Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin
gebärfähigen Alter verbringt man gefühlt drei Monate pro Jahr im Arztwartezimmer, nur um das Pillenrezept verlängern zu lassen. Von denProblemen chronisch kranker Patienten ganz zu schweigen.
Entkomplizierung des Versicherungswesens für Patienten wie für Ärzte, die im Gegenzug entspanntere Öffnungszeiten einführen als von acht bis zwölf und donnerstags auch am Nachmittag.
Mülltrennung im Verwertungsunternehmen – bisher wird diese Arbeit auf komplizierte, ineffiziente und fehleranfällige Weise auf den Verbraucher abgewälzt, dessen Arbeit in der Bilanz des Recyclingsystems unberücksichtigt bleibt. Das bisherige System mit den fünf Standardmüllsorten Verpackungen, Papier, Flaschen, Bioabfall und Restmüll endet vermutlich darin, dass man jedes Stück Müll einzeln in einem Umschlag an die zuständige Stelle schickt. Würde man die Zeit, die Verbraucher in Mülltrennung investieren, zu geringsten Sätzen in Geld umrechnen und in die Forschung zur automatischen Mülltrennungstechnik investieren, könnte man wahrscheinlich längst alles von allem trennen.
Einführung einer Option beim Abschließen von Abos, Mitgliedschaften und Verträgen: «Ich bin desorganisiert und möchte daher im Bedarfsfall einfach durch Einstellen meiner Beitragszahlungen kündigen. Ich hinterlege sofort soundso viel Euro Kaution, aus denen in diesem Fall die Gebühren für drei Mahnungen bestritten werden können. Ein Jahr nach der letzten Zahlung gelte ich dann als ordnungsgemäß gekündigt und erhalte den Rest der Kaution zurück.»
Online-Abrechnungen müssen unbegrenzt auf der Website des jeweiligen Vertragspartners vorgehalten werden. Es darf nicht sein, dass Kontoauszüge im Datennirwana verschwinden, nur weil man sie nicht innerhalb empörend weniger Monate heruntergeladen hat.
Viele unerwünschte Handlungen sind bereits sehr einfach, siehe das Süßigkeiten-Impulskaufregal direkt neben der Kasse. Erwünschte Handlungen wie das Spenden von Geld oder das Abschließen von Ökostromverträgen gleichen dagegen oft einem Hürdenlauf, bei dem noch der beste Vorsatz auf halber Strecke aufgibt. Der Impuls, das Richtige zu tun, muss ohne Umwege in die Tat zu überführen sein, zum Beispiel durch einen einzigen impulsiven Mausklick oder eine SMS.
Formulare und deren hilfreiche Erläuterungen müssen an Menschen mit einem IQ von 100 auf Verständlichkeit getestet werden, bevor sie in den Massenversand gehen. Die Künstlersozialkasse geht hier mit gutem Vorbild voran.
Die Post muss dazu gezwungen werden, ihren Kunden wenigstens mitzuteilen, wer das Paket zu schicken versucht hat, das nach Ablauf von sieben Werktagen wieder zurück an den Absender ging.
Flächendeckende Grundversorgung mit Internet per drahtloser Übertragung. Das hat nur zum Teil mit Prokrastination zu tun, gehört aber in jeden ordentlichen Forderungskatalog.
Einführung eines «Verpeiler-Kontos» als Bankprodukt. Das Verpeiler-Konto kann ruhig, sagen wir, das Fünffache eines normalen Kontos kosten, wenn dafür keine Strafgebühren bei Rückbuchungen und ähnlichen Schwierigkeiten erhoben werden. Es sollte den Besitzer bei bestimmten Vorgängen automatisch per SMS, Mail oder Anruf informieren, zum Beispiel, wenn eine bestimmte Summe unter- oder überschritten wird.
Vollständiges Verbot von Online-Formularen, die man zwar online ausfüllen kann, dann aber ausdrucken, unterschreiben und per Fax oder gar mit der Post verschicken muss. Insbesondere Verbot des Postident-Verfahrens, beidem man auf dem Postamt erscheinen muss; Ersetzung durch irgendwas mit dem Handy.
Glücklicherweise ist es inzwischen einfach, beliebige Waren einzukaufen, zum Beispiel mit einem Klick im Internet. Was fehlt, ist ein geregelter Weg, auf dem diese Waren die Wohnung wieder verlassen. Wir fordern daher eine Gegenpost, die alles Mögliche für ein bisschen Porto abholt und an die zuständigen Stellen von eBay bis Sondermülldeponie weiterleitet.
In der Schweiz fordert man schon seit längerem die «Steuererklärung per Postkarte». Dieser Forderung schließen wir uns an und möchten sie lediglich um den Vorschlag ergänzen, die Postkarte wegzulassen.
4. ABHILFE
Wir müssen nur wollen
Motivation diesseits des Lustprinzips
«Mein ganzes Leben lang habe ich das Konzept, man müsse ‹sich Mühe geben›, außerordentlich abstoßend gefunden. Ich hasse diese Vorstellung heute noch genauso wie damals als Kind. Ich weiß nicht, warum ich sie so hasse; es ist eben so.»
(Raymond Smullyan:
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