Dinner for one, Murder for two
der Streit aufflammte, und so leidenschaftlich, wie er ausgetragen wurde, beruhigten sich die Gemüter regelmäßig wieder.
Pippa setzte sich auf das große Samtsofa. Peter Paw, der dort in einer Ecke leise schnarchend geschlafen hatte, öffnete seine grasgrünen Augen und sah sie streng an.
»Hab dich nicht so, Paw«, sagte Pippa, »du wirst mir doch nach langer Reise wohl ein weiches Plätzchen gönnen? Das Sofa ist groß genug für zwei.«
Der riesige rote Kater streckte sich gähnend und setzte sich dann aufrecht neben Pippa. Er war groß genug, um auf ihren Teller spähen zu können, und beobachtete aufmerksam, welche Köstlichkeiten Pippa auswählte. Als sie Debbie die Tasse hinhielt, um sich Tee einschenken zu lassen, schlug er zu: Mit ausgefahrenen Krallen riss er blitzschnell eine Scheibe Schinken vom Toast. Mit der Beute im Maul warf er sich herum, setzte mit elegantem Sprung auf einen Querbalken des freiliegenden Fachwerks und machte es sich auf seinem gigantischen Kratzbaum gemütlich.
»Großer Gott, dass der Koloss solche Sprünge schafft«, sagte Pippa beeindruckt.
»Peter Paw ist noch immer der größte Kater im Dorf«, antwortete Hetty nicht ohne Stolz. »Sein Revier macht ihm keiner streitig. Vor neun Kilo Lebendgewicht haben sogar die Hunde Respekt.«
»Bis auf Rowdy, seinen ergebenen Diener«, flachste Debbie. »Wo ist er überhaupt?«
Hetty sah auf ihre Armbanduhr. »Es ist gleich sechs Uhr abends. Er müsste jeden Moment eintrudeln. Seit Wilbur tot ist, macht er seinen Mittag- und Abendspaziergang allein. Ich gehe nur noch morgens mit ihm.«
Debbie nickte. »Rowdy geht genauer als die Kirchturmuhr. Uns allen würde etwas fehlen, wenn er seinen Kontrollgang auf dem Blisswalk rund ums Dorf nicht machen würde.«
Der Blisswalk verlief hinter den Gärten der Häuser und war wegen seiner lauschigen Ecken und Verstecke besonders bei frischverliebten Pärchen beliebt.
»Das mit den Solo-Touren hört jetzt auf. Ab morgen gehe ich mit, ich brauche Bewegung vor dem Faulenzen«, verkündete Pippa und füllte sich den geleerten Teller erneut mit Sandwiches. »Besonders, wenn ich so weitermache.«
Wieder wechselten Debbie und Hetty einen beredten Blick.
»Hat sie Faulenzen gesagt? Hat sie denn dazu Zeit?«, fragte Debbie.
»Das glaube ich kaum«, sagte Hetty.
Debbie wiegte zweifelnd den Kopf. »So ein nervenaufreibender Job lässt keine Lücke für Müßiggang.«
»Einen Flohzirkus zu hüten ist nicht einfach, und schon gar nicht für so viele Wochen.«
Pippa wiegelte ab. »Nun macht mal nicht so einen Wirbel. Was bitte soll anstrengend daran sein, ein paar Tiere zu füttern? Ich kann da gar nichts falsch machen. Peter Paw wird mich zur Vorratskammer schleifen, wenn ich seine Essenszeit verpasse. Rowdy wird mit großem Getöse seinen Napf durch die Gegend werfen. Bastard und sein Hennenharem sind mit einer Körnerlieferung täglich vollauf zufrieden.«
Debbie kicherte. »Zu viel mehr wirst du kaum Zeit haben, meine Liebe. Jedenfalls nicht, wenn es nach meinem Vater geht.«
Pippa stellte ihre Teetasse mit lautem Klirren zurück auf die Untertasse. »Dein Vater? Was bitte hat dein Vater damit zu tun?«
»Hat deine Mum dir das nicht erzählt? Er ist schließlich der Grund deines Aufenthaltes in Hideaway.« Hetty klapperte unschuldig mit den Augenlidern.
»Wie bitte?«
»In Shakespeares Auftrag, sozusagen«, fügte Debbie hinzu .
Pippa verlor die Geduld. »Schluss jetzt! Keine geheimnisvollen Andeutungen mehr! Wovon redet ihr?«
»Also gut, Deary: Davon, dass ich meinen Wunsch, nach Berlin zu fahren, erst verspürte, als Lysander ein Problem hatte. Und deine Mutter das Problem in deinem Namen löste.«
Pippa verdrehte die Augen. »Grandma! Debbie!«
Debbie zwinkerte Hetty zu. »Also: Mein Vater ist der Mei nung, dass das aus den verschiedensten Nationalitäten zusammengewürfelte Ensemble eine kompetente mehrspra chige Betreuerin braucht. Er hat in den letzten Jahren fest gestellt, wie vorteilhaft es ist, eine Vermittlerin zwischen den Kulturen zu haben.«
»Sonst hat Phoebe das übernommen, aber in diesem Jahr weigert sie sich, weil Sir Michael Hornsby mit von der Partie ist«, sagte Hetty.
»Großmutter bekommt knallrote Flecken im Gesicht, wenn nur sein Name fällt. Und jetzt schreibt mein Vater auch noch eine Biographie über ihn. Du machst dir keine Vorstellung, wie wütend Phoebe ist.«
»Ist sie deshalb heute nicht hier?«, fragte Pippa.
Hetty wich ihrem Blick aus. »Sie will
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