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Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)

Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)

Titel: Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Spitzer
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gingen also zu Lasten der realen Freundinnen. Wie kann dies sein?
    Betrachten wir zur Verdeutlichung dieser Ausführungen ein Beispiel: Als in den achtziger Jahren die Computer aufkamen, waren es die eher neugierigen und intelligenten Menschen, die sich als Erste einen zulegten. Hätte man, sagen wir im Jahr 1985, bei zwei Gruppen von Schülern – die eine mit eigenem Computer und die andere ohne – die Schulnoten registriert, so hätte sich ganz klar ergeben: Die mit einem Computer ausgestatteten Schüler sind in der Schule besser, denn es waren ja die neugierigeren und intelligenteren, die sich häufiger einen Computer gekauft hatten (nebenbei: ein klassischer Selektionseffekt oder »Stichproben-Bias«, wie man auch sagt). Knapp zwanzig Jahre später zeigen die oben diskutierten Daten aus der PISA-Studie das genaue Gegenteil: Wer einen Computer zu Hause hat, weist schlechtere Schulleistungen auf. [125]   Der Grund hierfür ist bereits genannt worden: Der Computer wird heute vor allem zum Spielen verwendet, für das schulische Lernen steht deshalb weniger Zeit zur Verfügung. [126]   Zudem wird derjenige, der dauernd multimedial Monster abschlachtet und dafür nach genau ausgeklügelten Schemata (die eine gute Prise Zufall enthalten müssen, damit sie am besten wirken) belohnt wird, den ganz normalen Schulalltag als vergleichsweise eher langweilig empfinden. Daher verringert sich nicht nur die Zeit zum Lernen für die Schule, sondern es erlahmt auch die Motivation.
    Hier also werden die Unterschiede zwischen der Studie von Ryota Kanai und seinen Mitarbeitern und den Überlegungen zur Studie von Roy Pea und seinen Mitarbeitern und dem Neuronenwachstum deutlich: Wer mit Anfang zwanzig schon viele Freunde hat, der kann seine sozialen Kontakte auch mittels Online-Dienstleistern wie Facebook weiterpflegen. Das wird seine sozialen Kontakte ebenso wenig stören wie die Verwendung eines Computers zur Erledigung der studentischen Referate.
    Ganz anders ist es jedoch, wenn sich noch in der Entwicklung befindliche Kinder der neuen Technik zuwenden. Hier werden ganz offensichtlich für eine gesunde Entwicklung erforderliche Erfahrungen durch elektronische Medien verhindert. Wer in jungen Jahren viel in Facebook unterwegs ist, der ist entsprechend seltener in der Realität sozial engagiert. Dies führt zwangsläufig zu sozialer Frustration, die Online-Gemeinschaft ist daher mit negativen Gefühlen besetzt. Man bedenke: Bei diesen Kindern betrug die mit direkten sozialen Kontakten (face to face) verbrachte Zeit im Durchschnitt etwa zwei Stunden, wohingegen sie durchschnittlich fast sieben Stunden online waren. Die jungen Mädchen gewöhnen sich damit reale Sozialkontakte eher ab – und leiden darunter. [127]   »Wenn es darum geht, zu lernen, wie man mit Menschen umgeht, gibt es keinen Ersatz für den Umgang mit Menschen«, bringt es die Neurowissenschaftlerin Abigail Baird aus New York auf den Punkt. [128]  
    Die intensive Nutzung sozialer Online-Netzwerke vermindert nicht nur die Anzahl realer Freundschaften, sondern auch die soziale Kompetenz; die hierfür zuständigen Gehirnareale schrumpfen. Mehr Stress und zunehmender Verlust der Selbstkontrolle sind die Folgen. Eine soziale Abwärtsspirale setzt ein, die einem erfüllten Leben in der Gemeinschaft entgegensteht.

Fazit
    Die sozialen Online-Netzwerke befriedigen das grundlegende Bedürfnis nach Kontakt zu unseren Mitmenschen. Wir verbringen viel Zeit mit Klatsch und Tratsch und Geschichten über alle uns bekannten Menschen, von den Freunden und Nachbarn bis hin zu den sprichwörtlichen – und uns mittlerweile nahezu ausschließlich medial zugänglichen – Mächtigen, Schönen und Reichen.
    Wer jedoch glaubt, dass diese neue Kontaktmöglichkeit nur Gutes bewirkt, der irrt. Die Anonymität des Internets bewirkt, dass wir uns weniger kontrollieren und uns entsprechend weniger um adäquates Sozialverhalten bemühen müssen. Wer seine sozialen Kompetenzen bereits auf herkömmlichem Wege erworben hat (offline, face to face), wird daher durch soziale Netzwerke kaum Schaden nehmen und sie nutzen wie Telefon Fax oder E-Mail – mit etwas glatterer Benutzeroberfläche. Wer hingegen noch kaum Gelegenheit hatte, Sozialverhalten zu entwickeln und als Kind bzw. Jugendlicher den Gutteil seiner Sozialkontakte im Internet abwickelt, sozial also im Netz lebt, der hat gute Chancen, dass sein Verhalten sehr zu wünschen übrig lassen wird. Wie wir gesehen haben, legen neueste

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