Dinner für eine Leiche
Erklärungen. Endlich hatten sie einen Verdächtigen. Richard Carmelli. Was hatten ihm Stella und Oliver angetan, um ihn so wütend zu machen? Wütend genug für einen Mord?
Tief in Gedanken versunken, bemerkte sie zunächst nicht, dass Francis sie über den Rand seiner Kaffeetasse beäugte. Dann schrillten die Alarmglocken.
»Sie sehen super aus. Haben Sie einen Mann?«
»Nein, ich bin Witwe.«
»Wollen Sie ’nen Neuen?«
|170| »Nein«, antwortete sie bestimmt und schüttelte den Kopf. »Ich habe mir schon jemanden ausgeguckt.«
Das stimmte ja auch beinahe. Nur war Steve zu müde, um ihre Signale zu registrieren. Aber das würde schon noch kommen. Mit der Zeit.
Das Telefon klingelte, als Richard Carmelli gerade aus der Badewanne stieg. Typisch. Freier Abend, und irgendjemand konnte wieder nicht warten, bis er abgetrocknet war. Egal.
Er nahm den Hörer ab. »Hallo!«
Keine Antwort. Richards Kiefer verkrampfte sich. »Ich weiß, dass du es bist. Hör auf mit dem Quatsch!«
Immer noch keine Reaktion. Und doch wusste er – ganz bestimmt –, dass jemand am anderen Ende war.
»Verpiss dich!«
Er knallte den Hörer auf. Sein Herz hämmerte ihm in der Brust. Das Spiel war aus. Er musste machen, dass er wegkam. Er nahm das Telefon wieder zur Hand und rief die einzige Person an, der er ganz sicher vertrauen konnte.
»Mark? Ich muss eine Weile untertauchen … Nein, nicht in deiner Wohnung. Ich fahr raus. Kannst du mich zu meiner Garage bringen?«
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|171| Kapitel 19
Die Sache mit ihrer Mutter und Mead ärgerte Honey maßlos. Sie nervte sie, wenn sie ihre Schreibarbeiten machte, und sie nervte sie, wenn sie beim Friseur war, und jetzt nervte sie Honey auf dem Weg zu Richard Carmelli. War Mead, der geile Fleischer, scharf auf ihre Mutter oder auf den Liefervertrag mit ihrem Hotel? Falls Letzteres der Fall war, würde er Gloria nun fallen lassen, da ihm Honey unmissverständlich klargemacht hatte, dass ihr Koch für die Bestellungen zuständig war?
Unter dem Vorwand, ihr ein Stück von Smudgers selbstgebackenem Früchtekuchen und eine Packung Earl Grey zu bringen, schaute sie bei ihrer Mutter vorbei. Gloria Cross öffnete im Morgenmantel die Tür. Sie hatte eine Gesichtsmaske aufgetragen, und ihre Beine waren mit etwas eingeschmiert, das ziemlich ähnlich aussah wie das Zeug auf ihren Wangen.
Honey musterte sie von Kopf bis Fuß. »Das scheint mir aber eine ernsthafte Schönheitskur zu werden.«
»Stimmt. Ich habe heute Abend eine heiße Verabredung.« Der Mund ihrer Mutter blieb eine gerade Linie. »Ich darf die Lippen nicht zu viel bewegen. Sonst platzt die Maske ab.«
»Ah ja.« Honey folgte ihrer Mutter in die palastartige Wohnung mit dem herrlichen Blick auf die Stadt. »Jemand, den ich kenne?« Was für eine blöde Frage! Natürlich kannte sie ihn.
Gloria stand mitten im Zimmer und kreiste wie wild mit den Armen.
»Roland natürlich. Tut mir leid, aber ich muss jetzt meine Gymnastik machen. Außerdem kann ich mich nicht hinsetzen. Ich habe Feuchtigkeitskreme auf den Beinen. Das ist ganz was |172| Neues, gleichzeitig Peeling und Körperlotion. Du weißt doch, wie sehr ich Kosmetik liebe, die einem Arbeit spart.«
»Sag mir bitte nicht, was das Zeug kostet«, bat Honey und winkte abwehrend mit der Hand, nachdem sie den Kuchen und den Tee in die Küche gebracht hatte.
Keine Chance! Für Gloria Cross gab es nichts Aufregenderes als hohe Preise. Sie musste es einfach loswerden.
»Nicht mal hundert.«
Honey drehte die Augen zur Decke und schüttelte den Kopf. Ein Topf Niveacreme war für sie das höchste der Gefühle, wenn es um Feuchtigkeit für ihre Haut ging. Ihre Mutter fiel immer auf schicke Markennamen herein, am liebsten französische.
Friseur, Pediküre, Maniküre und Body Wrapping – der Jahresetat ihrer Mutter für Schönheitsbehandlungen war atemberaubend. Doch heute war nicht der Tag, um sie für ihre Verschwendungssucht zu kritisieren. Sollte Honey ihr sagen, was sie beschäftigte, oder doch lieber nicht?
Trotz der Schlammpackung verriet Glorias Gesichtsausdruck alles. Ihre Augen sprühten. Das Zeitalter der Romantik war nicht vorüber. Noch nicht.
Honey schob einen flauschigen Orang-Utan, einen rosafarbenen Elefanten und einen kuhäugigen Eeyore in die Sofaecke, damit sie ein wenig Platz fand, um sich hinzusetzen.
Sie fühlte sich ein bisschen wie eine Oberlehrerin, als sie die Hände faltete und ihre Gedanken sammelte.
»Mutter, ich glaube, wir müssen uns mal
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