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führt dazu, dass man sich immer schlechter festlegen kann – und dass man immer radikaler aussortiert. »Der Mann ist nur zwei Zentimeter größer als ich – mit dem kann ich meine hohen Schuhe nicht anziehen.« Oder: »Sie hat geschrieben, dass sie gerne die ›Bunte‹ liest – wie niveaulos!« Irgendein Grund, die gigantische Auswahl künstlich zu verkleinern, findet sich immer.
Auf die unzähligen Optionen reagiert das Gehirn mit einer geistigen Abkürzung: Das konnte Peter Todd in einem anderen Experiment zeigen, bei dem Frauen zwischen 4, 24 oder 64 Kandidaten wählen konnten. Die Frauen, die über die größte Auswahl verfügten, suchten nur noch nach einem Schlagwort oder einem bestimmten Merkmal bei den Männern – und haben so womöglich einen geeigneten Kandidaten übersehen.
Doch die Partnerbörsen haben natürlich unbestrittene Vorteile: Für die meisten, die sich gerne binden möchten, ist vor allem die Tatsache entscheidend, dass man bei Parship und Co. nur Leute vorfindet, die auch etwas Ernstes suchen. Das ist ja die ewige Tragik der Partnersuche: Wie macht man jene ausfindig, die in Frage kommen? Nehmen wir eine Party oder die Gäste einer Bar: Wie viele sind mit ihrem Partner da? Wie viele wollen zwar flirten, sind aber liiert? Wie viele haben gerade Liebeskummer oder ihr Herz an ihre Klavier spielende Nachbarin verschenkt? Und wie viele vom theoretisch verfügbaren Rest sind unsympathisch oder unattraktiv (was auch immer das für jeden persönlich heißen mag) und werden deshalb ausgesiebt?
Die Partnerbörsen dagegen feiern eine Single-Party, die rund um die Uhr im Gange ist, sieben Tage die Woche. Und es sind nur Gäste geladen, die nach dem Glück und der Stabilität einer Zweierbeziehung suchen. Natürlich gibt es auch Einzelne, die auf der Suche nach einer Bettbekanntschaft sind, aber mein Eindruck während der Recherche war, dass diese eher kostenlose Flirtportale für ihre Akquise wählen. Wer dreißig Euro oder mehr im Monat investiert, dem geht es meist um mehr als um eine schnelle Nummer.
Laptop und Jogginghose – Wie bequem die Partnersuche geworden ist
Das Internet hat die Partnersuche zu einer bequemen Angelegenheit gemacht. Dan Ariely, Professor für Verhaltenspsychologie, konnte zeigen, dass Nutzer von (amerikanischen) Dating-Seiten ihre Suche so praktisch finden, dass sie kaum noch das Haus verlassen: Im Schnitt 5,2 Stunden pro Woche verbringen sie mit dem Durchsehen von Profilen. Weitere 6,7 Stunden tauschen sie sich mit potentiellen Partnern per Mail aus, um herauszufinden, ob sie zu ihnen passen. Nur gerade 1,8 Stunden pro Woche wenden sie für die Partnersuche außerhalb von Dating-Portalen auf. Die gut besuchte Online-Party gibt einem das Gefühl, dass man an jedem anderen Ort nur schlechtere Chancen hätte: Auf die Frage, ob die Studienteilnehmer am Wochenende lieber ausgehen oder online suchen und dann zuhause einen Film ansehen würden, entschieden sich die meisten für Jogginghose und Online-Portal. Das habe ich von vielen deutschen Online-Datern gehört: Die ständigen Nachrichten, Grüße und verschickten »Lächeln« (etwa bei Parship), all die Anbahnungen, geben einem das Gefühl, eingebunden zu sein in ein soziales Netz. Man hat den Eindruck, ständig kurz davor zu stehen, die große Liebe zu finden.
Ein weiterer Vorteil in den Augen vieler: Die erste Runde im virtuellen Gedränge kann man völlig unerkannt drehen. Bei den meisten seriösen Partnerbörsen sind die Profilbilder und die Namen verschlüsselt, erst durch aktives Freischalten können die Mitglieder ihre Fotos preisgeben. Frank stört es nicht, dass er von seinen potentiellen Traumfrauen zunächst nur verschwommene Umrisse sieht. »In meinen Augen zeigt die Tatsache, dass die Profile anonymisiert sind, wie ernst es Parship damit ist, Menschen zusammenzubringen, die charakterlich zueinanderpassen«, sagt er. »Die Leute lassen sich vom Äußeren oft blenden. Mir ging es ja auch oft so.«
Als Frank mir das über seinem Ziegenkäsesalat so sagt, bin ich perplex: Ist da wirklich ein Mann, der froh ist, dass ihm das Äußere der Frauen zunächst vorenthalten wird? Der es gut findet, dass der Parship-Algorithmus sein Beuteschema überlistet? Frank hat keine Ahnung, ob sich eine der Frauen, die er aussortiert, gedankenverloren durch die Locken fährt. Ob sie beim Kochen Johnny Cash hört. Oder sich ein Grübchen in ihrer Wange bildet, wenn sie lacht. Überhaupt spielen all die Dinge, weswegen Menschen
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