"Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition)
gewohnt ist. Verbissen und absolut auf Erfolg programmiert tritt er dann auf. Aber ohne diese Eigenschaft hätte der Kämpfer die Herzen der Fans auch nicht erobert. Nur gut, dass ich nicht gegen ihn Fußball spielen muss.
Die »schnelle« Geburt
Timo gehört zu meiner Familie. Er ist sozusagen seit Langem ein Teil meines »inneren Zirkels«, der sich am 27. Februar 2007 noch erweitern sollte: Endlich gab es den ersehnten Nachwuchs im Hause Asamoah. Unsere Zwillinge wurden per Kaiserschnitt geboren, um 23:14 Uhr kam Jaden William und eine Minute später Jada Gwendolin auf die Welt. Ich hätte das ganze Spektakel beinahe verpasst, da ich in Gelsenkirchen war, als die Wehen bei Linda einsetzten. Ich bin dann so schnell wie möglich zurück zu meiner Frau. Die Betonung liegt hier eindeutig auf schnell. Denn leider hatte ich Pech: Auf der Autobahn überholte mich die Polizei und hat mich rausgewinkt. Ich habe den Beamten erzählt, warum ich so raste, aber die ließen sich nicht beirren. Schlimmer noch, sie haben mir noch nicht einmal geglaubt. Ich habe ihnen dann angeboten mitzukommen, schließlich hatte ich ja ein absolut reines Gewissen, zumindest was die Schwangerschaft meiner Frau anging. Aber scheinbar erzählt diese Geschichte jeder zweite Temposünder und so bekam ich eine Anzeige, was mich nur noch mehr Zeit kostete. Ich konnte zwar meine Frau nicht mehr persönlich ins Krankenhaus bringen, aber die Geburt habe ich Gott sei Dank noch miterlebt. Meine Zwillinge kosteten mich somit 1000 Euro und einen Monat Fahrverbot – einen Preis, den zu zahlen ich gerne bereit war.
Spätestens seit der Geburt unserer zweiten Tochter Jerilynn im Jahre 2009 ist immer Trubel im Hause Asamoah. Immer wenn Linda und ich einmal alleine sind, vermissen wir die Lautstärke regelrecht. Aber das werden Sie, sofern Sie Kinder haben, auch kennen: Sind die Kleinen da, wünscht man sich mal Ruhe, ist es aber still, fehlt dann doch irgendetwas.
Mit der Geburt von Jerilynn zog meine Schwiegermutter zu uns ins Haus. Sie hilft uns, den manchmal schwierigen Alltag zu meistern. Denn ich bin oft weg und Linda müsste sonst die Familie alleine managen. Generell gilt: Meine Rolle als Vater ist schwer zu definieren, weil ich zu selten das machen kann, was andere Väter mit ihren Kindern unternehmen. Kino, Spielplatz, Zeit vertrödeln – all das war und ist wegen dieses Fußballervagabundenlebens, das ich führe, kaum möglich. Außer in den Ferien, wenn wir in Ghana sind. Da haben wir dann richtig Zeit füreinander.
Eigenartigerweise bin ich aber trotzdem eine anerkannte Instanz zu Hause. Vielleicht liegt das daran, dass ich eher den strengen Erziehungspart übernehme, wenn ich daheim bin – ganz im Gegensatz zu meiner Frau und ihrer Mutter, die beizeiten einiges durchgehen lassen. Ich habe den Eindruck, dass mein Erziehungsverhalten die Kinder prägt. Mein Sohn sagte zum Beispiel kürzlich zu meiner Schwiegermutter, als er die Fernbedienung vom Fernseher abgeben sollte: »Der Papa ist der Boss!« Auf den Einwand, dass Papa doch gar nicht da sei, erwiderte er ganz selbstbewusst: »Dann bin ich der zweite Boss!« Sein Pech ist nur, dass der erste Boss dann doch irgendwann nach Hause kommt. Trotz seiner ständigen Abwesenheit besitzt er zweifellos ein gewisses Autoritätspotenzial. Mir gibt mein Sohn die Fernbedienung nämlich sofort ohne eine Bemerkung!
Ansonsten aber sind die Hierarchien klar geregelt: Wer nicht so oft da ist, hat auch nicht so viel zu sagen. Fertig, aus. Da muss ich schon manchmal kleine Brötchen backen. Linda und ich reden aber sehr viel über unsere Kinder und ihre Erziehung. Schließlich wollen wir beide, dass sie ein Leben führen, das meine Frau und ich nicht immer hatten: ein Leben ohne Trennungen und Ängste. So kommt es für mich auch nicht infrage, meine Kinder später einmal in ein Internat zu geben. Das soll keine Kritik an meinen Eltern sein. Sie hätten mich vermutlich auch nicht dort untergebracht, wenn sie damals in Ghana geblieben wären. Außerdem waren sie dem sozialen Druck ausgeliefert, der Umgebung zu zeigen, dass man etwas Besseres für seine Kinder wollte. In Ghana bedeutete nämlich der Umstand, dass die Kinder im Internat lebten, dass es der Familie materiell gut gehen musste. Dass es im Internat emotional aber eher dürftig zuging, daran dachte damals niemand. Und was habe ich dort gelitten. Das sollen meine Kinder nicht! Was nicht heißt, dass ihnen alles auf dem silbernen Tablett serviert werden
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