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Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)

Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)

Titel: Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Spitzer
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also jeden Buchstaben auf dem Schirm kurzfristig merken (dafür ist das Arbeitsgedächtnis zuständig) und zudem einen Vergleich (ebenfalls im Arbeitsgedächtnis) mit dem jeweiligen zuvor gesehenen Reiz durchführen. Als 1-back -Aufgabe ist dieser Test sehr leicht: Ist der Buchstabe, den man gerade gesehen hat, derselbe wie der davor? Der 2-back ist gerade noch zu bewältigen: Ist der Buchstabe, den man gerade gesehen hat, derselbe wie der vorletzte? Der 3-back ist dagegen richtig schwierig, jeder macht da Fehler – die Frage ist nur, wie viele.
    Wieder zeigte sich, dass die Multitasker im Vergleich zu den Nicht-Multitaskern beim 3-back schlechter abschnitten. Die Probanden in beiden Gruppen waren erwartungsgemäß beim 3-back schlechter als beim 2-back, aber bei den Mutitaskern stiegen die falschen »Ja«-Antworten beim 3-back signifikant stärker an. Interessanterweise waren diese falschen Ja-Antworten der Multitasker vor allem dadurch bedingt, dass früher im Verlauf des Tests gesehene Buchstaben sich offenbar immer noch im Arbeitsgedächtnis befanden und eine (falsche) Ja-Antwort auslösten. Dies werteten die Autoren als Hinweis darauf, dass die Probanden Schwierigkeiten hatten, unwichtige Inhalte aus ihrem Bewusstsein auszuschließen.

10.6 Rate der falschen »Ja«-Antworten bei der 2-back- und 3-back-Aufgabe [279]  
    Der Test zeigt also, dass Multitasker nicht nur ablenkende äußere Reize, sondern auch eigene ablenkende Gedächtnisinhalte schlechter ignorieren können. Sie waren also insgesamt ablenkbarer.
    Schließlich wurde noch ein Test durchgeführt, bei dem es um das »Umschalten« zwischen unterschiedlichen Aufgaben ging. Die Probanden sahen zunächst für 0,2 Sekunden entweder »ZAHL« oder »BUCHSTABE«. Dies bedeutete, dass sie im nachfolgenden Durchgang entweder auf die Zahl oder auf den Buchstaben zu achten hatten. Nach einer kurzen Pause sahen sie dann ein Zahlen-Buchstaben-Paar wie beispielsweise »2b« oder »a3«. Dann sollten sie, je nach Aufgabe, eine Taste drücken, wenn es sich um eine gerade Zahl handelte, und eine andere Taste, wenn die Zahl ungerade war. Oder die entsprechenden Tasten waren zu drücken bei einem Konsonanten bzw. bei einem Vokal. Es musste also entweder die Zahl oder der Buchstabe klassifiziert werden.

10.7 Schematische Darstellung der Aufgabe zum Aufgabenwechsel
    Wenn sich bei diesem Test eine Aufgabe wiederholt – auf eine Zahl folgt eine weitere Zahl –, reagiert man schneller als beim Wechsel der Aufgabe, wenn also erst die Zahl und danach der Buchstabe, oder umgekehrt erst der Buchstabe und dann die Zahl, zu klassifizieren sind. Auch in dieser Aufgabe zeigte sich, dass die Multitasker Schwierigkeiten haben, die jeweils angesagte Aufgabe zu lösen: Die Verlangsamung ihrer Reaktionszeiten bei Aufgabenwechsel ist um 167 Millisekunden größer als in der Gruppe der Nicht-Multitasker.
    Zusammengefasst zeigen die Ergebnisse der Studie, dass Menschen, die häufig mehrere Medien gleichzeitig nutzen, Probleme bei der Kontrolle ihres Geistes aufweisen. »Multitasker haben größere Schwierigkeiten, unwichtige Reize der Umgebung auszublenden […], können weniger gut unbedeutende Reize in ihrem Gedächtnis ignorieren ( 2-back- und 3-back- Aufgabe) und sind weniger effektiv beim Unterdrücken irrelevanter Aufgabenstellungen (Aufgabenwechsel). Dieses letzte Ergebnis ist besonders bedeutsam, bedenkt man die zentrale Rolle, die der Wechsel der Aufgabe beim Multitasking spielt.« [280]  
    Man könnte nun einwenden, dass diese Ergebnisse einfach nur zeigen, dass »dümmere« Leute, die auch in anderen Tests zur geistigen Leistungsfähigkeit schlechter abschneiden, eher zum Multitasken neigen. Dies ist jedoch nicht der Fall, denn eine ganze Reihe von zusätzlichen Tests konnte nachweisen, dass sich die Gruppen ansonsten nicht weiter unterschieden: Weder bei Schulnoten noch bei Persönlichkeitstests noch in anderen kognitiven Tests gab es Unterschiede.

Fazit
    Halten wir fest: Menschen, die häufig gleichzeitig mehrere Medien nutzen, weisen Probleme bei der Kontrolle ihres Geistes auf. Bei allen geistigen Fähigkeiten, die man beim Multitasking benötigt, schneiden die Multitasker signifikant schlechter ab als die Nicht-Multitasker. Sogar beim Wechsel von Aufgaben, was ja bei Multitaskern Standard ist, sind sie deutlich langsamer als die Nicht-Multitasker.
    Was man anhand dieser Experimente nicht beantworten kann, ist die Frage, wie es zu diesen Unterschieden kommt. Wir

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