Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)
in ihre braunen Augen. Er wollte nicht mehr weg. Er wollte in ihrer Nähe sein. Also blieb er einfach stehen. Sie war eine Ketzerin. Er war ein … Erwecker. Alles eine Frage der Perspektive.
9
»Ihr seid so schweigsam, mein Gebieter.«
Grinn ’te Kall zuckte wieder unbehaglich mit dem rechten Mundwinkel ohne es zu merken, bevor er aufsah und seine Tischgenossin genau studierte. Der Tisch war reich zum Nachtmahl gedeckt, das ’te Kall zusammen mit seiner Beraterin einnahm. Axarel trug ein dunkelblaues Kleid und hatte ihr blondes Haar hochgesteckt, was ihre Nase zusätzlich betonte. Sie nippte gerade an ihrem Rotwein und hielt stur seinem Blick stand. ’te Kall faltete die Hände zusammen und stütze sein Kinn darauf. Er holte tief Luft und sog dabei den süßen Duft des Kerzenwachses ein. Die Flammen der Kerzen tanzten ihren Reigen zwischen den beiden Augenpaaren.
»Tut mir leid Axarel, dass ich heute kein guter Gesellschafter bin.«
»Aber ich bitte Euch, Gebieter …«
»Doch, Du hast recht. Ich weiß, worauf Deine Frage abzielt. Du glaubst immer noch, ich mache mir Sorgen über einen möglichen Aufstand oder dergleichen. Wie Du meinst, unnötige Sorgen, aber glaube mir, irgendetwas nagt an mir und dieses Gefühl lässt mich nicht los.«
»Ihr solltet Euch endlich entspannen. Das Land ist unter Kontrolle. Und solltet es wirklich so etwas wie einen winzigen Keim der Hoffnung für Eure Untertanen geben, dann wird Ludewig ihn finden, ausreißen, zertreten und noch zusätzlich verbrennen, nur um ganz sicher zu gehen. Er wird bis Kargendein reiten, eine Spur der Verwüstung hinter sich lassend und es wird sich wie ein Flächenbrand in die übrigen Teile des Landes verbreiten. Er kann sehr bestimmt in solchen Angelegenheiten sein.«
’te Kall musste lächeln. Allein die Vorstellung gefiel ihm, aber die angenehme und ruhige Art wie Axarel die Einschüchterung seines Volkes schilderte, füllte ihn mit Wärme. Sie besaß großes Geschick darin, ihm das zu erzählen, was er hören wollte. Er hoffte für sie, dass sie sich nicht allzu oft in Schönfärberei verlor. Sonst müsste sie zu ’te Kalls Bedauern erfahren, wer hier auf der Festung für Einschüchterungen ganz besonderer Art zuständig war.
Bis jetzt allerdings machte Axarel hervorragende Arbeit. Sein Volk tat das, was es tun sollte, das Land ernähren und er beschützte es dafür. Auch und gerade vor den eigenen Dummheiten seiner Untertanen. Wie weit waren sie denn mit ihrem geliebten König Poran gekommen? Er hatte das Land in seiner Schusseligkeit an Tang Ok verloren. Aber zum Glück war ja er, ’te Kall, da und hatte alles zum besseren gewendet. Nur ein paar Störenfriede waren noch vorhanden.
»Vergesst den Bund nicht, liebe Axarel, der Bund! Der Glaube an den Bund war schon zu Porans Zeiten stark. Heute stecken sie alle ihre Hoffnungen in ihn.«
Axarel lächelte »Der Bund ist zerschlagen. Tot! Ausgeblutet! Zerstreut! Er existiert nur noch in ihren Träumen.«
’te Kall wurde nachdenklich. »Ich hoffe, Du hast recht.«
»Ihr grübelt zu viel.« Axarel lächelte wieder und schlug langsam die Augen auf. »Ich glaube, Ihr könntet heute Abend noch ein wenig Abwechslung gebrauchen«, hauchte Axarel zu ihm herüber. Sie stellte Ihr Weinglas elegant auf den Tisch ab und stand mit einer fließenden Bewegung auf. Sie ging um den Tisch herum, kam auf ihren Gebieter zu und löste dabei die Verschlüsse ihres Kleides. Eine Länge vor ihm blieb sie stehen und ließ ihr Kleid zu Boden gleiten. Wie immer trug sie nichts darunter, außer nackter Haut.
’te Kall vermutete, dass ihr einfach nur langweilig war. Aber trotzdem hatte sie recht. Abwechslung konnte ihm wirklich nicht schaden.
10
»Ihr könnt doch nicht elf Kupferstücke für eine Melone verlangen«, regte sich Illwar künstlich auf.
»Erlauben Sie, mein Herr! Das sind die besten Wassermelonen in ganz Kargendein. Sie finden nirgends größere und saftigere. Ich ruiniere mich fast selbst, dass ich nur lausige elf Münzen dafür verlange. Liebevoll gepflegt und behütet, mit den neuesten und aufwendigsten Bewässerungssystemen. Jede Pflanze bekommt ihren eigenen Kanal, damit sie ihren vollen Wohlgeschmack entfalten kann! Es grenzt geradezu an Diebstahl, wenn sie weniger dafür bezahlen wollen. Aber da sie offensichtlich neu sind und meine Qualität noch nicht kennen, gebe ich sie Ihnen für zehn.«
»Sieben und kein Blechstück mehr.« Illwar musste sich beherrschen, nicht laut aufzulachen, als
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