Dinner für eine Leiche
und überlegte. »Das ist doch ein bisschen seltsam, oder? Ich vermute mal, er hat Oliver gehasst. Warum hat er dann bei ihm im Beau Brummell gearbeitet?«
Ein bösartiges Grinsen schlich sich auf Smudgers Gesicht. »Um sich zu rächen. Oliver brachten solche Streiche immer auf die Palme.«
Steve war in seiner überaus ernsten Profi-Polizisten-Stimmung. »Aber warum hatte er auch etwas gegen Stella Broadbent? Ich nehme doch an, Ihr Freund Richard war für die Sache mit Francis Trent verantwortlich?«
Wieder dieses Grinsen. »Ich weiß nicht, ob das was mit ihm zu tun hatte, aber vielleicht mit den Sonntagabenden.«
Honey schaute verwirrt.
Steves Blick war geradeaus gerichtet, er zwinkerte nicht einmal, als wolle er jetzt auf keinen Fall etwas verpassen.
»Also, das war so, okay? Oliver und Stella haben am Sonntagabend immer die Speisekarte für die folgende Woche besprochen … |190| und sind dazu in die Flitterwochen-Suite gegangen.«
Erinnerungen an Stellas Büro traten vor Honeys Augen: großer Schreibtisch, dicker Teppich, bequeme Stühle, die ideale Umgebung für Büroarbeit. Sicher konnte sie zwar nicht sein, denn sie hatte die Gemächer nie betreten, aber zweifellos war die Flitterwochen-Suite ein weitaus intimerer Rahmen.
»Sie haben meist zusammen gebadet. Richard sagte, dass man den Wellenschlag bis draußen vor dem Hotel hörte.«
»Speisekarten werden im Bad gewöhnlich ein wenig matschig«, meinte Honey und warf Steve einen raschen Blick zu. »Nicht dass ich damit Erfahrung hätte.«
Smudger nickte. »Stimmt. Richard ist immer auf eine Zigarette rausgegangen und hat beim Schuppen gestanden. Das wussten die beiden nicht, aber von dort konnte er sie plantschen hören und so weiter.«
Steve hatte seinen Kaffee kalt werden lassen. An seinem grimmigen Gesichtsausdruck konnte Honey ablesen, dass er Smudger so leicht nicht davonkommen lassen würde. Und dabei hatte Honey ihm versichert, die Unterredung würde nett und freundlich werden.
»Er hat sie nicht mit dieser Sache konfrontiert?«, fragte Steve.
Smudger, dessen Gemütslage zum Glück heute weniger explosiv war als sonst, schüttelte nur den Kopf. »Nein, Richard hatte einen sehr bizarren Humor.«
»Daher der Massai-Krieger. Es ist allseits bekannt gewesen, dass Stella sich vollkommen zusäuft, wenn sie einmal beschließt, es krachen zu lassen. Also hätte sie sich garantiert nicht mehr daran erinnert, ob sie geheiratet oder einen Mondflug gemacht hatte.« Honey kniff die Augen zusammen, als ihr plötzlich etwas einfiel. »Aber dieser Scherz muss doch einiges Geld gekostet haben.«
Smudger grinste. »Und Köche sind nicht unbedingt Großverdiener – es sei denn, sie schaffen es, ein Restaurant im Londoner |191| West End aufzumachen und ihre eigene Fernsehsendung zu ergattern. Wenn ich mehr fluche, schaffe ich das vielleicht auch …«
Honey wusste, auf welchen Fernsehkoch er anspielte. »Mir reicht dein Fluchen jetzt schon, vielen Dank!«
Steve spielte weiterhin den ernsten Detektiv. »Wo ist Richard also?«
Smudger sprach mit allem Nachdruck: »Ich habe es Ihnen doch schon gesagt. Ich habe keine Ahnung, verdammt noch mal! Es hat ihn jemand angerufen, und dann war er blitzschnell weg. Und ehe Sie danach fragen, er hat mir nicht gesagt, wer angerufen hat und wohin er gefahren ist.«
Steves Gesichtsausdruck blieb hart. »Und Brian Brodie. Was für eine Verbindung gibt es da?«
Smudger zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass er gleichzeitig mit uns anderen beim
Grande Epicure
war.«
Honey und Steve entließen den Koch wieder in seine Küche.
Steve schien intensiv den Fußboden zu studieren, als sie zusammen zum Empfang gingen.
»Glaubst du, dass es Carmelli war?«, fragte ihn Honey.
»Ich weiß es nicht. Er hatte ein Hühnchen mit Stafford zu rupfen, und er hat ihm dumme Streiche gespielt. Ich kann solche Scherze nicht leiden. Die können ziemlich nach hinten losgehen. Ein Freund von mir hat einmal seiner Familie weismachen wollen, er hätte im Lotto gewonnen. Seine Frau glaubte ihm jedes Wort und erhob sofort Ansprüche auf die Hälfte des Gewinns. Leider blieb es nicht dabei. Sie teilte ihm dann auch noch mit, sobald das Geld da wäre, würde sie ihn verlassen und mit seinem Bruder abhauen. Anscheinend hatten sie schon ein paar Jahre lang ein Verhältnis.«
Sie waren beide still und nachdenklich, als sie an der Rezeption ankamen.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Honey.
Steve zögert. »Wie wär’s mit einem
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