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Dinner für eine Leiche

Dinner für eine Leiche

Titel: Dinner für eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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wir die Speisekarte um?«
    Niemand wagte sich leichtsinnig ohne vorherige Absprache in seine Küche.
    »Ich muss mit dir sprechen.«
    Irgendwas an seinem Gesicht machte sie stutzig. Sie schaute noch einmal genau hin. Normalerweise war er immer glatt |132| rasiert, aber nun überschatteten die Bartstoppeln mehrerer Tage sein Kinn.
    »Gut«, antwortete er, während er mit atemberaubender Geschwindigkeit eine riesenlange Gurke in Scheiben schnitt.
    »Unter vier Augen.«
    Er schaute sie durchdringend an. Er sagte kein Wort, folgte ihr aber auf den Flur.
    Sie räusperte sich und verschränkte die Arme vor der Brust. »Steve Doherty will dir noch ein paar Fragen stellen. Er kommt kurz nach dem Mittagessen.«
    Er wandte sich abrupt ab. »Das ist keine gute Zeit.«
    »Mark!«
    Sie nannte ihn nicht oft bei seinem richtigen Vornamen. Und wenn, dann wusste er, dass das nichts Gutes verhieß.
    »Hast du ihn im Zusammenhang mit dieser Nacht angelogen?«
    Sein Gesicht versteinerte. Er schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Honey versuchte, seine Miene genau auszuloten. Der Mund war trotzig, die Nase ganz schmal, das Kinn fest. Er verriet nichts, aber irgendwas verbarg sich hinter seinem Blick.
    »Willst du mir irgendwas anderes sagen?«
    Erneut verneinte er.
    Wieder wandte er sich abrupt ab. Das machte sie wütend, so wütend, dass sie versucht war, mit irgendetwas wirklich Schockierendem herauszuplatzen, um ihn zum Bleiben zu veranlassen – irgendwas musste ihr doch einfallen!
    »Was weißt du über den
Grande Epicure
?«, fragte sie ihn.
    Wie war sie denn plötzlich darauf gekommen? Irgendjemand hatte das erwähnt. Richard Carmelli? Egal. Jedenfalls verfehlte die Frage ihre Wirkung nicht. Smudger stand wie angewurzelt da.
    Er hatte ihr mit der Hand die Tür aufgehalten. Jetzt ließ er sie los.
    »Wer hat dir davon erzählt?«
    |133| Ihr Herz raste. Gewöhnlich jagte ihr Smudger keine Angst ein. »Ich … äh … ich glaube, das war …« Sie schüttelte den Kopf. »Ist doch egal. Sag mir, was du weißt.«
    Er schaute auf den Boden, nickte langsam, als erinnere er sich an etwas und versuche, alles ganz klar zu sehen. »Gut, das mache ich. Nach dem Mittagessen? Wenn dein Lieblingspolizist kommt?«
    Damit war sie einverstanden. Die Küchentür schloss sich. Honey hörte geschriene Kommandos. Smudger war wieder ungekrönter König in seinem Reich.
    Honey wanderte durch den Empfangsbereich in den Salon und weiter zum Wintergarten. Sie gab jetzt die vorbildliche Hotelbesitzerin, nickte ihren Gästen zu und lächelte. Dabei gingen ihr Gedanken an die beiden toten Köche durch den Kopf. Es war nicht zu übersehen gewesen, wie sehr Smudger Oliver Stafford verachtete und hasste. Nach Sylvester Pardoe hatte sie ihn nicht gefragt. Sie machte auf dem Absatz kehrt, um das nachzuholen. Da trat ihr Lindsey in den Weg.
    »Ich dachte, du wolltest dich ein bisschen hinlegen.«
    Es schien absurd, dass sie sich bei ihrer Tochter entschuldigen wollte, aber genau das hatte sie vor.
    »Jetzt geht es mir gut«, antwortete sie fröhlich.
    Lindsey lächelte nachdenklich. »Du siehst auch gut aus. Und zwischen uns ist alles wieder gut, ja?«
    Honey schaute in den Garten hinaus. Dort machte Mary Jane, die der Cocktail aus Kräutertee und Gordon’s Gin mit neuem Leben erfüllt hatte, ihre Tai-Chi-Übungen, wedelte mit ihren langen Armen wie eine Weide im Wind.
    Honey lächelte. Ihre Gedanken waren bei Lindsey. Erst vor so kurzer Zeit – nicht lange, nachdem sie sich auf diesen Polizei-Verbindungs-Unsinn eingelassen hatte – hatte sie Lindsey die Hölle heiß gemacht, sie solle statt zu ihren ewigen Kammermusikkonzerten auch mal in einen Nachtklub gehen. »Lass es doch mal ordentlich krachen«, hatte sie gesagt. Und jetzt |134| hatte ihre Tochter über die Stränge geschlagen. Wer war sie denn, das zu verdammen? Wenn Oliver Stafford nur nicht verheiratet gewesen wäre! Wenn sie ehrlich war, kam da die Kluft zwischen den Generationen zum Tragen. Heutzutage lebten die Leute kaum für immer und ewig in der gleichen Beziehung. Ihr war es schließlich auch nicht gelungen. Genauso wenig ihrer Mutter. Richtige Trendsetter waren sie gewesen.
    Sie zuckte die Achseln und lächelte. »Kommt in den besten Familien vor.«
    Lindseys dunkle Augen strahlten. »Ich bin also wieder dein liebes Mädchen?«
    Honey umarmte sie und küsste sie auf die Wange. »Das wirst du immer sein.«
     
    Steve Doherty rief an, um ihr zu sagen, dass er sich verspäten würde. »Wird wohl eher

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