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Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin

Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin

Titel: Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Kathrin / Lobo Passig
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warten dürfen, in denen endlich Faulheit, Hybris und Ungeduld verlangt werden.

Jemand müsste mal   …
    Weltverbesserungsforderungen
    «Work it harder
    Make it better
    Do it faster
    Makes us stronger
    More than ever
    Hour after
    Our work is never over.»
    (Daft Punk)
    Die politische Komponente der Weltverbesserung – der Kampf für eine gerechtere Welt ohne Armut, Krankheit und Umweltverschmutzung – drängt ihre Alltagskomponente manchmal etwas aus dem Blickfeld. Aber nur wer in seinem eigenen Leben erfahren hat, dass konkrete Verbesserungen möglich sind, kann wenigstens im Ansatz an die Lösbarkeit der wirklich großen Weltprobleme glauben. Nebenbei bemerkt bleibt mehr Zeit zur Bearbeitung dieser Probleme übrig, wenn der Alltag reibungsärmer funktioniert.
    Zum Glück gibt es etwa seit den neunziger Jahren eine Reihe von positiven Ansätzen. Wir halten diesen Zeitpunkt nicht für zufällig, sondern führen ihn auf das damalige massive Eindringen der Informationstechnologie in alle möglichen Bereiche des Alltags der Menschen zurück. Während die Benutzeroberfläche der realen Welt allein durch die Macht der Gewohnheit nicht als Zumutung erschien, tat sich eine neue, virtuelle Welt der Hochtechnologie auf. Damit ist nicht nur das Internet gemeint: Vom Handymenü bis zum Touchscreen auf der Mikrowelle hat alles, was sich nichtdurch die althergebrachten Schalter, Knöpfe und Drehregler steuern lässt, die Benutzeroberfläche der realen Welt verändert. Worte wie «Usability», also Bedienungsfreundlichkeit, und «Intuitive Benutzerführung» wurden in dieser Zeit zu – wenn auch häufig missbrauchten – Leitlinien des Designs.
    Seitdem denken wesentlich mehr Menschen darüber nach, wie etwas zu benutzen ist und wie sich diese Benutzung verbessern lässt – zuvor war Usability eine weniger beachtete Spielecke einiger Industriedesigner. Jetzt kamen große Teile der Gesellschaft in direkten Kontakt mit dem, was sich Ingenieure an grauen Hartplastikschreibtischen ausgedacht hatten. Außerdem handelte es sich nicht mehr nur um den Fernseher mit fünf Kanälen und drei Bildeinstellungsmöglichkeiten, sondern um hochkomplexe Geräte mit umfassenden Steuerungsmöglichkeiten. Mit der Macht des Marktes entschieden die Kunden langsam, aber stetig, dass Technologie gefälligst einfacher zu sein hatte. Es ist kein Zufall, dass die bei weitem erfolgreichste Firma im Internet von einem Produkt lebt, das im Wesentlichen aus einer Eingabezeile und zwei Knöpfen besteht: Google.
    Die Erkenntnis, dass das Streben nach Einfachheit ein wichtiger Teil der Weltverbesserung ist, scheint sich in vielen, auch technologieferneren Bereichen langsam durchzusetzen. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass das Internet in seiner Geschwindigkeit und Interaktivität die Menschen, die es benutzen, ungeduldiger macht. Wer in vierzig Minuten per Mail komplexe Unternehmungen mit mehreren Parteien in verschiedenen Ländern organisieren kann, findet sich vermutlich schwerer mit überkomplizierten Verwaltungsapparaten ab. Jeder, der an seinen letzten Amtsbesuch gegen 1987 mit Entsetzen zurückdenkt, wird jedoch von der neuen Serviceorientierung der Bürgerämter positiv überrascht werden: Es hat sich etwas geändert, vielleicht,weil genügend Menschen ungeduldig herumgemosert haben. Insofern kann Mosern ein wichtiger Teil der aktiven Weltverbesserung sein, denn wer sich nicht beschwert, dem wird ärgerlicherweise oft stumme Zustimmung unterstellt; durchaus einer der Gründe, weshalb dieses Buch entstanden ist. Neben dem Mosern («So nicht!») darf aber auch nicht vergessen werden, die guten Veränderungen zu loben («So geht’s!»), damit die ebenso schwerfällige wie schwerhörige Welt weiß, in welche Richtung sie weiterhin zwecks Verbesserung zu taumeln hat.
    Eine der in Deutschland noch wenig bekannten Spielarten der Weltverbesserung heißt Universal Design. Universal Design geht von der zentralen These aus, dass Gegenstände, Websites und Benutzeroberflächen sich verbessern, wenn sie so einfach sind, dass sie jeder benutzen kann, einschließlich sehr alter, sehr junger und behinderter Menschen. Ein großer Fahrstuhl ist nicht nur für Rollstuhlfahrer unverzichtbar, sondern erleichtert auch dem kerngesunden Zehnkämpfer das Leben, wenn er zwei Einkaufstüten in der Hand hält. Ist der Fahrstuhl darüber hinaus mit großen Tasten ausgestattet, kann der Zehnkämpfer sie mit den Zwillingen im Arm ebenso leicht finden und drücken wie ein

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