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Dinner für eine Leiche

Dinner für eine Leiche

Titel: Dinner für eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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Gespenster nichts als Hirngespinste waren. Und desgleichen ihre Weissagungen. Oder doch nicht?
    Das würde eine echte Drahtseilnummer werden. Sie wollte ihren Langzeitgast nicht verärgern. Außerdem merkte sie, wie ängstlich und feige sie selbst war.
    »Na gut, dann viel Vergnügen. Was geht es mich an, was der Kerl für einen Fahrstil hat? Was geht es mich an, wenn er mit 110 Sachen durch die Gegend brettert und auf einen Bus auffährt und …«
    »Also, jetzt hör mal! Mach mal halblang!« Ihre Mutter schaute sie entsetzt an.
    »Es war Polly«, erklärte Mary Jane mit weit aufgerissenen, glänzenden Augen und außerordentlich angespannt. »Sie war die Magd von Sir Cedric … vielmehr von seiner Frau … und sie hat gesagt …«
    Gloria richtete sich zu ihrer vollen Größe von eins sechzig auf. »Mary Jane Jeffries, jetzt sind Sie völlig von Sinnen! Leben Sie mal ein bisschen! Und zwar in der Wirklichkeit! Suchen Sie sich doch einfach auch einen Mann!«
    Sie stolzierte davon, drehte sich kurz vor der Tür noch einmal um. »Und du«, keifte sie und deutete mit dem Finger auf ihre Tochter, »bist einfach nur neidisch. Du hättest
dir
gewünscht, dass Roland dir seine Aufmerksamkeit widmet. Gott weiß, du hättest genügend Gelegenheiten gehabt, bei all den Super-Heiratskandidaten, die ich dir vorgestellt habe. Aber du hast sie ja alle abgewimmelt. Du bist genau wie dein Vater. Der hat sich auch nie was von mir sagen lassen. Aber das soll mir ja egal sein. Ich jedenfalls habe meinen Mann. Und du hast keinen!«
    |130| Die Tür fiel krachend zu.
    »Tut mir leid«, sagte Mary Jane, sobald das Echo verhallt war. Sie knabberte mit niedergeschlagenen Augen an der Unterlippe. Das gab ihr eine gewisse Ähnlichkeit mit einer sehr traurigen Bulldogge.
    Honey verkniff sich jegliche Bemerkung, dass die Versuche ihrer Mutter, sie zu verkuppeln, einfach unerträglich waren und dass die Männer, die Gloria für sie angeschleppt hatte, ungefähr so interessant gewesen waren wie ein Garten voll schlaffem Kopfsalat. Sie schüttelte nur den Kopf.
    »Nicht nötig. Sie kennen doch meine Mutter. Die macht sowieso, was sie will.«
    Mary Jane neigte den Kopf ein wenig zur Seite, als lauschte sie auf etwas. In ihren Augen lag ein Ich-bin-nicht-auf-dieser-Welt-Ausdruck.
    Sie runzelte angespannt die Stirn. »Polly sagt mir, ich soll die Angelegenheit auf sich beruhen lassen. Sie meint, der Unfall sei vielleicht schon passiert und die fragliche Person könnte bereits im Jenseits sein.«
    Dann nickte sie bedächtig. Sie sah aus wie eine Chefredakteurin, die gerade überlegt, welche Nachricht sie in die Zeitung übernimmt und welche nicht.
    »Das geht in Ordnung, Polly. Du denkst, sie könnte schon bei euch sein – und ganz nah.«
    Mit überraschtem Blick neigte sie den Kopf noch ein wenig weiter und verdrehte die Augen zur Decke.
    »Polly fragt, ob Sie vielleicht sonst noch jemanden kennen, der zufällig geschieden ist …«
    »Mein Vater ist tot.«
    »Ich weiß.«
    »Weswegen kommt der dann nicht zu Besuch?«
    Mary Jane zuckte die Achseln. »Kein Bedarf? Außerdem ist Ihre Mutter hier. Diese Bekanntschaft will er vielleicht nicht wieder aufleben lassen.«
    |131| »Wann hat Ihnen Polly von dem Unfall erzählt?«
    Die Falten auf Mary Janes Stirn vertieften sich. »Spät gestern Abend. Sie kommt immer, wenn ich im Mondenschein draußen im Garten meinen Nachtkerzentee trinke.«
    »Nun, dann wollen wir hoffen, dass sie sich geirrt hat.« Honey entschuldigte sich und verließ den Wintergarten. »Ich lasse Ihnen einen Kräutertee bringen.«
    Mary Jane nickte. Sie sah ganz geknickt aus. Honey bestellte den Tee.
    »Mit einem Teelöffel Arznei oder ohne?«, erkundigte sich Lindsey.
    »Mit«, erwiderte Honey.
    Lindsey fügte dem Himbeertee einen Spritzer Gin hinzu. Mary Jane würde es niemals zugeben, aber Kräutertee ohne Gin blieb bei ihr einfach in der Tasse. Mit Gin verschwand er innerhalb weniger Sekunden.
    Aus der Küche konnte man Töpfe klappern hören. Smudger war da. Honey schob die Schwingtür auf.
    Smudger trug bereits seine weiße Kochmontur. Seine Stimme füllte die ganze Küche. »Okraschoten, Zuckererbsen, Kürbis und Jersey Royals,
aussitôt
1 .«
    Ein Lehrling wieselte in die Gemüsekammer, um die Zutaten zu holen. Einer der Commis war schon mit dem
Mise en place
2 beschäftigt – er schnitt eine Auswahl von Salatblättern fürs Mittagessen.
    Honeys Chefkoch wirkte überrascht, sie in der Küche zu sehen. »Ist heute Montag? Stellen

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