DIESES MAL IST ALLES ANDERS
moderneren Zeit. Das sollte vor dem Hintergrund der berühmten Wechselkurskrisen in Mexiko (1994), Asien (1997), Russland (1998), Brasilien (1999) und Argentinien (2001) – neben anderen Ländern – nicht überraschen.
Die Nachwirkungen von hoher Inflation und Währungszusammenbrüchen
In Ländern mit einer anhaltend hohen Inflationsrate findet oft eine Dollarisierung statt, das heißt eine massive Verschiebung zur Verwendung einer ausländischen Währung als Zahlungsmittel, Rechnungseinheit und Wertspeicher. Aus praktischer Perspektive kann dies die Verwendung einer harten Währung für den Handel oder noch häufiger die Indexierung von Bankkonten, Anleihen und anderen Finanzaktiva an eine ausländische Währung sein (etwas, das wir in einer anderen gemeinsamen Arbeit mit Savastano als »Dollarisierung von Verbindlichkeiten« bezeichnet haben). 7 Die Dollarisierung ist oftmals eine der zahlreichen langfristigen Kosten einer Hochinflation, die häufig – trotz aller gegenteiligen Bemühungen der Regierung – eintritt und sich hartnäckig hält. Eine Regierung, die ihr Währungsmonopol und ihr Monopol auf die Zahlungssysteme massiv missbraucht hat, wird oft feststellen, dass dieses Monopol im Anschluss an eine Hochinflation schwer aufrechtzuerhalten ist. Die Verringerung der Dollarisierung und die Rückgewinnung der Kontrolle über die Geldpolitik sind nach einer Hochinflationsphase oft die großen Ziele einer Disinflationspolitik. Allerdings kann das eine extrem schwierige Aufgabe sein. In diesem kurzen Abschnitt betrachten wir dieses wichtige monetäre Phänomen.
Abbildung 12.5 Die Hartnäckigkeit der Dollarisierung
Quelle: Reinhart, Rogoff und Savastano (2003b).
Anmerkungen: Die obere Grafik zeigt, dass die Disinflation keine eindeutigen Effekte auf den Grad der Dollarisierung hat. Das »Ende der Disinflationsperiode« bezeichnet das Jahr, in dem die Inflationsrate auf unter 10 Prozent sank. Die untere Grafik zeigt, dass die tatsächlichen Dollarisierungsebenen mit der Hochinflationshistorie eines Landes zusammenhängen. Die unbegründete Wahrscheinlichkeit wurde mit monatlichen Inflationsdaten für den Zeitraum von 1958 bis 2001 berechnet.
Erfolgreiche Disinflationen wurden im Allgemeinen nicht von einer umfassenden Entdollarisierung begleitet. Tatsächlich zeigt die obere Grafik von Abbildung 12.5, dass der Grad der Dollarisierung am Ende der Disinflationsperiode bei mehr als der Hälfte der Episoden genauso groß oder größer war als zum Zeitpunkt, da die Inflation ihren Höchststand erreicht hatte. Darüber hinaus war der Rückgang der Dollarisierung bei vielen anderen Episoden generell gering. Diese Hartnäckigkeit der Dollarisierung steht im Einklang mit den Erkenntnissen über »Hysterese«, die in den Studien gefunden wurden, die auf einer enger gefassten Messgröße der inländischen Dollarisierung basieren. In dem vorliegenden Kontext bedeutet Hysterese einfach die Tendenz eines dollarisierten Landes, die Dollarisierung noch lange nach der Eliminierung des ursprünglichen Grundes (üblicherweise eine exzessive Inflation der inländischen Währung) für diese Entwicklung beizubehalten.
Die Hartnäckigkeit der Dollarisierung ist eine Regelmäßigkeit, die tendenziell mit der Inflationshistorie eines Landes assoziiert wird. Tatsächlich wiesen Länder, die in den letzten Jahrzehnten wiederholt unter Hochinflation litten, Ende der 1990er-Jahre eine ausgeprägtere Dollarisierung auf als Länder mit günstigeren Inflationshistorien (Abbildung 12.5, untere Grafik). Die Interpretation der (unbegründeten) Wahrscheinlichkeit einer hohen Inflation in Abbildung 12.5 als grober Maßstab für die Glaubwürdigkeit einer Geldpolitik liefert uns einige Erkenntnisse darüber, warum die Rückführung der Inflation auf ein niedriges Niveau im Allgemeinen keine ausreichende Bedingung für eine schnelle Entdollarisierung ist. Ein Land mit einer ungünstigen Inflationshistorie wird die Inflation sehr lange auf einem niedrigen Niveau halten müssen, bevor es die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Inflationsanstiegs signifikant reduzieren kann. 8 Dies ist eine weitere Parallele zu den Schwierigkeiten, mit denen ein Land konfrontiert ist, das sich aus seiner Schuldenintoleranz befreien will.
Zudem lässt sich eine Beziehung zwischen dem aktuellen Grad der Dollarisierung und der Wechselkurshistorie eines Landes herstellen. Parallelmarkt-Wechselkurse und eine umfassende Devisenbewirtschaftung sind in Ländern mit einer
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