Dietz, William C. - Mass Effect 4 - Blendwerk
vorschlagen, eine Geheimorganisation, die einen längeren Arm hat als die Blue Suns. Sie ist eine Bedrohung für alle Ratsvölker, bis auf eines. Wenn wir sie besiegen, würde das dem Biotischen Untergrund erheblich größeren Einfluss verschaffen.“
Zon schien tatsächlich interessiert zu sein. „Wie heißt diese Organisation?“
Gillian lächelte grimmig. „Cerberus.“
„Das klingt gut“, sagte Kathar, der nun zum ersten Mal das Wort ergriff. „Aber anders als die Suns hat Cerberus keine klar definierte Präsenz auf Omega. Was sollen wir angreifen?“
„Der beste Weg, ein Monster zu töten, ist, ihm den Kopf abzuschlagen“, sagte Gillian entschlossen. „In diesem Fall ist das der Unbekannte.“
Gillian beobachtete Zons Augen, um zu sehen, wie sie reagierte, und erkannte eine Abfolge verschiedener Gefühle: Zweifel, Angst und Gier. Trotz allem, was Zon von Cerberus wusste, hatte Gillian recht. Schaffte der Untergrund es, Cerberus tatsächlich zu eliminieren, war das eine große Sache und das Vorspiel zur Vernichtung Aria T’Loaks. „Gut“, sagte die Asari schließlich. „Aber wie sollen wir das anstellen?“
Das war genau die Frage, die Zon stellen sollte, und Gillian verspürte kurz eine tiefe Befriedigung. Sie erklärte den Biotikern ihren Plan, der sich von selbst zu erschaffen schien und den Tod des Unbekannten zum Ziel hatte.
♦ ♦ ♦
Die meisten Leute auf Omega kannten das Afterlife und wussten, dass T’Loak häufig in ihrer Privatloge im zweiten Stock anzutreffen war. Was sie nicht wussten, war, dass ihr Büro in dem bestens gesicherten Erdgeschoss unter dem Nachtclub lag, ebenso wie ein leistungsstarkes Kommunikationszentrum und zwei Fluchttunnel. Keinen der beiden hatte sie je benutzen müssen. Die Bandenchefin saß hinter einem beinahe transparenten Tisch, als ein Geräusch ertönte. Sie sagte „Video an“, und der Text auf dem Flachbildschirm wurde durch Tann Immos Gesicht ersetzt. „Die Daten wurden entschlüsselt“, sagte er. „Sie sind bereit.“
„Danke“, sagte T’Loak und befahl ihrem Posteingang zu erscheinen. Diese Sache stand ganz oben auf ihrer Liste. Sie lächelte grimmig. Kahlee Sanders war entweder naiv, eine Närrin oder beides. Nachdem T’Loak erfahren hatte, wo sich Graysons Daten befanden, wollte sie nicht länger warten, bis jemand Gillian ablieferte, um darauf zugreifen zu können.
Wenige Minuten nach dem Treffen mit Kahlee und Anderson hatte T’Loak bereits entsprechende Befehle an ihre Agenten auf der Citadel erteilt. Zwei Stunden später hatten diese sich via Extranet in Kahlees Computer gehackt, sämtliche darauf abgespeicherten Dateien heruntergeladen und geöffnet, ohne das Selbstzerstörungsprogramm zu aktivieren, das die Daten schützen sollte. Das dauerte ein Weilchen, doch T’Loaks Techniker waren einer solch schwierigen Aufgabe gewachsen, und nun gehörten die Informationen ihr.
Statt die Sichtung der Daten an einen Untergebenen zu delegieren, war Aria entschlossen, das selbst zu tun. Das, was sie suchte, musste in den Details verborgen sein, und nur sie würde es erkennen können.
Also beschäftigte sich T’Loak höchstselbst mit dem Inhalt von Kahlees Computer, bis sie nicht mehr konnte. Sie gönnte sich zwei Stunden Schlaf auf der Couch, die den größten Teil der Wand einnahm, bevor sie wieder aufstand und weiterlas. Mehrere Mahlzeiten wurden aufgetragen und vollkommen unberührt wieder abgeholt, Nachrichten blieben unbeantwortet, und das alles nur, um T’Loaks großes Ziel zu erreichen, nämlich Liselles Mörder zu identifizieren.
Schließlich, nach mehr als zwanzig Stunden akribischer Suche, fand T’Loak endlich, wonach sie gesucht hatte. Nachdem sie Shellas Beschreibung des Mannes, der Liselle die Kehle durchgeschnitten hatte, mit aktuellen Überwachungsvideos des Mörders, der Grayson getötet hatte, und einem Schnappschuss aus den Akten des ermordeten Mannes verglich, hatte sie einen Namen: Kai Leng, ein Cerberusagent, wie Shella gesagt hatte. Dieses Wissen verschaffte T’Loak ein tiefes Gefühl der Befriedigung und nährte ihren nahezu unbändigen Wunsch nach Rache. Leng würde sterben.
Doch wo war der Mörder ihres einzigen Kindes? Auf Omega? Irgendwo anders? Es gab nur einen Weg, das herauszufinden, nämlich den Bettlerkönig zu fragen. Umgehend sandte sie eine entsprechende Anfrage an Hobar, der ihr kaum zehn Minuten später antwortete. Der Volus hatte den Cerberusagenten nicht nur gesehen, der Mann war sogar
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