Dieses unendliche Verlangen
oder dass sie dich weniger gern hat.”
“Sie hat ihren Teddy Fuzzy getauft, und sie kämmt sich jetzt andauernd die Haare.”
“Und sie ist mit dem Lasso immer noch besser als du.” Rusty blickte sie erstaunt an. “Das hat mir Buck erzählt.”
“Ich werde aber besser. Darum übe ich auch andauernd.”
“Soll ich dir helfen?” Tracy hatte ihre Frage nur nett gemeint, denn sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie sie ihm helfen könnte.
“Ja!” Er sah sie aus großen Augen an. “Ich brauche ein bewegliches Ziel zum Üben. Dich zum Beispiel.”
Das klang nicht besonders vertrauenerweckend.
“Das geht ganz einfach”, fuhr Rusty fort. “Du musst nur rumlaufen, und ich werfe das Lasso über dich. So. Warte, ich muss größer sein.” Er kletterte auf einen der herumliegenden Heuballen. “Also, du musst jetzt herumlaufen. Aber nicht zu weit weg.”
Bei den ersten Versuchen verfehlte Lucky sie zwar knapp, aber Tracy war dennoch erstaunt, wie gut der Siebeneinhalbjährige das Lasso beherrschte. Buck hatte ihr einmal erzählt, dass die Zwillinge ihrem Vater mit dem Seil nachgeeifert hatten, seit “sie sich das erste Mal auf die Hinterbeine gestellt haben”.
Sie hatte oft genug gesehen, wie Zane mit einem aufgerollten Seil in die Scheune oder das Pferdegatter gegangen war. Manchmal hatte er mit dem Seil gegen seine Hüfte geschlagen, um das Pferd auf sich aufmerksam zu machen. Nun, ihre Aufmerksamkeit hatte er auf jeden Fall.
Wieder klatschte das Lasso vor ihr in den Staub.
“Soll ich mich vielleicht einfach mal hinstellen und die Arme ausstrecken?” Sie zeigte ihm, wie sie sich das vorgestellt hatte, und jede Vogelscheuche wäre neidisch geworden. “Kannst du meinen Arm treffen?”
Rusty biss sich auf die Unterlippe, so sehr konzentrierte er sich, und versuchte es erneut. Bingo! Die Schlinge fiel genau um ihren Arm.
“Lauf mal so rum”, bat Rusty.
Ganz langsam begann Tracy, herumzulaufen. “Du hast den Dreh schon fast raus”, rief sie, um den Jungen zu ermutigen. “Der letzte Wurf war ein Volltreffer.”
Das Lasso schwang über ihren Kopf und fiel über ihre Schulter. Verwundert nahm sie die Arme herunter, und das Lasso rutschte ihr bis auf die Taille und zog sich fest.
“Falsche Wortwahl”, grummelte Zane hinter ihr.
Erst jetzt begriff sie, dass er, und nicht Rusty, sie eingefangen hatte.
Mit leichtem Druck zog er sie näher zu sich heran. “Eine alte Cowboyweisheit besagt, dass Lassos gefährlich sind. Genau wie Schusswaffen. Revolver gehen los, Lassos ziehen sich fest.”
“Ich habe in diesem Haushalt schon Erfahrungen mit festgezogenen Stricken gesammelt, wenn du dich erinnerst.”
Sie konnte es ihm an den Augen ansehen, wie sehr er sich an diese Situation erinnerte, als er sie aus ihrem Bett befreien musste.
“Hilfst du mir beim Lassowerfen?”, fragte Rusty ungeduldig seinen Vater.
“Aber sicher.”
Das Einzige, dessen Tracy sich völlig sicher war, war die Tatsache, dass sie bestimmt nicht so lange hier draußen bleiben würde, bis Zane sie völlig an sich gefesselt hatte.
“Dann lasse ich euch jetzt allein, Cowboys”, rief sie ihnen zu, befreite sich von dem Lasso und ging zurück zum Haus.
9. KAPITEL
Am Donnerstag nahm sich Tracy endlich das Wohnzimmer vor. Es machte keinen Sinn mehr, die Staubschichten mit 25-Watt-Glühbirnen tarnen zu wollen. Sie legte eine Kassette der Cherry Poppin’ Daddies in ihren Walkman, setzte sich den Kopfhörer auf und begann mit ihrer Arbeit.
Als Erstes musste sie die Möbel aus dem Weg räumen, was ihr etwas Muskelkraft abverlangte, aber schließlich hatte sie alle Sessel und die Couch an die Wand geschoben. Jetzt konnte sie problemlos Staub saugen.
Die Swing-Musik ging ihr durch und durch und so begann sie, während des Staubsaugens zu tanzen. Dabei verhielt sie sich so, als ob der Staubsauger ihr Tanzpartner wäre, und bewegte sich schwungvoll durch den Raum.
Plötzlich standen die Zwillinge vor ihr und sie erschrak dermaßen, dass sie kurz aufschrie, bevor sie den Kopfhörer abnahm.
“Was tust du da?”, fragte Lucky.
“Ich sauge Staub und tanze Swing.” Doch als sie den verständnislosen Blick in Luckys Augen sah, fügte sie schnell hinzu: “Kommt her, ich zeige es euch.”
Sie nahm die Kassette aus ihrem Walkman und legte sie in den Rekorder der Stereoanlage im Wohnzimmer. Dann spulte sie die Kassette bis zum Anfang des größten Hits zurück.
Sie drehte sich zu Lucky. “Komm, gib mir deine
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