mund fühlte, war sie gleichzeitig so schockiert und erregt, dass ihr Protest in sich zusammenfiel. Sein Kuss wurde fordernder, und sie öffnete unwillkürlich die Lippen, um ihm entgegenzukommen. Während sich eine laszive Wärme in ihr ausbreitete, klopfte ihr Herz wie verrückt. Schon der Kuss unter dem Mistelzweig hatte sie völlig aus dem Gleichgewicht gebracht, aber verglichen mit diesem Kuss hatte Brad ihr da nur einen Bruchteil seines Könnens präsentiert. Seinen Ruf als Herzensbrecher hat er zu Recht, ging es ihr durch den Kopf.
Spielerisch streichelte er ihre Zunge mit seiner, und sie ging wie selbstverständlich darauf ein. Mit den Händen strich sie ihm langsam über den Oberkörper, spürte beglückt sein wild schlagendes Herz und legte ihm dann die Arme um den Hals. Welche Kraft von ihm ausging!
Auch er wollte sie berühren und strich zärtlich mit der Hand über ihre Brüste. Heißes drängendes Verlangen stieg in ihr auf. Seit Richards plötzlichem Tod vor gut einem Jahr hatte sie diese Leidenschaft und bedingungslose Sehnsucht nach einem Mann nicht mehr empfunden. Dass sie dieses Begehren nun ausgerechnet in Brads Armen verspürte, konnte sie selbst kaum glauben, und es machte ihr beinahe Angst. Denn diese Gefühle waren stärker, als sie es sich jemals hatte vorstellen können. Aber sie musste vernünftig sein, durfte diesen Empfindungen nicht nachgeben … Sie klaubte die Reste ihres benebelten Verstandes zusammen und versuchte, sich aus seinen Armen zu befreien. Er lockerte die Umarmung, löste sie jedoch nicht ganz. „Das hätten wir nicht tun sollen …“, stieß sie leise keuchend hervor.
„Wahrscheinlich nicht.“ Doch Brads Augen sprachen eine andere Sprache. „Aber ich wäre
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