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Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)

Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)

Titel: Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Spitzer
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Adipositas ebenfalls.

6.1 Anteil der übergewichtigen (grau) und krankhaft übergewichtigen (schwarz) Kinder und Jugendlichen in Abhängigkeit vom Alter. Neun Prozent der Drei- bis Sechsjährigen sind bereits übergewichtig, 15 Prozent der Sieben- bis Zehnjährigen und 17 Prozent der Vierzehn- bis Siebzehnjährigen. Die Häufigkeit von krankhaftem Übergewicht (Adipositas) beträgt bei den Drei- bis Sechsjährigen 2,9 Prozent und steigt auf über 6,4 Prozent bei den Sieben- bis Zehnjährigen, bis auf 8,5 Prozent bei den Vierzehn- bis Siebzehnjährigen. [130]  
    Wer in der Kindheit schon Risikofaktoren aufweist, wird mit großer Wahrscheinlichkeit an Typ-II-Diabetes erkranken. Wenn jemand mit achtzig Jahren seinen Altersdiabetes bekommt, stirbt er wahrscheinlich nicht an dessen Folgen. Damit diese zum Tragen kommen können, braucht es Zeit. Genau deshalb ist die Zunahme von Altersdiabetes bei Kindern so tragisch: Sie sind noch jung und werden damit die Folgen der Erkrankung mit allen Konsequenzen erleben – vor allem jahrzehntelanges Siechtum.

Baby-Chinesisch am Bildschirm?
    Die Studie aus dem Jahre 2003, die ich im Folgenden kurz darstellen möchte, hatte ich in Dutzenden von Publikationen und Vorträgen schon beschrieben; ich kannte sie daher genau. Selbst direkt beobachtet und damit bewusst erlebt hatte ich den Effekt bis dahin jedoch noch nicht.
    Kalifornische Wissenschaftler wollten den Einfluss der Erfahrungen mit einer Fremdsprache auf die Fähigkeit von Babys prüfen, die Laute dieser Fremdsprache zu unterscheiden. [154]   Wie man bereits weiß, lernen die Kleinen besonders in der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahrs die Laute der Muttersprache. Damit dies geschieht, brauchen sie den entsprechenden Input; sie müssen die Sprache also hören. Und sie müssen den Sprecher auch sehen, damit sie das Gehörte mit dem Gesehenen (dem Mund, dem ganzen Gesicht mit den ausgedrückten Emotionen, wahrscheinlich auch mit der Körpersprache insgesamt und sicherlich auch im situativen Kontext) in Verbindung bringen können. Das Sehen trägt dazu bei, das Gehörte analysieren zu können. Und dabei arbeitet das Gehirn vor allem mit der Gleichzeitigkeit. Wenn etwas genau gleichzeitig – auf die Millisekunde – gesehen und gehört wird, dann muss es zusammenhängen – so jedenfalls schließt das Gehirn des Babys. Dessen Gehirnrinde arbeitet tatsächlich millisekundengenau, wie man durch entsprechende Studien zeigen konnte. [155]  
    Der Hintergrund der Studie ist folgender: Ein Neugeborenes kann alle Sprachlaute, die es weltweit überhaupt gibt, noch gleich gut unterscheiden. Einjährige hingegen zeigen ganz klar den Effekt des Lernens ihrer Muttersprache, denn sie können deren Laute sehr gut unterscheiden, andere Sprachlaute hingegen, die nicht in der Muttersprache vorkommen, können sie praktisch gar nicht mehr unterscheiden. Sie haben sich also auf die Laute ihrer Muttersprache eingeschossen, könnte man sagen; sie kennen, was sie oft wahrgenommen haben, und kennen nicht, was es offensichtlich (für sie) nicht gibt.
    Die Wissenschaftler gingen in eine Krabbelgruppe mit neun bis zehn Monate alten Babys und ließen sie im Laufe von vier Wochen zwölf Mal Chinesisch hören. Es wurde für jeweils zehn Minuten Chinesisch von einem Chinesen oder einer Chinesin vorgelesen, und dann spielten sie fünfzehn Minuten mit dem Vorleser oder der Vorleserin. Vier Chinesen wechselten sich hierbei ab, so dass die Babys unterschiedlichen Sprach-Input (bei einer Gesamtzeit von insgesamt etwa fünf Stunden) erhielten. Zuvor waren die Kinder nach dem Zufallsprinzip in zwei Sechzehnergruppen eingeteilt worden. Die eine Gruppe erhielt den beschriebenen Chinesischunterricht (Vorlesen, Spielen), die andere erhielt stattdessen den gleichen Unterricht, aber in ihrer Muttersprache Englisch. Während dieses Unterrichts saßen die Kinder in kleinen Gruppen auf einer Decke auf dem Fußboden, recht nahe bei der Chinesin oder dem Chinesen (knapp einen Meter entfernt); es gab häufigen Augenkontakt, und die »Lehrer« wandten sich häufig direkt an die Kinder.
    Auswertungen der Sprachaufnahmen dieser Chinesischstunden ergaben, dass die Kinder insgesamt zwischen 25 989 und 42 184 chinesische Silben (Mittelwert: 33 120) über die zwölf Sitzungen verteilt wahrgenommen hatten. Mithilfe eines Tests zur Unterscheidung zweier chinesischer Sprachlaute, die im Englischen nicht vorkommen, wurde dann im Alter von einem Jahr untersucht, wie gut

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