Diesen Sommer bin ich dein
Gerade so, als würdest du nicht innerlich vor Glück sprudeln.
Ich bin's, Gwen! Und ich habe beim Frühstück dein feuchtes Haar bemerkt,
genauso wie ich es schon gestern bemerkt habe. Ich dachte, du wärst früh
aufgestanden, um es zu waschen, bis Lord Redfield erwähnte, dass er dich mit
Lord Ravensberg hat ausreiten sehen. ich bin sehr wohl imstande, eins und eins
zusammenzuzählen. Lauren, du bist geschwommen! Oh, das ist famos!«
»Und überhaupt keine große Sache«, sagte
Lauren, als sie auf einem großen, flachen Stein innehielten, um Atem zu
schöpfen. »Aber er besteht darauf, dass ich mich amüsiere. Kannst du dir etwas
Lächerlicheres vorstellen, Gwen, als dass ich es amüsant finden sollte, am
frühen Morgen auszureiten und im See zu schwimmen?«
»Oh, Lauren! Ich liebe ihn! Das tue ich. Du
solltest ihn besser rasch heiraten, sonst schnappe ich ihn dir weg!«
»Gwen«, sagte Lauren, während sie den
mühsamen Aufstieg wiederaufnahm. »Ich kann mich treiben lassen. Auf dem Rücken
und sogar auf dem Bauch - mit dem Gesicht im Wasser. Ich sinke jedoch wie
ein Stein, wenn ich versuche, mich mit den Beinen vorwärtszubewegen. Und dann
lacht er mich aus.« Das stimmte eigentlich nicht. Er hatte mit ihr gelacht.
Tatsächlich hatte sie in den letzten beiden Tagen häufiger gelacht als je zuvor
in ihrem Leben. Nicht nur das Lachen höflicher Belustigung, sondern die
hilflose, unmittelbar aus dem Bauch dringende Erheiterung, die sie zwang, sich
zu krümmen, während ihr Tränen über die Wangen liefen.
»Oh, gütiger Himmel«, sagte Gwen, blieb
stehen und schaute aufwärts. »Sieh dir diesen Turm an. Denkst du, es ist eine
richtige Ruine?«
»Ein Pavillon«, antwortete Lauren. »Er
wurde als künstliche Ruine erbaut. Aber er ist recht malerisch.«
Sie hatte wieder hierher kommen müssen. Sie
musste ihre Gedanken von einer gewissen Verzauberung befreien, die sie
anscheinend befallen hatte: Der gestrige Nachmittag hatte nichts Magisches
gehabt. Sie hatten lediglich auf einem Ast gesessen und die Aussicht
betrachtet. Sie hatte ihm lediglich erlaubt, sie auf eine Art zu liebkosen,
die so erschreckend unschicklich war, dass sie sogar jetzt noch kaum glauben
konnte, dass sie ihm nicht weitaus früher Einhalt geboten hatte. Es war lächerlich,
sich an diesen gemeinsamen Augenblick als einen der bezauberndsten ihres Lebens
zu erinnern. Es wäre jämmerlich, wenn die Wahrheit bekannt würde.
Arme, notleidende, sechsundzwanzigjährige
Jungfrau!
Vielleicht wäre sie inzwischen, fast
sechzehn Monate nach ihrer Hochzeit, schon Mutter gewesen. Die Pflichten der
Hochzeitsnacht wären für sie inzwischen vielleicht zur Routine geworden. Sie
wäre vielleicht gegen solche törichten, unbekannten Sehnsüchte gefeit gewesen,
die sie die halbe Nacht wach gehalten hatten. Allerdings war sie nicht als
Einzige wach gewesen. Sie hatte Kit draußen in der Dunkelheit umherspazieren
sehen, den Fahrweg entlang und über die Brücke, bis er außer Sichtweite war.
»Wir sind gestern hier heraufgekommen«,
erzählte sie Gwen. »Wir sind so hoch geklettert, dass wir über die Wipfel der
Bäume hinwegsehen konnten.«
Gwendoline blickte aufwärts. »Die Aussicht
von dort oben muss atemberaubend sein. Aber ich stelle es mir lieber vor, als
es zu sehen. Ich glaube, ich werde mich eine Weile aufs Gras setzen.«
Sie betrachtete den Turm.
»Ich meine den Baum«, sagte Lauren. »Wir
sind auf den Baum geklettert.« Der Ast, auf dem sie gesessen hatten, wirkte vom
Boden aus nicht so sehr hoch, aber er war gewiss hoch genug. Höher als der
Turm. Ihre Knie wurden weich.
Gwen amüsierte sich. »Du bist wirklich
verliebt! Neville und ich konnten dich nie dazu überreden, etwas auch nur
annähernd Wagemutiges zu tun, als wir alle noch jünger waren. Oh, Lauren,
welche Erleichterung es ist, dir gegenüber seinen Namen erwähnen zu können,
ohne Angst haben zu müssen, diesen verletzten Ausdruck in deinen Augen zu
sehen. Und Lily erwähnen zu können. Sie ist wirklich eine Freude, weißt du. Ich
sah sie beide an dem Tag, nachdem sie Mama und mir verkündet hatten, dass sie
ein Kind erwartet. Sie waren unten am Strand, und Lily wirbelte über den Sand,
die Arme ausgestreckt, ohne Hut und Schuhe und Strümpfe, und Neville stand an
den großen Felsen gelehnt, die Arme vor der Brust gekreuzt, und lachte ihr zu.
ich wollte mich nicht aufdrängen.«
Lauren atmete langsam ein und legte eine
Handfläche an den gewaltigen Stamm der alten Eiche. Es tat nicht
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