Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)
Studenten der Universität 19 Studenten ermittelt, die bei der Beantwortung der Fragen sehr deutlich über dem Mittelwert lagen, sowie 22 Studenten, die deutlich unter dem Mittelwert lagen. Man untersuchte schwere Medienmultitasker (heavy media multitasker) bzw. leichte Medienmultitasker (light media multitasker) und führte einen Extremgruppenvergleich durch.
Die Fähigkeit der Versuchspersonen, unwichtige Reize herauszufiltern und nicht zu beachten, wurde mit einer speziellen Aufgabe getestet, die zuvor bereits deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Menschen gezeigt hatte. [275] Die Studenten sahen zunächst ganz kurz zwei Rechtecke, sollten sie sich für eine knappe Sekunde merken und wurden dann aufgefordert, das Bild aus dem Gedächtnis mit einem für zwei Sekunden dargebotenen Bild zu vergleichen, um zu entscheiden, ob sich eines der Rechtecke etwas gedreht hatte.
10.2 Prinzip der Aufgabe zum Erkennen eines Rechtecks, das sich dreht oder nicht.
Um die Aufgabe schwierig zu machen, waren auf dem Bildschirm bei vielen Durchgängen auch andersfarbige Rechtecke zu sehen, die als Ablenkung dienten. Die Anzahl dieser ablenkenden Reize betrug entweder null, zwei, vier oder sechs. Man wollte mit dem Test nun erfahren, ob diese Ablenkung einen Effekt auf die Leistung in dem Test hatte.
10.3 Ablauf eines Durchgangs mit Ablenkreizen im Test für die Fähigkeit, Unwesentliches auszublenden. Die Versuchspersonen sollten angeben, ob eines der dunklen Rechtecke in seiner Orientierung verändert war. War dies der Fall, sollten sie mit »Ja« mittels Tastendruck antworten, war dies nicht der Fall, dann mit »Nein«. [276]
Die Leistung der Probanden wurde gemessen. Hierzu bestimmte man die Anzahl der korrekt bemerkten Drehungen und zog davon die Fehlerzahl ab. Man würde nun erwarten, dass die Probanden, die nicht Multitasking betreiben und daher neben Wichtigem nicht dauernd auch Unwichtiges beachten, in diesem Test schlechter abschneiden. Und umgekehrt würde man eher annehmen, dass diejenigen, die dauernd mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen, durch unwichtige Reize weniger abgelenkt werden.
10.4 Leistung von Menschen, die viel bzw. wenig bis gar kein Multitasking betreiben, beim Herausfiltern unwichtiger Reize in Abhängigkeit von der Anzahl ablenkender Reize [277]
Die Grafik zeigt, dass es sich völlig anders verhielt: Die Nicht-Multitasker konnten die Aufgabe gut lösen, unabhängig davon, wie viel zusätzliche Ablenkreize vorhanden waren. Bei den Multitaskern hingegen ging die Leistung mit zunehmender Anzahl der ablenkenden Reize signifikant zurück.
Auch in einer anderen Standardaufgabe zur Messung geistiger Leistungsfähigkeit zeigten die Multitasker schlechtere Leistungen. Diese sehr einfache Aufgabe besteht im Betrachten einer Folge von Buchstaben, die am Computerbildschirm in roter Schrift auf schwarzem Hintergrund für jeweils 0,3 Sekunden erschienen. Zwischen den Buchstaben war eine Pause von knapp fünf Sekunden, während der sich die Versuchsperson den gerade gesehenen Buchstaben merken musste. Folgte auf ein A ein X – und nur in diesem Fall: A – X –, musste sie dann die »Ja«-Taste drücken. In allen anderen Fällen – also A gefolgt von Nicht-X (A – Y), B gefolgt von X (B – X) sowie Nicht-A gefolgt von Nicht-X (B – Y) – sollte die »Nein«-Taste gedrückt werden. In einer erschwerten Version des Tests erschienen zwischen den roten Buchstaben noch drei andere Buchstaben in weißer Schrift für ebenfalls 0,3 Sekunden, die nicht beachtet werden sollten. Wieder ging es also darum, ablenkende Reize zu ignorieren.
In der einfachen Version dieses Tests gab es keine Unterschiede zwischen den Multitaskern und den Nicht-Multitaskern. Bei der schwereren Version mit den zusätzlichen ablenkenden Reizen jedoch brauchten die Multitasker deutlich länger.
10.5 Mittelwerte der Reaktionszeiten im erschwerten Test in der Gruppe der Nicht-Multitasker und der Multitasker [278]
Darüber hinaus wurde ein bewährter Test zur Prüfung der Arbeitsgedächtnisleistung durchgeführt. Hierbei sehen die Probanden wiederum eine Abfolge von Buchstaben, schwarz auf weiß, für jeweils eine halbe Sekunde mit einer Pause zwischen den Buchstaben von drei Sekunden. Die Aufgabe besteht darin, die »Ja«-Taste zu drücken, wenn der Buchstabe identisch ist mit dem vorletzten Buchstaben (2-back) oder mit dem drittletzten Buchstaben (3-back), der jeweils davor gesehen wurde. Man muss sich
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