DIESES MAL IST ALLES ANDERS
hohe Inflation und Währungszusammenbrüche das Ergebnis eines Missbrauchs des eigenmächtigen Regierungsmonopols auf die Ausgabe von Banknoten. Im letzten Abschnitt dieses Kapitels betrachten wir, wie dieses Geldmonopol (und gelegentlich auch das Monopol auf das übergeordnete Zahlungssystem) nach einer Phase der Hochinflation durch die breite Akzeptanz und/oder die Indexierung einer harten Alternativwährung – auch als »Dollarisierung« bezeichnet – erodiert. So wie Bankenkrisen längerfristige negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben, gilt das auch für Hochinflation.
Wir haben eine wichtige Erkenntnis auf unserer historischen Betrachtungsreise durch Inflation und Wechselkurse gewonnen: Es ist äußerst schwierig für die betreffenden Länder, sich aus einer Historie der hohen und schwankungsanfälligen Inflation zu befreien. Tatsächlich existiert eine starke Parallele zwischen der Befreiung von wiederkehrenden Phasen der Hochinflation und der Befreiung von gehäuften Zahlungsausfällen, wobei diese beiden Phänomene selbstverständlich miteinander verknüpft sind.
Eine frühe Geschichte der Inflationskrisen
Egal wie spektakulär einige der in Tabelle 11.1 und 11.2 dargestellten Währungswertminderungen auch waren, hob die Erfindung der modernen Notenpresse die Inflation ohne Frage auf eine ganz neue Ebene. Abbildung 12.1 gibt die mittlere Inflationsrate für alle Länder unserer Stichprobe in der Zeit von 1500 bis 2007 wieder (um Zyklus- und Messfehler zu eliminieren, haben wir einen beweglichen Durchschnitt über einen Fünfjahreszeitraum verwendet). Die Abbildung zeigt eine deutliche Tendenz über den Verlauf der Geschichte (wenngleich es immer auch Deflationsphasen gibt, die auf Konjunkturzyklen, schlechte Ernten etc. zurückgehen). Im 20. Jahrhundert stieg die Inflation jedoch radikal an. (Wir weisen hier darauf hin, dass unsere Inflationsstichprobe für Länder wie Frankreich und England bis in die 1300er-Jahre zurückreicht. Um jedoch breitere und einheitlichere Vergleiche zu ermöglichen, beginnen wir hier mit dem Jahr 1500.)
In den drei in diesem Kapitel enthaltenen Tabellen betrachten wir die länderspezifischen Inflationsraten im Lauf der Jahrhunderte. Tabelle 12.1 präsentiert Daten für das 16. bis 18. Jahrhundert über ein breites Spektrum an Währungen. Verblüffend ist, dass jedes Land – sowohl in Asien als auch in Europa – in dieser Zeit über viele Jahre mit Inflationsraten von mehr als 20 Prozent zu kämpfen hatte, wobei die meisten eine erhebliche Anzahl von Jahren mit Inflationsraten von mehr als 40 Prozent konfrontiert waren. Nehmen wir zum Beispiel Korea, für das unser Datensatz im Jahr 1743 beginnt. Korea lebte fast die Hälfte der Zeit bis 1800 mit einer Inflationsrate von mehr als 20 Prozent und beinahe ein Drittel dieser Zeit mit einer Inflationsrate von mehr als 40 Prozent. In Polen, für das unser Datensatz bis zum Jahr 1704 zurückreicht, waren diese Werte vergleichbar hoch. Selbst Großbritannien hatte 5 Prozent der Zeit seit 1500 eine Inflationsrate von 20 Prozent (wobei das wahrscheinlich eine Untertreibung ist, weil die offiziellen Inflationsraten während des Zweiten Weltkriegs und der unmittelbar folgenden Nachkriegsjahre weit niedriger geschätzt werden, als sie tatsächlich waren). Die lateinamerikanischen Kolonien der Neuen Welt erlebten bereits lange vor ihren Unabhängigkeitskriegen mit Spanien häufig wiederkehrende Hochinflationsphasen.
Abbildung 12.1 Die mittlere Inflationsrate: beweglicher Durchschnitt über einen Fünfjahreszeitraum für alle Länder, 1500–2007
Quellen: Angesichts des langen Betrachtungszeitraums und der umfangreichen Länderstichprobe sind die Verbraucherpreise zahlreichen unterschiedlichen Quellen entnommen. Sie werden detailliert nach Land und Zeitraum in Anhang A.1 genannt.
TABELLE 12.1
»Zahlungsausfall« durch Inflation: Asien, Europa und die »Neue Welt«,1500–1799
Anteil der Jahre, in denen die Inflationsrate höher war als
Land
Betrachtungszeitraum
20 Prozent
40 Prozent
Zahl der Hyperinflations-episoden a
Maximale jährliche Inflationrate
Jahr mit der höchste
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