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Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)

Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)

Titel: Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Spitzer
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das Unterscheidungsvermögen der Babys in beiden Gruppen war. Es zeigte sich hierbei erwartungsgemäß, dass die Babys, die nur Englisch gehört hatten, zwei chinesische Laute allenfalls zufällig unterscheiden konnten. Die Babys aus der Chinesischgruppe hatten den Laute aber ganz offensichtlich gelernt, denn sie schnitten signifikant besser ab als die Babys der Kontrollgruppe.

6.3 Auswirkung von Baby-Chinesisch (insgesamt fünf Stunden, aufgeteilt in zwölf Sitzungen von je 25 Minuten) bei neun bis zehn Monate alten Babys (schwarze Säule ganz links) auf das im Alter von einem Jahr getestete Unterscheidungsvermögen für chinesische Laute im Vergleich zu einer Kontrollgruppe (weiße Säule) , die in englischer Sprache trainiert wurde. Der Unterschied war statistisch signifikant. Weder das Sehen und Hören einer DVD (dunkelgraue Säule ganz rechts) noch das bloße Hören einer CD (hellgraue Säule) hatte irgendeinen Lerneffekt. [156]  
    Um zu testen, wie wichtig der soziale Kontakt für das Lernen war, wurde eine DVD produziert, die das gleiche Material (und die gleichen Personen) wie beim Liveunterricht enthielt, und eine weitere Krabbelgruppe (Durchschnittsalter der Babys zu Beginn: 9,3 Monate) wurde erneut geteilt, wobei diesmal jeweils sechzehn Babys entweder die DVD ansahen oder nur den Audiokanal hören konnten (was gleichbedeutend war mit dem Hören einer CD). Die Zeit dieses medialen »Unterrichts« war identisch mit der im ersten Experiment, er enthielt sogar deutlich mehr (49 866) chinesische Silben als die Live-Versionen. Daran schloss sich wieder die Testprozedur an, deren Ergebnisse ebenfalls in der Grafik 6.3 dargestellt sind. Es zeigte sich, dass die elektronischen Medien zu keinerlei Lernen führten.
    Dieses Ergebnis steht in krassem Widerspruch zu den vielen multimedialen Angeboten für Babys bzw. für deren Eltern, die dafür Geld ausgeben, weil sie für ihr Kind das Beste wollen. Wenn aber Babys einen wesentlichen Teil ihrer wachen Zeit einem Medium ausgesetzt sind, von dem sie – im Gegensatz zur wirklichen Welt und wirklichen Menschen – nichts lernen können, dann lernen sie insgesamt weniger. Wer sein Baby zum Lernen vor einen Bildschirm setzt, der riskiert einen negativen Einfluss auf dessen geistige Entwicklung. Schließlich verbringen Babys den Hauptteil ihres Lebens noch mit Schlafen. Ansonsten werden sie gestillt oder gefüttert, müssen sauber gemacht, gebadet und gepflegt werden. Wenn man sie dann in den (relativ seltenen) zeitlichen Phasen, in denen sie wach, aufmerksam und aufnahmefähig sind, vor ein Bildschirmmedium setzt, dann kann man sie in dieser Zeit im Grunde auch in den Kohlenkeller sperren. Denn lernen und damit geistig wachsen werden sie vor bunten Bildschirmen und Lautsprechern genauso wenig wie im dunklen Keller. Ich sage dies an dieser Stelle deswegen so pointiert, weil die gerade beschriebene Studie tatsächlich belegt, dass Bildschirmmedien im frühen Kindesalter für das Lernen nicht nur nichts taugen, sondern sogar Lerneffekte massiv behindern. Und weil kleine Kinder wahre Lernwunder sind, nichts lieber tun und sowieso den ganzen Tag lernen, haben Lernverhinderungsmaschinen, wie in der Folge dargelegt werden soll, einen negativen Einfluss auf die Bildungskarriere von Kindern.

Bildschirme schaden der Bildung
    Ist die Entwicklung der Sprache und des Denkens eines Kindes im Kindergartenalter durch zu viel Zeit vor Bildschirmmedien bereits verzögert oder beeinträchtigt, dann wirkt sich dies ungünstig auf dessen gesamte Bildungsbiographie aus. Anders gesagt: Zu viel Fernsehen im Kindergartenalter senkt das Bildungsniveau der Menschen langfristig. Dies zeigen Daten aus der wahrscheinlich weltweit besten Langzeitstudie zur Entwicklung von 1037 Neugeborenen bis ins Erwachsenenalter hinein, die es weltweit überhaupt gibt. Es handelt sich um eine prospektive Geburtskohortenstudie, womit das folgende methodische Vorgehen gemeint ist [163]   : In der Stadt Dunedin, die auf der neuseeländischen Südinsel liegt, wurden vom 1. April 1972 bis 31. März 1973 alle Neugeborenen und deren Familien erfasst und später im Alter von drei Jahren erstmals untersucht. In weiteren Abständen von zwei bis drei Jahren (d.h. im Alter von fünf, sieben, neun, elf, dreizehn, fünfzehn, achtzehn und einundzwanzig Jahren) wurden dann weitere Befragungen und Untersuchungen durchgeführt. Zuletzt geschah dies im Alter von sechsundzwanzig Jahren, als es immerhin gelang, 980

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