DIESES MAL IST ALLES ANDERS
unter Umständen als nutzlos erweisen.
Im vorhergehenden Kapitel haben wir Schwellen- und Transformationsländer ganz bewusst aus dem Vergleichsset herausgelassen, um den Eindruck einer Übertreibung zu vermeiden. Schließlich sind die USA ein hoch entwickeltes globales Weltfinanzzentrum. Was können entwickelte Ökonomien im Hinblick auf Bankenkrisen möglicherweise mit Schwellen- und Transformationsländern gemeinsam haben? Wie wir in Kapitel 10 deutlich gemacht haben, weisen die Vorgeschichte und die Nachwirkungen von Bankenkrisen in reichen und in aufstrebenden Ökonomien erstaunlich viele Gemeinsamkeiten auf. Es lässt sich ungefähr die gleiche Entwicklung bei den Immobilien- und Aktienpreisen, der Arbeitslosigkeit, den Staatseinnahmen und der Verschuldung feststellen. Darüber hinaus gibt es keine großen historischen Unterschiede in der Häufigkeit beziehungsweise im Auftreten von Krisen, selbst wenn sich die Vergleiche auf die Zeit seit dem Zweiten Weltkrieg beschränken (vorausgesetzt, die derzeitige globale Finanzkrise wird berücksichtigt). Daher schließen wir bei der Charakterisierung der Nachwirkungen schwerer Finanzkrisen eine Reihe jüngerer Fallbeispiele aus den Schwellen- und Transformationsländern ein, um den relevanten Vergleichsset zu erweitern. 1
Grob gesagt sind Finanzkrisen zählebig. Meistens weisen ihre Nachwirkungen drei Merkmale auf:
Erstens sind Zusammenbrüche von Assetmärkten tief greifend und lang anhaltend. Der Einbruch der realen Immobilienpreise beträgt durchschnittlich 35 Prozent und erstreckt sich über sechs Jahre, während Aktienpreise im Schnitt um 56 Prozent nachgeben und für rund dreieinhalb Jahre auf einem niedrigen Stand verharren.
Zweitens werden die Nachwirkungen von Bankenkrisen mit einem drastischen Rückgang der Wirtschaftsleistung und einem ebenso drastischen Anstieg der Arbeitslosigkeit assoziiert. Während eines solchen Abschwungs, der durchschnittlich länger als vier Jahre anhält, steigt die Arbeitslosenquote im Schnitt um 7 Prozentpunkte. Die Differenz zwischen dem Höchst- und dem Tiefststand der Wirtschaftsleistung beträgt im Schnitt mehr als 9 Prozent, wobei die Dauer dieses Abschwungs, die durchschnittlich bei zwei Jahren liegt, erheblich kürzer ist als der Rückgang der Beschäftigungsquote. 2
Drittens zeigen die Staatsschulden – wie zuvor erwähnt – die Tendenz, explosionsartig anzusteigen; in allen großen Krisen nach dem Zweiten Weltkrieg steigen sie im Schnitt um 86 Prozent an. Wie in Kapitel 10 beschrieben und wie wir hier wiederholen, sind die Hauptursache der Schuldenexplosion nicht die immer wieder zitierten Kosten der Rettungsmaßnahmen und der Rekapitalisierung des Bankensystems. Die Rettungskosten sind zugegebenermaßen schwer zu beziffern und die Differenzen zwischen den Einschätzungen, die in den verschiedenen Studien über dieses Thema getroffen werden, sind erheblich. Doch selbst die Schätzwerte, die am oberen Ende der Skala liegen, verblassen neben dem tatsächlichen Anstieg der öffentlichen Verschuldung. Tatsächlich ist der größte Treiber des Schuldenanstiegs der unvermeidliche Einbruch der Steuereinnahmen, den Regierungen im Anschluss an eine tief greifende und anhaltende Rezession erleiden. Viele Länder leiden zudem unter einem sprunghaften Anstieg der Schuldenzinsen, da die Zinssätze in die Höhe schnellen, wobei eine antizyklische Fiskalpolitik (vor allem in Japan in den 1990er-Jahren) zur Schuldenexplosion beiträgt. (Wir möchten hier anmerken, dass der Abgleich der Unterschiede in der antizyklischen Fiskalpolitik zwischen den Ländern schwierig sein kann, weil einige Länder, wie zum Beispiel die skandinavischen, mit hohen Grenzsteuersätzen und einer großzügigen Arbeitslosenunterstützung über wirksame fiskalische Stabilisatoren verfügen, während die automatischen Stabilisatoren anderer Länder, wie zum Beispiel der USA und Japans, weitaus schwächer sind.)
Im letzten Teil des Kapitels werden wir einen Blick auf die quantitativen Benchmarks aus der Zeit der Großen Depression werfen – der letzten tiefen globalen Finanzkrise vor der derzeitigen Krise. Die Tiefe und die Dauer des Rückgangs der Wirtschaftsleistung während der Großen Depression waren atemberaubend, selbst im Vergleich mit den schweren Krisen seit dem Zweiten Weltkrieg. Im Schnitt dauerte es zehn Jahre, bis die Länder wieder dieselbe Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung wie im Jahr 1929 erreichten. In den ersten drei Jahren der Depression stieg
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