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Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Titel: Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Maximilian Spurk
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der Diebin (und Ketzerin) wiedererkennen konnte, aber die Vorteile lagen auf der Hand. Er konnte sich ohne Mühe Gehör verschaffen.
    Xarna blieb im hintersten Winkel des Saales verborgen und lächelte glücklich. So ganz wurde Illwar aus ihren wahren Beweggründen nicht schlau, aber vermutlich sah sie die Chance, ihr Leben durch den kommenden Krieg gegen den Fürsten zu verbessern. Als Diebin hatte sie in Kargendein keine große Zukunft mehr. Man lauerte ihr schon an jeder Straßenecke auf. Sich außerhalb der Stadt zu versorgen, fiel ihr womöglich schwer. Ein Krieg konnte ihr helfen. Schließlich musste sie nicht zu seinen Opfern zählen, sondern zu den Profiteuren.
    Illwar seinerseits musste nicht lange nachdenken, um die Vorteile für sich zu erkennen. Er wollte den Fürsten besiegen, er wollte den Ring, er musste ihn haben. Eine innere Stimme flehte ihn förmlich an, ’te Kall diese Machtquelle zu entziehen. Eine Belagerung gegen Kargendein konnte ihm unzählige Exemplare für seine eigentliche Armee liefern. Alles, was er noch brauchte, war Wasser. Das leben spendende Wasser. Er hoffte auf die Vorräte Kargendeins.
    Die Ratsherren beäugten den Fremdling misstrauisch. Es schien so, als wollte sich keiner herablassen sich mit ihm einzulassen, doch dann richtete der Bürgermeister das Wort an ihn. »Fremder, habt Ihr irgendetwas Konstruktives beizutragen, oder wollt Ihr nur bereits Gesagtes wiederkäuen?«
    Illwar musste lachen. Eine Antwort, die der Menge missfiel. Was Illwar aber nicht aufhielt. »Ihr seid es doch, meine lieben Ratsherren, die sich hier im Kreis drehen. Ja, es gibt gute Gründe dafür, alles zu tun was Ludewig verlangt, ihm die Füße zu küssen und auf seine vielgepriesene Gnade zu hoffen.«
    »Euer Zynismus hilft uns auch nicht weiter«, giftete Jotor.
    »Aber Eure Verzagtheit tut es, Ihr kleinen Kaninchen im Fuchsbau?«
    Die Ratsherren brausten auf. »Was wollt Ihr damit sagen?«, schrie Cosz. »Dass wir wie feige Hasen davonlaufen?«
    »Im Gegenteil.« Illwar lächelte herablassend. »Ihr sitzt bereits in der Falle. An ein Entkommen ist nicht zu denken. Der Fuchs kommt vorbei, um sein Festmahl zu halten.«
    Die Versammlung wurde laut. Die Menge schrie hin und her. Man war wütend auf Illwar und die Ratsherren wechselseitig. Jeder argumentierte taub drauf los und ignorierte den Nachbarn.
    Der Bürgermeister läutete die schwere Glocke auf seinem Tisch, bis sein Gesicht purpurn anlief. Schließlich legte sich das Geschnatter und man konnte wieder sein eigenes Wort verstehen.
    »Wir kennen die Situation recht gut.« Volmar war etwas außer Atem. »Habt Ihr eine Erkenntnis beizusteuern, die uns bis jetzt entging?«
    »Ja, die habe ich. Es wird Euch vermutlich nicht überraschen, dass es die einfachste und offensichtlichste Lösung dieses kleinen Problems ist: fragen!«
    »Bitte?« Volmar und Jotor fochten einen Zweikampf im unverständlich Schauen aus.
    »Ludewig hat dreißig Mann. Hinzu kommen die Soldaten der Festung, die sich gerade in der Stadt befinden. Das dürften aber nur zehn bis zwanzig sein, habe ich mich umgehört. Natürlich sind auch einige Spitzel hier, auch gerade jetzt in dieser Versammlung.«
    »Das ist uns bewusst«, winkte Volmar ab. »Wenn der Oberst aber schon unterwegs ist, spielt das keine Rolle mehr.«
    »Seht Ihr, Ihr seid verzweifelt. Ihr steht mit dem Rücken an der Wand. Ihr habt Angst und wisst nicht, was Ihr dagegen tun könnt. Wartet bis Ludewig hier ist und dann, in drei Teufels Namen, fragt ihn, was er von Euch will. Alles andere ergibt sich. Wenn es erfüllbar ist, soll er es nehmen, aber für einen Botengang, schickt man Ludewig nicht.« Zustimmendes Gemurmel erfüllte die Halle. »Doch für eine Strafaktion hat er zu wenig Leute, falls Ihr Euch wehrt. Dreißig bringt er mit, zwanzig in der Stadt. Es sind fünfzig ausgebildete Soldaten. Es wird blutig, aber machbar.«
    Die Ratsherren nickten brummend vor sich hin. Keiner hätte diese Versammlung gebraucht, um schlussendlich zu dieser Entscheidung zu gelangen. Sie war die offensichtlichste Lösung. Und die einzige mit der Hoffnung, einem schweren Schicksal zu entgehen.
    Die Ratsherren sprachen sich kurz ab, dann nickte Volmar ihnen zu. »Gut, so sei es. Wir bereiten uns auf den Ernstfall vor. Alle Mitglieder der Stadtwache werden unter Waffen gestellt. Aber wir warten ab. Wir verzichten auf ein Überraschungsmoment und warten ab, was Ludewig will. Hoffen wir, dass Kargendein verschont bleibt.«
    Illwar

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