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erfolgreich ist und so weit im Leben steht, dass sie sich nicht mehr mit schlecht riechenden Mitbewohnern herumschlagen muss. Andererseits aber – Zitat Frank – so »vornedran« und »unverspießert« ist, dass sie weiß, wo die derzeit besten Clubs in Berlin sind und Lady Gaga nicht für eine Neuentdeckung hält. Eine seltene Mischung.
Dabei hatte Frank eigentlich fast immer eine Freundin: Als er mit dem Online-Dating anfängt, blickt er auf zehn Beziehungen in zehn Jahren zurück. Manche dauerten nur wenige Monate, andere zwei, drei Jahre. So schön die Hormonsafari jedes Mal war: »Ich war es echt leid, immer wieder von vorne anfangen zu müssen. Die Frauen passten einfach nicht zu mir. Im Nachhinein habe ich das immer erkannt, nur nie, wenn ich verliebt war. Ich dachte, das muss besser gehen. Professioneller.« Frank will eine Haltbarkeitsgarantie. Er meldet sich bei Parship an. »Ich wusste, die waren die Ersten, die so etwas in Deutschland angeboten haben. Und die größten und teuersten.« Zehn Millionen Singles haben bei Parship schon ihr Glück versucht, 1,4 Millionen sind regelmäßig aktiv. 6000 Neuanmeldungen verzeichnete Parship an jedem Tag im Jahr 2010. Eine 3-Monats-Mitgliedschaft kostet 179,70 Euro. Für Frank klingt das nach Qualität.
Viele, die wie er den Schritt zum Online-Dating wagen, sehen ihre Beziehungsbiografie als eine lange Versuchsreihe: lehrreich, aber letztlich erfolglos. Die Entscheidung, es jetzt online zu probieren, wird als Zäsur empfunden, die die zufällig erfolgten Beziehungsversuche von der systematisch betriebenen und wissenschaftlich unterfütterten Partnersuche abgrenzt. Während ich dem 37-jährigen Berliner zuhöre, wird mir klar: Wer Online-Dating betreibt, denkt in zwei Zeitrechnungen: v.O. und n.O. Vor Online-Dating und nach Online-Dating.
Meistens kommt es zu dieser Zäsur in einer Phase, in der man feststellt, dass das Leben dem immer gleichen Rhythmus von Arbeit und Feierabend folgt. Wenn sich das Ausgehen – wenn überhaupt – nur noch auf das Wochenende beschränkt, verliert das Single-Sein für die meisten seinen Reiz. Gleichzeitig müssen sie feststellen, dass der Markt an potentiellen Partnern immer kleiner wird. »Ich war aus der Phase raus, wo ich in Clubs die Nächte durchgetanzt habe. Ich wollte am Wochenende lieber früh aufstehen und etwas Sinnvolles machen.« Wenn Frank über diese Zeit seines Lebens spricht, klingt es, als habe er endlich verstanden, was im Leben wirklich zählt.
»Diesmal soll es für immer sein« – das war nach seinen vorgegangenen Beziehungsversuchen auch sein Motto. Die meisten Online-Dater sind wie Frank fest entschlossen, ihre sporadischen Liebesabenteuer gegen die planbare Verlässlichkeit einer soliden, auf Treue basierenden Beziehung einzutauschen. An das Prinzip der »Amour fou«, diese Vorstellung, sich wie mit Anfang zwanzig Hals über Kopf in die ältere Dozentin oder den spanischen Mitbewohner zu verknallen, glaubt man nicht mehr. Jetzt, zehn Jahre später, hat man den Weitblick und die Vernunft einzusehen, dass man etwas genauer hinschauen sollte, wenn man den Partner fürs Leben finden will. Schließlich geht es in dieser Lebensphase auch immer um die Frage: »Ist das der Vater / ist das die Mutter meiner Kinder?« Kein Wunder also, dass Partnerbörsen von einem Geist der Ernsthaftigkeit durchzogen sind: Es geht um das Große und Wahre, um tiefe Gefühle und perfektes Zusammenpassen, kurz: Es geht um die ganz große Liebe.
Ich kann Franks Entscheidung, es online zu probieren, nachvollziehen. Sie ist das Ergebnis einer rationalen Überlegung: Wo treffe ich möglichst viele Single-Frauen auf einmal? Wo kann ich das Risiko einer erneuten Fehlentscheidung minimieren? Wo sind die meisten Frauen wie ich ernsthaft an einer Beziehung interessiert? Bei Parship finden nach Unternehmensangaben 38 Prozent der Mitglieder einen Partner. Wie Millionen von Singles in Deutschland kommt auch Frank zu dem Schluss: Der virtuelle Marktplatz der Partnerbörsen ist die beste Option, weil das Angebot dort am größten ist.
Außerdem muss es ja schnell gehen. Für Strohfeuer und »Schauen wir mal, was draus wird« ist jetzt keine Zeit mehr. Die amerikanische Soziologin Alicia Cast von der Iowa State University hat die Nägel-mit-Köpfen-Tendenz der (amerikanischen) Online-Dater nachgewiesen: Im Schnitt dauert es bei konventionell zusammengekommenen Paaren dreieinhalb Jahre vom ersten Kennenlernen bis zum Jawort, bei den
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