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Diesen Sommer bin ich dein

Diesen Sommer bin ich dein

Titel: Diesen Sommer bin ich dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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lustig«, erwiderte er. »Nur
erfreulich. Es ist Juli und ein heißer, sonniger Tag. Wie leben in einem Land,
das innerhalb seiner Grenzen Frieden genießt. Wir sind jung und gesund und von
den Schönheiten der Natur umgeben.« Seine Stimmung wechselte von Niedergeschlagenheit
zu Überschwang, und er zog sie an der Hand vorwärts. »Ich möchte dir etwas
zeigen.«
    »Den Turm?«, fragte sie atemlos und schaute
aufwärts. »Vermutlich führt eine dieser steilen Wendeltreppen dort hinauf,
oder? Und du wirst darauf bestehen, dass ich sie erklimme. Das würde ich aber
lieber nicht tun. Hinaufzugelangen ist stets leicht, und der Abstieg ist dann
der reinste Alptraum.«
    »Nicht der Turm.« Er deutete in eine andere
Richtung. »Die beste Sicht hat man nicht oben vom Turm aus.«
    Sie blieb stehen und blickte, noch immer
nach Atem ringend, in die von ihm angezeigte Richtung. »0 nein«, sagte sie
entschlossen. »Nein, Kit. Ich bin noch nie in meinem ganzen Leben auf einen
Baum geklettert. Es sah gefährlich aus, wenn Gwen und Neville es taten, und es
sieht auch jetzt gefährlich aus. Außerdem wäre es kindisch. Wir sind hoch genug
für eine schöne Aussicht, vielen Dank. Ich kann das Dach des Hauses von unserem
Standplatz aus recht deutlich sehen. Ich werde nicht - ich werde absolut,
definitiv nicht auf diesen Baum klettern!«
    Es dauerte geschlagene zehn Minuten, um den
Ast zu erreichen, den er im Sinn hatte. Sie stiegen nicht so hoch in den
uralten Eichenbaum, wie er es als Kind häufig getan hatte, aber entschieden
höher, als der Turm war. Der dicke, kräftige Ast war über zahlreiche sichere
Fuß- und Handstützen leicht zu erreichen. Aber Lauren musste zu jeder
Bewegung, besonders zur ersten, die sie vom Boden fortbrachte, überredet
werden. Er stieg hinter ihr hinauf, einen Arm um ihre Taille geschlungen,
obwohl sie nicht zulassen wollte, dass er sie hinauftrug.
    »Ich werde es selbst tun, danke«, belehrte
sie ihn knapp beim einzigen Mal,  er sie fester umfasste und sie hochheben
wollte, als sie vor Unentschlossenheit wie gelähmt schien. »Und so etwas hatte
ich in Vauxhall nun gewiss nicht im Sinn, Kit. Es ist nicht einmal annähernd
angenehm.«
    »Aber es ist denkwürdig, wie du zugeben
musst«, flüsterte er ihr lachend ins Ohr. »Am selben Tag im Hemd zu schwimmen
und auf einen Baum zu klettern. Du befindest dich in ernsthafter Gefahr, ein
berüchtigter Wildfang zu werden.«
    Der Ast war so dick wie viele der Stämme
kleinerer Bäume.
    »Du könntest nicht einmal herunterfallen,
wenn du es versuchtest«, behauptete er nicht ganz wahrheitsgemäß, während er
sich auf dem Ast niederließ, den Rücken gegen den Stamm lehnte und sie zwischen
seine gespreizten Beine hinabzog, ihr Rücken an seiner Brust, seine Arme
schützend um ihre Taille.
    »Ich habe nicht die Absicht, es zu
versuchen«, versicherte sie ihm. »Kit, wie sollen wir jemals wieder
hinuntergelangen?«
    Er konnte ihr Herz gegen seine Hand hämmern
spüren. Sie war erhitzt und atmete schwer - und vermutlich auch vor
Angst. Er bemerkte, dass ihr Blick keinen Millimeter abwärts schweifte. Sie
drückte ihren Kopf fest an seine Schulter - ihr Hut war am Fuß des Baumes
geblieben.
    »Vertrau mir«, sagte er an ihrem Ohr.
    »Dem Mann vertrauen, der für alle möglichen
Arten von leichtsinnigen und törichten Heldentaten bekannt ist?« Lauren schloss
die Augen. »Dem Offizier vertrauen, der in vielen Kriegsberichten als besonders
wagemutiger Spion erwähnt wurde?«
    »Aber ich bin von jedem Einsatz heil
zurückgekommen«, sagte er.
    Ihr Herz schlug nun langsam wieder in
normaler Geschwindigkeit. Sie entspannte sich allmählich. Sie lag halb auf dem
Ast, die Beine leicht gebeugt, die Füße flach aufgestellt. Es waren lange,
schlanke Beine, die sich unter dem zarten Musselin ihres Kleides deutlich
abzeichneten. Ihre Füße waren schmal, ihre Knöchel grazil. Es war schon
seltsam, wie sich die Wahrnehmung einer Person verändern konnte, wenn man sie
kennen lernte. Lauren Edgeworth erschien ihm viel jugendlicher als bei ihrer
ersten Begegnung. Und weniger als klassische Schönheit, eher hübsch auf eine
weiblichere Art.
    »Wenn du dich jemals dazu überwinden
könntest, die Augen zu öffnen«, sagte er, »würdest du sehen, dass der Ausblick
den Aufstieg rechtfertigt.«
    »Nichts würde mich dazu veranlassen«,
versicherte sie ihm. Aber sie öffnete die Augen dennoch und sah sich um.
    Es war wirklich eine beeindruckende
Aussicht. Man hatte über die Bäume

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