Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)
Studien nahe, dass sich die für Sozialverhalten zuständigen Gehirnareale nicht normal entwickeln werden. Die Folgen sind bislang nur schwer absehbar, sollten uns jedoch zu denken geben. Junge Menschen wissen immer weniger, wo es langgeht, was sie leisten können und was sie wollen. Sie haben einfach zu wenig Gelegenheit, dies durch reale Projekte in der realen Welt im persönlichen Miteinander auszumachen.
Das Internet ist voller scheiternder Sozialkontakte, die vom Vorgeben, dass man ein anderer sei, über Schummeln, Betrügen bis hin zur groben Kriminalität reichen. Es wird gelogen, gemobbt, abgezockt, aggressiv Stimmung gemacht, gehetzt und diffamiert, dass sich die Balken biegen! Wen wundert es, dass soziale Netzwerke bei den jungen Nutzern vor allem zu Einsamkeit und Depression führen?
Mangelnde Selbstregulation, Einsamkeit und Depression sind in unserer modernen Gesellschaft die wichtigsten Stressoren. Sie bewirken das Absterben von Nervenzellen und begünstigen damit langfristig die Entwicklung einer Demenz. Bei unseren Kindern kann die Ablösung echter zwischenmenschlicher Kontakte durch digitale Online-Netzwerke langfristig mit einer Verkleinerung ihres sozialen Gehirns verbunden sein. Langfristig besteht die Gefahr, dass Facebook & Co. zur Schrumpfung unseres sozialen gesamten Gehirns führen werden. So gesehen, ist es äußerst beunruhigend, dass mittlerweile etwa eine Milliarde Menschen Facebook nutzen.
6. Baby- TV und Baby-Einstein-DVDs
In den vorherigen Kapiteln blieb noch weitgehend unberücksichtigt, dass sich das menschliche Gehirn im Laufe des Lebens entwickelt. Das Gehirn eines Kindes ist noch nicht »fertig« und deshalb noch besonders prägbar: Es lernt sehr schnell, während es sich noch entwickelt, und bildet sich dadurch erst richtig aus. Diese Gehirnbildung – im doppelten Sinn, denn es geht um Bildung im Sinne vom Ausbau geistiger Fähigkeiten und um Bildung im Sinne von Entstehung des erwachsenen Gehirns – wird im Zentrum dieses und der folgenden Kapitel stehen.
Kinder und Krankheiten des Alters
Warum soll in einem Buch von Kindern die Rede sein, das sich mit einer Erkrankung des Alters befasst – Demenz? Dass dies keineswegs absurd ist, zeigt sich am Beispiel des Altersdiabetes. Auch hier handelt es sich, wie der Name schon sagt, um eine Erkrankung des Alters. Aufgrund falscher Ernährung, die zu Übergewicht führt, reagiert der Körper überempfindlich auf das Hormon Insulin. Dieses wird in der Bauchspeicheldrüse gebildet und sorgt dafür, dass die Energie aus der Nahrung bedarfsgemäß in die Zellen des Körpers gelangt. Wird dauernd zu viel Nahrung aufgenommen, stumpft der Körper im Laufe des Lebens gegenüber dem vielen ausgeschütteten Insulin ab; seine Wirkung lässt nach. Die Energie, d.h. der Zucker im Blut, gelangt nicht mehr in die Zellen des Körpers, sondern bleibt im Blut. Man ist daher schlapp und müde, trotz all der Energie im Blut, weil der Körper mit ihr nichts mehr anfangen kann. Ein hoher Blutzuckerspiegel hat schwerwiegende Konsequenzen für Herz und Blutgefäße, die Augen, die Nieren und auch das Gehirn: Patienten mit Altersdiabetes sterben nicht nur früher, sondern leiden vor allem über Jahrzehnte an ihrer Krankheit (Blindheit, Nierenversagen, Amputationen, Schlaganfälle).
Seit einigen Jahren wird der Altersdiabetes als Typ-II-Diabetes bezeichnet – nicht nur, um ihn vom Typ-I-Diabetes (bei dem kein Insulin mehr gebildet wird) klar zu unterscheiden, sondern weil diese Krankheit mittlerweile auch bei Jugendlichen und Kindern vorkommt. Der jüngste Altersdiabetiker in Deutschland ist fünf Jahre alt. Kinderärzte sprechen von einer epidemieartigen Zunahme der Krankheit in jungen Jahren. Wie repräsentative Daten des Berliner Robert Koch-Instituts zeigen [129] , sind in Deutschland 15 Prozent (entsprechend 1,9 Millionen) der Kinder und Jugendlichen übergewichtig, 6,3 Prozent davon (800 000) krankhaft übergewichtig (adipös). Der Anteil der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen nimmt mit dem Alter zu und liegt heute etwa doppelt so hoch wie noch vor zwanzig Jahren. Zwischen Jungen und Mädchen gibt es beim Übergewicht keinen Unterschied, wohl aber im Hinblick auf soziale Schicht und Migrationshintergrund. Kinder und Jugendliche aus Familien mit niedrigem Sozialstatus sind von Übergewicht und Adipositas besonders häufig betroffen, Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund auch, Kinder von Müttern mit Übergewicht oder
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