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Diesen Sommer bin ich dein

Diesen Sommer bin ich dein

Titel: Diesen Sommer bin ich dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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hinweg einen klaren Blick auf den Wasserlauf
und die französischen Gärten, die von hier aus in ihrer ganzen geometrischen
Präzision erkennbar waren, sowie auf die Ostseite des Hauses. Aber sie befanden
sich auch hoch genug, um noch weitaus mehr zu sehen. Da waren die kultivierten,
mit Bäumen bestandenen Wiesen um das Haus, der Fluss mit dem See in der Ferne,
das Wildgehege und der Turm der Dorfkirche, in entgegengesetzter Richtung die
Hügel und Ackerland in der Ferne.
    Ein Fest für die Augen und auch für die
anderen Sinne. Vögel sangen. Die leichte Brise spendete einen Hauch von Kühle.
Die Strahlen der Abendsonne und die Schatten der Zweige liebkosten ihre Körper.
Da waren der schwere Duft von Hitze und Pflanzenwuchs und ... ein zarter Duft
von Seife.
    »Nichts könnte den Aufstieg rechtfertigen«,
erklärte sie streng, »obwohl die Sicht gut ist, wie ich zugeben muss.«
    Nun. Ein wirklich kühles Lob. Aber kurz
darauf verdarb sie die Wirkung ihrer Worte. Er spürte ein leichtes Zittern
unter seinen Händen, und dann lachte sie leise. Lauren Edgeworth lachte!
    »Ich sitze oben in einem Baum«, sagte sie.
»Gwen und Tante Clara würden es nicht glauben, selbst wenn ich es ihnen
erzählte. Niemand, der mich kennt, würde es glauben. Lauren Edgeworth oben in
einem Baum, ohne Hut!«
    Sie fand den Gedanken anscheinend überaus
reizvoll. Sie kicherte eine Weile fast lautlos, konnte aber dann nicht mehr an
sich halten und brach in schallendes Gelächter aus. Und Kit, der sie sicher
festhielt, stimmte mit ein.
    »Und sie liebt jeden Augenblick?«, fragte
er, als er wieder zu Atem kam.
    »Nun, das werde ich niemals zugeben«, sagte
sie und lachte erneut. Aber schließlich waren sie beide still, und als sie
wieder sprach, klang ihre Stimme eher wehmütig als heiter. »Ich werde mich an
den heutigen Tag erinnern. An jede Einzelheit. Mein restliches Leben lang.
Danke, Kit.«
    Er legte seine Wange an ihren Kopf -
ihr Haar war vom Sonnenschein warm. Die Freude, die er ihr heute verschafft
hatte - wenn es ihr denn Freude gemacht hatte -, bestand aus solch
einfachen Dingen. Aber sie würde sich ihr restliches Leben lang daran erinnern?
Seltsamerweise glaubte er das von sich auch.
    Er zog die Knie an, stützte die Füße rechts
und links von ihr auf den Ast und entspannte sich. Wann hatte er das zum
letzten Mal getan? Das heißt, einfach nur dasitzen, Sonnenschein und Wärme in
sich aufsaugen, die reine Behaglichkeit der Gegenwart eines anderen Menschen
spüren? Es schien ihm, als habe er das vielleicht noch nie getan. Gewiss nicht
in den letzten Jahren. Er war stets eifrig damit beschäftigt gewesen, jeden
müßigen Moment auszufüllen, jede Gelegenheit zu meiden, bei der er vielleicht
unabsichtlich mit seinen Gedanken konfrontiert würde. Er vermied es sogar, sich
nachts zu Bett zu begeben, bevor er zu erschöpft war, um noch etwas anderes zu
tun, als augenblicklich in Schlaf zu sinken. Aber selbst dann waren da diese
Träume ...
    Aber er verbannte alle Gedanken und alle Vorsicht,
während er die Augen schloss.
    Er hatte stets kleine Frauen bevorzugt, da
er selbst nicht besonders groß war. Er hatte sich stets von sinnlichen Frauen
angezogen gefühlt. Und von leidenschaftlichen Frauen. Er hatte im Laufe der Jahre
mehrere Verhältnisse gehabt, von denen die meisten stürmischer Natur, zutiefst
befriedigend und bald vorüber waren. Sein Sommer mit Freyja war weitgehend dem
üblichen Muster gefolgt, obwohl er das sich selbst gegenüber nie eingestanden
hatte. Der einzige echte Unterschied hatte darin gelegen, dass seine
Leidenschaft nicht körperlich befriedigt und daher niemals gestillt wurde. Es
war vorbei gewesen, bevor er selbst es wollte. Damals hatte er geglaubt, er wollte
es niemals beendet sehen und sie sei die Frau, der er lebenslange Hingabe
schwören könnte. Aber hatte er das nicht auch bei zahlreichen Geliebten vor ihr
gedacht?
    Lauren Edgeworth war groß für eine Frau.
Sie war schlank. Sie war von Natur aus kühl. Nicht gefühlskalt. Nein, das nicht.
Aber wahrscheinlich nicht fähig zu heißer körperlicher Leidenschaft. Sie hätte
für ihn trotz ihrer unleugbaren Schönheit reizlos sein sollen.
    Aber er begehrte sie. Er wandte leicht den
Kopf, barg seine Nase in ihrem Haar, atmete ihren Duft ein. Er begehrte sie auf
eine unvertraute kontrollierte Art. Ohne das übliche brennende Bedürfnis, ihren
Körper zu besteigen, um seinen Hunger zu stillen. Es war ein seltsam
unkörperliches  Verlangen. Und doch war es

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