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Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)

Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)

Titel: Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Spitzer
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unkontrolliert überlassen: dem freien Markt.

Baby-Roboter
    Papero heißt ein knapp 40 cm großer und 5 kg schwerer knuffig ausschauender Roboter der japanischen Firma NEC, der ganz speziell als Babysitter konstruiert wurde. Der Name ist bereits mehr als zehn Jahre alt, steht für Partner-type Personal Robot. Das Ding ist also eigens dafür konstruiert, dem Menschen ein Partner zu sein.

6.6 Als Babysitter zu verwendender Roboter der japanischen Firma NEC
    Papero hat verschiedene Sensoren und kann sich autonom bewegen. Er kann etwa dreitausend Wörter sprechen und über zweihundert »verstehen«, Musik spielen und Gesichter erkennen. Er lässt sich von einem PC aus steuern und programmieren, und die Bilder seiner eingebauten Videokamera lassen sich auf einem iPhone betrachten, über das man auch Verbindung mit ihm aufnehmen und sogar (über seinen eingebauten Lautsprecher) mit seinen Kindern sprechen kann. Papero kann verschiedene Charaktereigenschaften annehmen – je nachdem, worum es gerade geht –, und er ist in der Regel freundlich und fröhlich.
    Hat er gerade nichts zu tun, fährt er herum und sucht ein Gesicht. Sobald er eines findet, beginnt er ein Gespräch. Er kann sich bis zu dreißig Gesichter merken und registriert beispielsweise auch, wenn man ihn streichelt oder ihm eine Ohrfeige gibt. Dann verhält er sich auch entsprechend im Hinblick auf die Art, wie er spricht und sich bewegt, und wird sich später daran erinnern. Kitzelt man seinen Bauch, dann lacht er. Er kann eine Reihe von Spiele spielen, tanzen und einige Aktionen auf Kommando (über Computer oder Smartphone) ausführen.
    In einem Video der Firma NEC, das begeisterte Kinder und jede Menge Roboter zeigt, findet sich der folgende Kommentar: »Der Babysitter-Roboter baut Beziehungen zu Kindern auf, indem er in ihren Kreis zu Hause, bei der Tagesmutter und im Kindergarten eintritt. Während er die Kinder sanft beaufsichtigt, ermöglicht er ihnen neue Erfahrungen. Wir glauben, dass die Gemeinschaft mit Robotern eine valide Lernerfahrung für Kinder sein kann. […] Der Gegenstand unserer gegenwärtigen Forschung sind nicht Roboter, sondern die Idee, mit Robotern zu leben.« [166]   Ich wage nicht, mir auszumalen, was es für kleine Kinder bedeutet, wenn sie nicht mit anderen Menschen zusammen sind, sondern mit Robotern. Ich glaube nicht, dass sie von ihnen das Wichtigste, was ein Kind im Kindergarten mitnehmen kann – soziale Kompetenz und Selbstregulation –, lernen können. Wie alles, was neu ist, sind sie für eine kleine Weile ein spaßiger Zeitvertreib. Mehr nicht. Hoffentlich!

Fazit
    Es ist im Grunde erstaunlich, wie es internationale Konzerne immer wieder bewerkstelligen, ganze Generationen von Menschen in vielen Ländern der Erde an der Nase herumzuführen. Da werden Sendungen und DVDs produziert und mit dem Hinweis auf positive Wirkungen auf das Baby beworben (nahezu immer ist von Lernen die Rede) und erfolgreich vermarktet, ohne dass die behaupteten positiven Wirkungen untersucht, geschweige denn nachgewiesen worden sind.
    Digitale Medien sind dem Lernen und damit der geistigen Entwicklung von Babys abträglich! Mit viel Werbeaufwand werden Lügen verbreitet, weil sich damit Geld verdienen lässt. Wie gezeigt wurde, belegen viele Studien, dass kleine Kinder durch diese Software beim Lernen aktiv behindert werden. Dass damit Leid produziert wird und langfristig hohe soziale und ökonomische Kosten verursacht werden, ist dann Sache der Gesellschaft. Es ist nicht minder erstaunlich, dass in den westlichen Gesellschaften diese Machenschaften bislang ignoriert und deren Protagonisten sogar belohnt werden. So wurde die Erfinderin und Produzentin der Teletubbies, Anne Woods, ob ihrer großen Verdienste für die Verbreitung britischer Kultur in über hundert Länder der Welt von der englischen Königin mit der Ritterwürde geehrt, obgleich nachgewiesen ist, dass das Sehen der Sendung zu Sprachdefiziten bei den Kindern führt. [167]   Bedenkt man zudem, dass Fernsehen erwiesenermaßen dick macht und Fettleibigkeit einen schwerwiegenden gesundheitlichen Risikofaktor darstellt – dass Frau Woods also, wie sich leicht berechnen lässt, für den vorzeitigen Tod von Hunderttausenden von Menschen mitverantwortlich ist –, so wird das allgemeine Wegsehen der beteiligten Politiker und Medienmacher noch unverständlicher.
    Die Untersuchungen, die es zu den Auswirkungen von Bildschirmmedien tatsächlich gibt, sprechen seit Jahren mit

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