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Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Titel: Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Maximilian Spurk
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er aus den Augenwinkeln sah, wie Xarna mehrere Tomaten in ihren weiten hellen Umhang verschwinden ließ. Sie hatte ihre übliche Tracht gegen etwas Unauffälligeres eingetauscht, hier auf dem belebten Markt. Auch seine Kleidung lag gut verstaut in einer weiteren Kaschemme, in der sie momentan ein Zimmer gemietet hatten. Sie hatten ihre kleine Meinungsverschiedenheit vorerst beigelegt und waren dazu übergegangen, als Team zu arbeiten. Illwar lenkte die Leute ab, Xarna griff mit aller Seelenruhe zu.
    »Sie reißen mir ja das Herz aus der Brust«, empörte sich der Händler. »Neun, weniger kann ich nicht verlangen.«
    Illwar wollte gerade sein Gegengebot erwidern, als ein Junge keuchend angestürmt kam und so stark am Arm des Händlers riss, dass Illwar befürchtete, er wollte ihn amputieren.
    »Was ist den los, Junge. Siehst Du nicht, dass ich Kundschaft habe?«
    Den aufgeregten Knaben schien das nicht zu interessieren. »Die Soldaten, Vater, die Soldaten! Sie haben ein weiteres Dorf niedergebrannt! Sie suchen jemanden, aber keiner weiß wen! Und sie sind auf dem Weg hierher!«
    Der Vater des Jungen wurde fahl. »Noch ein Dorf? Woher weißt Du das?«
    »Oheim Dunal hat es mir erzählt. Außerdem scheinen sich die Gerüchte zu bestätigen, Papa. Es ist der Oberst! Er kommt hierher!«
    Illwar legte die Melone wieder hin und ging ohne ein weiteres Wort von dannen. Xarna hatte genug Ablenkung, um ihre Vorräte aufzufüllen und er hatte etwas zum Nachdenken. Der Oberst. Jeder wusste wer damit gemeint war. Nur die wenigsten wagten seinen Namen laut auszusprechen, so als brächte es Unglück. Da dieser Oberst aber schon hierher unterwegs war, war das Unglück sowieso nicht mehr fern.
    Xarna traf ihn an der nächsten Ecke. »Hast Du gehört? Ludewig kommt.«
    Illwar nickte stumm. Was konnte der Oberst hier nur wollen? Wen suchte er? Illwar versuchte sich einzureden, er litt an Paranoia, aber er hatte das unbestimmte Gefühl, dass er gemeint sein könnte. Aber wieso? ’te Kall konnte nichts von seinen Plänen wissen. Oder war er nicht vorsichtig genug gewesen und der alte Hexenmeister hatte Illwars Magieanwendung entdeckt? Eins stand fest: Er konnte nicht auf sein Glück hoffen. Momentan erkannten die Leute Xarna und ihn nicht, aber wenn Ludewig hierherkam und Schuldige suchte, für was auch immer, waren sie beide bestimmt die erste Wahl des Mobs. Und man jagte sie. Ganz egal in welcher Verkleidung.
    »Illwar, die Leute haben Angst.«
    »Ich weiß, Xarna, ich weiß. Wir sollten die Stadt verlassen.«
    »Willst Du ihnen nicht helfen?«
    Illwar blieb abrupt stehen und starrte seiner Begleiterin an. Sie hatte ihn in den letzten Tagen immer wieder mit ihrer merkwürdigen Logik überrascht, mit ihrem Glauben beinahe sogar vertrieben, aber jetzt war er vollkommen perplex. »Bitte was?« Er schaute ihr tief in ihre dunklen Augen und irgendetwas in ihm sehnte sich danach sie an sich zu reißen, zu beschützen, aber er schüttelte den Gedanken ab. Sie hatten bis jetzt immer eine gewisse Distanz bewahrt, schließlich konnte sie für sich selber sorgen.
    »Die Leute brauchen vielleicht unsere Hilfe.«
    »Unsere Hilfe? Hast Du den Verstand verloren? Diese Leute hassen uns. Wir werden die Ersten sein, die sie Ludewig ausliefern, um ihn zu besänftigen.«
    »Ich bin mir da gar nicht so sicher.«
    Illwar war vollkommen verblüfft. Für ihn sprach Xarna in Rätseln.
    »Was ist mit Deiner guten Seite?«, neckte sie ihn. »Willst Du etwa weglaufen, wenn die Leute Dich brauchen?«
    »Warum sollten die Leute mich brauchen?«
    »Hörst Du nicht, was die Leute reden, Illwar? Sie haben Angst, Angst um ihr Leben. Der Fürst schickt Ludewig! Nicht irgendeine harmlose Patrouille, die die Stadt mal wieder aufmischen soll. Ludewig bedeutet Strafgericht! Und keiner hier weiß, was sie angestellt haben könnten, dass sie es verdienen, niedergebrannt zu werden. Der Fürst wird zu unberechenbar. Wenn er jetzt schon grundlos Ludewig schickt, ist man nirgends mehr sicher. Sie planen, sich zu wehren!«
    »Wehren? Gegen Ludewig? Gegen den Fürsten?«
    »Angeblich hat Ludewig nur dreißig Mann dabei. Damit wird Kargendein fertig.«
    »Ja, vielleicht. Aber die Antwort, die danach kommt, wird Kargendein fertigmachen. Bis auf die Grundmauern geschleift, kein Stein mehr auf dem anderen. Und dann?«
    »Nicht so schnell. Nach Ludewig müssten sie sich gegen eine Armee schlagen. Eine Belagerung. Ich weiß nicht, wie viele Vorräte Kargendein insgesamt hat, aber die

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