DIESES MAL IST ALLES ANDERS
ungünstigen Inflationshistorie eher die Norm als die Ausnahme gewesen. Umgekehrt haben nur sehr wenige Länder mit einer festen Anbindung ihrer Währung an eine Ankerwährung (»hard peg«) und vereinheitlichten Wechselkursen Hochinflationsphasen erlebt. 9 Diese Erkenntnisse lassen eine Verknüpfung zwischen dem aktuellen Grad der Dollarisierung und der Abhängigkeit eines Landes von Devisenbewirtschaftung und Multiple-Currency-Verfahren vermuten.
Die Rückabwicklung der inländischen Dollarisierung
Wir haben gezeigt, dass die Verringerung der Inflation im Allgemeinen nicht ausreicht, um eine Entdollarisierung zu erreichen, zumindest über einen Horizont von mehr als fünf Jahren. Nichtsdestotrotz ist es einigen Ländern gelungen, den Grad der inländischen Dollarisierung zu senken. Zur Bestimmung dieser Länder ist es hilfreich, die Länder, in denen die Reduzierung der Dollarisierung zu einem Rückgang der Emission von auf Fremdwährung lautenden Inlandsanleihen führte, von den Ländern zu unterscheiden, bei denen die Entdollarisierung zu einem Rückgang des Anteils an Fremdwährungseinlagen gemessen an der umlaufenden Geldmenge führte.
Die wenigen Regierungen in unserer Länderauswahl, denen es gelungen ist, die Emission ihrer in Fremdwährung emittierten Inlandsanleihen zu reduzieren, sind einer der folgenden beiden Strategien gefolgt: Entweder sie tilgten ihre ausstehenden Schulden zu den ursprünglichen Konditionen und emittierten keine weiteren fremdwährungsgebundenen Anleihen oder sie veränderten die Währungsbezeichnung ihrer Schuld – gelegentlich, aber nicht immer, unter Verwendung von marktbasierten Ansätzen. Ein Beispiel für eine früher angewendete Strategie ist Mexikos Entscheidung, alle dollargebundenen Tesobonos in US-Dollar zurückzuzahlen, die zum Zeitpunkt von Mexikos Krise im Dezember 1994 zur Zahlung ausstanden (unter Verwendung der Kredite, die Mexiko von den USA und dem IWF erhielt), und anschließend keine weiteren fremdwährungsgebundenen Inlandsanleihen mehr zu emittieren. Ein neueres Beispiel dafür ist auch Argentiniens Entscheidung von Ende 2001, die Staatsanleihen, die ursprünglich in US-Dollar emittiert worden waren (mithilfe argentinischer Gesetzgebung), in Inlandswährung umzuwandeln.
Eine Entdollarisierung, die auf einen Rückgang des Anteils an Fremdwährungseinlagen im Verhältnis zur umlaufenden Geldmenge zurückzuführen war, ist in unserer Stichprobe weniger häufig festzustellen. Um allein die Fälle zu identifizieren, bei denen eine massive und dauerhafte Entdollarisierung der Einlagen stattfand, suchten wir nach Episoden, bei denen das Verhältnis der Fremdwährungseinlagen zur umlaufenden Geldmenge die folgenden drei Bedingungen erfüllte: (1) Der Rückgang betrug mindestens 20 Prozent; (2) der Anteil an Fremdwährungseinlagen pendelte sich gleich nach dem Rückgang auf einem Niveau von weniger als 20 Prozent ein und (3) blieb bis zum Ende des Betrachtungszeitraums unter 20 Prozent.
Nur vier der 85 Länder , für die wir Daten zu den Fremdwährungseinlagen besitzen, haben diese drei Kriterien im Zeitraum von 1980 bis 2001 erfüllt: Israel, Mexiko, Pakistan und Polen (Abbildung 12.6). In 16 weiteren Ländern sank das Verhältnis der Fremdwährungseinlagen zur umlaufenden Geldmenge während eines Teils des Zeitraums zwischen 1980 und 2001 um mehr als 20 Prozent. In einigen dieser Länder, zum Beispiel in Bulgarien und dem Libanon, pendelte sich die Quote der Fremdwährungseinlagen nach dem Rückgang auf einem Niveau ein, das erheblich über 20 Prozent lag. Und in den meisten anderen Ländern (zwölf von 16) fiel die Dollarisierungsquote zunächst auf unter 20 Prozent, stieg später aber auf deutlich über 20 Prozent an. 10 Einige Formen der Dollarisierung sind sogar noch schwieriger zu eliminieren. Derzeit lauten etwa die Hälfte bis zwei Drittel der Hypothekenkredite in Polen (einem Land, das ziemlich erfolgreich in der Entdollarisierung gewesen ist) auf Fremdwährungen – zumeist Schweizer Franken.
In drei der vier Länder, die unsere drei Kriterien für einen umfangreichen und dauerhaften Rückgang der Quote der Fremdwährungseinlagen erfüllten, begann diese Umkehr in dem Moment, in dem die jeweilige Regierung Restriktionen auf die Konvertibilität der Dollareinlagen verhängte. In Israel führte die Regierung Ende 1985 eine einjährige Mindesthaltezeit für alle Fremdwährungseinlagen ein und machte diese Einlagen damit weitaus weniger attraktiv als
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