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Dinner für eine Leiche

Dinner für eine Leiche

Titel: Dinner für eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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drei Uhr werden.«
    »Ich freu mich drauf.«
    »Ich immer.«
    Sie konnte sich sein freches Grinsen gut vorstellen. Dieser Mann war eine einzige große Versuchung. Aber lieber noch nicht gleich, sagte sie sich. Noch nicht. Dazu war jede Menge Zeit.
    Ihre Mutter wäre da natürlich ganz anderer Meinung. Gloria Cross wurde es nie müde, ihr zu erklären, sie sei eben sitzen geblieben. »Du wirst noch als vertrocknete alte Jungfer enden«, hatte sie Honey viele Male warnend gesagt.
    Der zarte Hinweis, sie sei doch verheiratet gewesen und hätte eine Tochter zur Welt gebracht, was man gemeinhin von Jungfern nicht behaupten konnte, tat nichts zur Sache. Ganz im Gegenteil, sie bekam dann zu hören, sie sollte sich wegen solcher unanständigen Reden schämen. Ihre Mutter war eben durch und durch Romantikerin. Das bewies schon der Stapel von Kitschromanen mit Titel wie »Die italienische Braut« oder »Die Zähmung der Lady Angela« auf ihrem Nachttisch.
    |135| Bei einer Tasse Kaffee und einem Stapel unbezahlter Rechnungen fragte sich Honey, warum »es« zwischen Steve und ihr noch nicht passiert war. Zeitmangel hatte viel damit zu tun. Wenn er nicht in einer großen Untersuchung steckte, dann hatte sie alle Hände voll damit zu tun, die Werbung für das nächste Jahr zu organisieren oder Vorstellungsgespräche mit einer Reihe von Möchtegern-Chefköchen zu führen oder ein Brautpaar zu beraten, das den perfekten Hochzeitstag plante. Und sobald ein Verbrechen ganz allgemein auch mit dem Hotel- und Gaststättengewerbe zu tun hatte, fehlte ihnen beiden die Zeit.
    »Das Leben kann ganz schön beschissen sein…«, murmelte sie vor sich hin.
    Da ging die Tür auf. Die Zugluft wehte eine weiße Wolke von Rechnungen über ihren Schreibtisch.
    »Honey! Haben Sie es schon gehört?«
    Nur wenige Menschen wagten es, unangemeldet und ohne anzuklopfen in ihr Büro hereinzuplatzen. Casper St. John Gervais jedoch war der Meinung, dass er weit über alle Eigenheiten und Vorlieben gewöhnlicher Sterblicher erhaben war.
    Angetan mit weißem Anzug, weißen Handschuhen, Panamahut und schwarzem Hemd schwang er sein Erkennungszeichen, einen Spazierstock mit Silbergriff. Mit einer grandiosen Handbewegung fegte er Honeys Angebot von Tee oder Kaffee vom Tisch.
    »Haben Sie es gehört?«
    Sie schaute verdutzt. Null Ahnung!
No comprende
!
    Casper ließ sich auf das Sofa fallen, hielt Stock und Hut mit beiden Händen umklammert, hatte die Knie eng zusammengepresst.
    »Brilli Broadbent. Ist auf dem Nachhauseweg im Auto viel zu schnell gefahren, hat die Kontrolle über den Wagen verloren und ist in eine Mauer gerast.«
    »Ist sie verletzt?«
    |136| »Sehr, mein liebes Mädchen. Sie ist tot.«
    Honey lief ein kalter Schauer über den Rücken, als sie die Kaffeetasse abstellte.
    Casper schwatzte weiter. »Ihr Auto war völlig zerquetscht, und sie auch. Man musste einen Schneidbrenner holen, und dann wurde der Wagen in handliche Stücke geschnitten. Ich nehme an, Stella desgleichen. Wie schrecklich!« Er seufzte genüsslich. »Na ja, so ist das Leben – beziehungsweise der Tod, genau genommen. Man sagt, sie hätte gestern Abend ganz schön unter Strom gestanden. Ein paar Freunde von mir haben sie im Zodiac gesehen.«
    Honey erinnerte sich an ihre Begegnung mit Stella am Vorabend.
    Sie bat Casper, zum Mittagessen zu bleiben, allerdings nicht, weil er ihr über den Schock hinweghelfen sollte. Sie fragte völlig automatisch, weil sie das Gefühl hatte, sie müsste etwas ganz Gewöhnliches, Alltägliches tun, sich eines der schlichtesten Vergnügen im Leben gönnen. Sie zog es vor, lebendig zu sein und keinen Parkplatz beim Hotel zu haben. Das war entschieden besser, als tot zu sein und den besten Parkplatz in Bath zu besitzen. Und ein schickes Hotel. Und einen (allerdings kürzlich verstorbenen) Chefkoch, der den BISS-Wettbewerb gewonnen hatte.
    Casper lehnte ihr Angebot dankend ab. Er erklärte, dass er gerade dabei gewesen sei, einige Dinge, die ihm sein Vater vererbt hatte, auf einer Auktion zu verkaufen, als er die Neuigkeit erfuhr.
    »Mein Vater hat Modelleisenbahnen gesammelt«, merkte er wie nebenbei an. »Gar nicht mein Ding.«
    »Ah, ich verstehe«, sagte Honey. Und sie verstand tatsächlich. Das erklärte einiges an Casper. Es erklärte auch etwas an Mary Jane, zumindest die Weissagungen der gespenstischen Polly. Sie überlegte sich, ob sie es ihrer Mutter erzählen sollte oder nicht. Sie entschied sich dagegen.
    |137| Wie versprochen, kam Steve

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