DIESES MAL IST ALLES ANDERS
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Wie bei Schuldenkrisen erwiesen sich die Jahre, die auf die globale Rezession von 2001 folgten, in Bezug auf Hochinflation als relative ruhige Periode, wenngleich eine Reihe von Ländern (einschließlich Argentinien, Venezuela und selbstverständlich Simbabwe) Inflationsprobleme hatte. 6 Zahlreiche Beobachter sind aufgrund der Logik von Schuldenkrisen daher zu dem Schluss gelangt, dass »dieses Mal alles anders ist« und die Inflation nie zurückkehren wird. Zwar stimmen wir zu, dass es wichtige Fortschritte in unserem Verständnis in Bezug auf die Position und Rolle der Zentralbank und die Geldpolitik gegeben hat, vor allem was die Bedeutung einer unabhängigen Zentralbank betrifft, die ein starkes Gewicht auf Inflationsstabilisierung legt. Doch wie im Falle von Schuldenkrisen zeigt die Erfahrung, dass eine krisenfreie Zeit nicht ewig andauert.
Abbildung 12.2 Die Häufigkeit jährlicher Inflationsraten von mehr als 20 Prozent: Afrika, Asien, Europa und Lateinamerika, 1800–2007
Quellen: Angesichts des langen Betrachtungszeitraums und der umfangreichen Länderstichprobe sind die Verbraucherpreise (beziehungsweise Lebenshaltungskostenindizes) zahlreichen unterschiedlichen Quellen entnommen. Sie sind detailliert nach Land und Zeitraum in Anhang A.1 genannt.
Abbildung 12.2 zeigt die Häufigkeit von Inflationskrisen in Afrika, Asien, Europa und Lateinamerika zwischen 1800 und 2007 ( » Inflationskrise « definiert als jährliche Inflationsrate von mindestens 20 Prozent). Keine der Regionen hat eine blütenreine Inflationshistorie. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat es in Afrika und Lateinamerika öfter Hochinflationsphasen gegeben als in jeder anderen Region, wobei sich dieser Trend während der 1980er- und 1990er-Jahre noch verschärft hat. Der weltweite Rückgang der Inflation ist ein modernes Phänomen. Wir werden sehen, ob die Inflation im Anschluss an die jüngste Finanzkrise zurückkehren wird, insbesondere da die Staatsverschuldung steigt, der fiskalische »Spielraum« (die Möglichkeit für fiskalische Anreize) geringer wird und vor allem, falls in Schwellen- und Transformationsländern schließlich eine Welle der Schuldenkrisen folgt.
Währungszusammenbrüche
Nachdem wir über Währungsabwertung und Inflationskrisen gesprochen haben, erscheint eine ausführliche Schilderung der Wechselkurszusammenbrüche ein wenig redundant. Unser Datenbestand zu Wechselkursen ist fast so reichhaltig wie unser Datenbestand über Preise, vor allem wenn man silberbasierte Wechselkurse berücksichtigt (siehe die Buchanhänge für eine ausführliche Beschreibung). Wenngleich wir hier nicht ins Detail gehen werden, wird eine systematischere Analyse des Datensatzes zeigen, dass Inflationskrisen und Wechselkurskrisen bei der überwältigenden Mehrheit der Episoden über alle Zeiten und Länder im Großen und Ganzen Hand in Hand gingen (wobei diese Verknüpfung in Ländern mit chronischer Inflation deutlich enger ist, weil die Auswirkung von Wechselkursen auf Preise dort am größten ist).
Bei der Betrachtung der Wechselkurse ergibt sich, dass die wahrscheinlich überraschendste Erkenntnis aus den Napoleonischen Kriegen stammt. In dieser Zeit stieg die Wechselkursinstabilität auf ein Niveau, das vorher unbekannt war und im Anschluss fast 100 Jahre nicht wieder erreicht wurde. Das wird in den Abbildungen 12.3 und 12.4 sehr deutlich, wobei Erstere die Häufigkeit von hohen Währungsabwertungen und Letztere die mitt-
Abbildung 12.3 Währungszusammenbrüche: Anteil der Länder mit jährlichen Abwertungsraten von mehr als 15 Prozent, 1800–2007
Quellen: Die Hauptquellen sind Global Financial Date (o.J.) sowie Reinhart und Rogoff (2008a); zahlreiche weitere Quellen sind in Anhang A.1 genannt.
Anmerkung: Der sprunghafte Anstieg auf der linken Seite der Abbildung markiert die Napoleonischen Kriege, die von 1799 bis 1815 dauerten.
Abbildung 12.4 Mittlere jährliche Abwertungsrate: beweglicher Durchschnitt über einen Fünfjahreszeitraum für alle Länder, 1800–2007
Quellen: Die Hauptquellen sind Global Financial Date (o.J.) sowie Reinhart und Rogoff (2008a); zahlreiche weitere Quellen sind in Anhang A.1 genannt.
Anmerkung: Der sprunghafte Anstieg auf der linken Seite der Abbildung markiert die Napoleonischen Kriege, die von 1799 bis 1815 dauerten.
lere Inflationsrate darstellt. Die Abbildungen zeigen zudem eine deutlich höhere Häufigkeit von Zusammenbrüchen und größeren Veränderungen des Mittelwerts in der
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