Dietz, William C. - Mass Effect 4 - Blendwerk
erfahren, warum Leng sie noch nicht ausgeschaltet hatte.
Lengs Gedanken wurden von einer kurzen Ansage des Piloten unterbrochen, die besagte, dass das Tempo des Shuttles nun reduziert und das Schiff in Kürze landen würde. Leng wusste, dass das SN-2 sich in der Hangarbucht der Spirit of Nepal befand, konnte jedoch nichts sehen, da das Shuttle über keinerlei Fenster verfügte.
Bevor er das Shuttle verlassen konnte, war es notwendig, die Bucht zu versiegeln und unter Druck zu setzen, ein Prozess, der mindestens fünfzehn Minuten in Anspruch nahm. Also erlaubte er sich, ein wenig zu dösen. Leng schreckte hoch, als etwas laut klirrte, und hatte den Eindruck, dass er nur wenige Sekunden geruht hatte. Ein rascher Blick auf sein Universalwerkzeug zeigte ihm jedoch, dass er eine halbe Stunde geschlafen hatte. Während dieser Zeit waren alle Kisten bis auf eine entladen worden. Leng betätigte den Knopf an seinem Gurtschloss, erhob sich und verließ das Shuttle über die hintere Laderampe. Die Bucht war groß, und es rannten einige Leute herum, da ein weiterer Transporter gelandet war, auf dem „SN-1“ stand.
Zwischen Kistenstapeln und verschiedenen Ausrüstungsgegenständen hindurch begab sich Leng zu einer Personenschleuse, die sich zischend vor ihm öffnete. Es dauerte einige Minuten, durch die Schleuse zu gehen und zum Ausgang zu gelangen. Dort, mit ausdruckslosem Gesicht wie immer, erwartete ihn Jana. Leng war nicht sicher, ob die Assistentin des Unbekannten wegen seiner Unpünktlichkeit ungehalten war. Zumindest konnte er keine Anzeichen dafür erkennen.
„Bitte folgen Sie mir“, sagte sie. Ihre Absätze verursachten ein unangenehmes Klackern auf dem metallenen Deck, und Leng fragte sich, wie groß ihr menschlicher Anteil war.
Nachdem sie zwei Etagen weiter oben angelangt waren, wies ihn Jana in ein geräumiges Zimmer mit einem großen Fenster an der gegenüberliegenden Wand. Leng konnte Omega dort draußen schweben sehen. Die äußere Oberfläche der Raumstation war voller blinkender Navigationslichter, die den Asteroiden wie einen Reichsapfel funkeln ließen -eine Ironie, die Leng keineswegs entging.
„Kai Leng ist hier, Sir“, sagte Jana und verließ den Raum. Das Geräusch ihrer Absätze wurde immer schwächer, bis es schließlich ganz verstummte. Der Unbekannte saß mit dem Rücken zur Tür. Als er sich umwandte, hatte er ein breites Lächeln im Gesicht. „Danke, dass Sie gekommen sind. Ich weiß, Sie haben viel zu tun. Bitte, setzen Sie sich.
Wie Ihnen sicherlich bekannt ist“, begann der Unbekannte, „war Ana T’Loak alles andere als erfreut, als Gillian Grayson im Afterlife durchdrehte und einige von ihren Leuten tötete. Sie hat einen Preis auf Gillians Kopf ausgesetzt: zehntausend Credits, ob tot oder lebendig. Doch dann ist etwas Interessantes geschehen. T’Loak ist zwar noch immer bereit, zehntausend Credits für die junge Biotikerin zu zahlen, jetzt jedoch nur dann, wenn sie am Leben und in guter Verfassung ist. Die Frage lautet: Was hat sie dazu bewegt, ihre Meinung zu ändern?“
Leng war überrascht, als er das hörte, und ebenso besorgt. Wenn Anas Söldner Gillian am Leben ließen, würde es schwieriger, sie zu töten. „Ich habe keine Ahnung“, antwortete er ruhig, „aber ich habe einen Zwischenfall miterlebt, der damit in Zusammenhang stehen könnte. Nachdem sie das Afterlife auseinandergenommen hatte, floh Gillian zu einem Lagerhaus, das von den Quarianern genutzt wird. Als sie wieder herauskam, wartete eine Frau auf sie, eine Biotikerin namens Cory Kim.“
„Sie kennen sie also?“
„Wir waren gemeinsam im Gefängnis. Wie Sie ja wissen, arrangierte ein Cerberusagent unsere Flucht. Ich blieb bei Cerberus, doch sie verließ uns. Wie auch immer, Kim sprach mit Gillian, und die beiden gingen gemeinsam fort. Ich hoffte auf eine freie Schussbahn, hatte jedoch kein Glück.“
„Das ist interessant“, meinte der Unbekannte nachdenklich. „Besonders, dass Kim Biotikerin ist. Gillian ist Biotikerin, Kim ebenso, und eine Organisation, die sich Biotischer Untergrund nennt, gewinnt zunehmend an Bedeutung.“
„Vielleicht wollen sie Gillian rekrutieren.“
„Das ist gut möglich“, vermutete der Unbekannte. „Wenn sie das tun und Anas Leute sie beschützen, wird unsere Aufgabe umso schwerer.“
„Bleiben Ihre Anweisungen unverändert?“
„Ja“, sagte der Unbekannte. „Finden Sie Gillian Grayson und töten Sie sie, bevor jemand sie an Ana übergibt. Wir wissen nicht,
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