DIESES MAL IST ALLES ANDERS
Rezessionen ausschließlich in Ländern, die einer tief greifenden Restrukturierung bedürfen, wie zum Beispiel Großbritannien in den 1970er-Jahren (bevor Margaret Thatcher Premierministerin wurde), die Schweiz in den 1990er-Jahren und Japan nach 1992. (Letzteres nicht nur aufgrund seines Finanzkollapses, sondern auch aufgrund der Notwendigkeit, seine Wirtschaft im Lichte von Chinas Aufstieg neu auszurichten.) Bankenkrisen erfordern üblicherweise eine schmerzhafte Restrukturierung des Finanzsystems und sind somit ein wichtiges Beispiel für dieses allgemeine Prinzip.
Abbildung 14.4 Die Zyklen des realen Pro-Kopf-BIP in der Vergangenheit und Bankenkrisen
Quellen: Total Economy Database (TED); Carter et al. (2006) sowie Berechnungen der Autoren.
Anmerkungen: Jede Bankenkrise wird nach Land und erstem Krisenjahr definiert. Nur große (systemische) Bankenkrisen sind berücksichtigt, die allerdings Datenbeschränkungen unterliegen. Der hier genannte historische Durchschnittswert beinhaltet nicht die andauernden Krisenepisoden. Das gesamte BIP wird in Millionen US-Dollar (1990) (umgerechnet nach Geary-Khamis-Kaufkraftparitäten) berechnet und durch die Bevölkerungszahl zur Jahresmitte geteilt.
Das fiskalische Vermächtnis von Finanzkrisen
Rückläufige Steuereinnahmen und höhere Ausgaben als Folge einer Kombination aus Rettungskosten, erhöhten Transferzahlungen und höheren Schuldendienstkosten führen zu einer rapiden und deutlichen Verschlechterung der Fiskalbilanz. In dieser Hinsicht stechen besonders die Krisen in Finnland und Schweden hervor. Schweden rutschte von einem Haushaltsüberschuss vor der Krise in Höhe von fast 4 Prozent des BIP in ein beeindruckendes Defizit von 15 Prozent (siehe Tabelle 14.1).
Abbildung 14.5 zeigt den Anstieg der realen Staatsverschuldung in den folgenden drei Jahren nach einer Bankenkrise. Die Verschlechterung der Staatsfinanzen mit einem durchschnittlichen Schuldenwachstum von mehr als 86 Prozent ist beeindruckend. Diese Berechnung basiert auf den relativ jungen Daten aus den letzten Jahrzehnten. Denken Sie jedoch daran, dass wir in Kapitel 10 dieses Buches auf Basis unserer neu aufgedeckten historischen Daten über Inlandsstaatsschulden dargelegt haben, dass ein Anstieg der Staatsverschuldung über mehr als ein Jahrhundert eines der bestimmenden Merkmale der Nachwirkungen von Bankenkrisen gewesen ist. Wir betrachten dabei eher den prozentualen Anstieg der Schulden als ihren relativen Anstieg gemessen am BIP, weil ein drastischer Rückgang der Wirtschaftsleistung die Interpretation des Verhältnisses Schulden zu BIP gelegentlich verkomplizieren kann.
TABELLE 14.1Fiskaldefizit (Regierungsbilanz) in Prozent des BIP
Land, Krisenjahr
Jahr vor der Krise
Höchstdefizit
Anstieg oder Rückgang (–) des Fiskaldefizits
Argentinien, 2001
–2,4
–11,9 (2002)
9,5
Chile, 1980
4,8
–3,2 (1985)
8,0
Finnland, 1991
1,0
–10,8 (1994)
11,8
Indonesien, 1997
2,1
–3,7 (2001)
5,8
TABELLE 14.1 (Fortsetzung) Fiskaldefizit (Regierungsbilanz) in Prozent des BIP
Japan, 1992
–0,7
–8,7 (1999)
9,4
Kolumbien, 1998
–3,6
–7,4 (1999)
3,8
Korea, 1997
0,0
–4,8 (1998)
4,8
Malaysia, 1997
0,7
–5,8 (2000)
6,5
Mexiko, 1994
0,3
–2,3 (1998)
2,6
Norwegen, 1987
5,7
–2,5 (1992)
7,9
Schweden, 1991
3,8
–11,6 (1993)
15,4
Spanien, 1977 a
–3,9
–3,1 (1977)
–0,8
Thailand, 1997
2,3
–3,5 (1999)
5,8
Quellen: IWF (verschiedene Jahre), Government Financial Statistics und World Economic Outlook sowie Berechnungen der Autoren.
a Wie in Abbildung 14.4 dargestellt, war Spanien das einzige Land in unserer Länderauswahl, das in den Jahren nach der Krise einen (bescheidenen) Anstieg des Wachstums des Pro-Kopf-BIP verzeichnete.
Abbildung 14.5 Der kumulative Anstieg der realen öffentlichen Schulden in den drei Jahren nach den Bankenkrisen der Vergangenheit
Quellen: Anhänge A.1 und A.2 sowie hierin zitierte Quellen.
Anmerkungen: Jede Bankenkrise wird nach Land und dem ersten Krisenjahr bestimmt. Nur große (systemische) Bankenkrisen sind berücksichtigt, die allerdings Datenbeschränkungen unterliegen. Der hier genannte historische Durchschnittswert beinhaltet nicht die andauernden Krisenepisoden, die ausgelassen wurden, weil sie im Jahr 2007 oder später begannen und sich der Vergleich der Staatsverschuldung auf die drei Jahre nach Krisenbeginn bezieht. Die öffentlichen Schulden sind indexiert und entsprechen 100 im Krisenjahr.
Wir haben es bereits betont, aber es verdient, noch einmal wiederholt zu
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