Dinner für eine Leiche
Stiefvater zum Zelten hierhergekommen war. Er wusste auch, wie man ein Feuer macht, ohne dass es jemand sieht. Wie es sich anfühlt, wenn man sich in einen dicken Schlafsack kuschelt. Wie jeder gute Pfadfinder war er bestens vorbereitet. Er war allzeit bereit, plante stets für alle möglichen Situationen voraus.
Er kippte den Inhalt seiner Reisetasche auf den Boden. Bohnen, noch mehr Bohnen und Würstchen, Dosensuppen, Dosenfleisch. Damit konnte er viele Tage überleben. Er hatte auch Coronation Chicken mitgebracht. Sehr viel Coronation Chicken.
Er zog sein Handy hervor und wählte einen vertrauten Namen aus der Telefonliste. Eine Frauenstimme antwortete.
»Ich bin’s«, sagte er leise.
»Wo bist du?«
Er lachte. »Heute bin ich Kampfflieger.«
|187| »Verstehe.«
Natürlich verstand sie das. Niemand sonst hätte diese Bemerkung sonderlich sinnvoll gefunden, sie aber schon. Sie kannte diesen Ort so gut wie er. Hier hatten sie als Kinder gezeltet und zwischen den bröckelnden Ruinen gespielt. Das war damals, als noch keine Baumaschinen hier standen. Überall waren Wildblumen und hohes Gras gewesen, ein fantastischer Spielplatz für Kinder mit einem Blick über das ganze Tal.
»Mach dir um mich keine Sorgen.«
»Richard, du musst das nicht tun. Es geht mir gut. Ich bin glücklich.«
»Das verstehe ich, aber da sind noch andere Dinge. Oliver hatte gefährliche Freunde.«
»Richard, sei vorsichtig.«
»Ich muss das einfach loswerden. Klar, ich trete dabei ein paar Leuten auf die Zehen. Aber ein paar Leute schulden mir noch einen Gefallen.« Er beschloss, das Gespräch am besten jetzt zu beenden. »Ich melde mich wieder.«
Sie protestierte nicht. Er hatte ihr nicht sämtliche Gründe verraten, warum er das hier tat. Es war viel zu kompliziert und zu gefährlich. Nicht einmal Smudger hatte er alles erzählt.
Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er Smudger Smith im Stich gelassen hatte, aber es blieb ihm keine andere Wahl. Er hoffte, dass Smudger das begreifen würde. Er musste sich einfach verstecken, bis sich die Sache wieder ein wenig beruhigt hatte. Hierher kam niemand. Niemand sonst wusste, dass er hier war.
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|188| Kapitel 21
Steve nahm sich Mark im Green River Hotel ein zweites Mal vor. Smudger fluchte und verdrehte die Augen, als man ihm sagte, dass der Polizist ihn sprechen wollte.
»Was zum Teufel…?«
»Chefkoch!« Honeys Ton ließ ihn aufhorchen. »Es muss sein. Es dauert nicht lange«, fügte sie hinzu.
Ohne ein Wort übernahmen Zak, der Commis-Chef, und Freda, seine Auszubildende, die Aufgaben, die Smudger hätte erledigen sollen. Sie hielten die Köpfe gesenkt und taten, als hätten sie nichts gehört.
Ganz selten hatte Honey erlebt, dass etwas Smudger aus der Ruhe brachte, aber jetzt wirkte er ziemlich nervös.
Sie drückte ihm freundlich den Arm. »Mach dir keine Gedanken. Es sind nur ein paar Fragen.«
Bei einer Tasse Kaffee hörten Honey und Steve sich an, was geschehen war und was Richard zu seinen Racheplänen getrieben hatte.
Smudger war sehr kleinlaut und trank winzige Schlucke aus dem Henkelbecher, den er mit beiden Händen umfangen hielt.
»Es war vor drei Jahren in Frankreich bei diesem Wettbewerb – dem
Grande Epicure
.« Er hob die Augen und sah Honey an. »Ehe ich angefangen habe, bei dir zu arbeiten. Richard hatte schon Gott weiß wie viele Wettbewerbe gewonnen. Aber dies war der Wichtigste, und er galt als sicherer Favorit. Richard ist ein toller Koch.«
»Besser als du?«, fragte Honey.
|189| Smudgers Miene verfinsterte sich, wurde dann wieder ein wenig freundlicher. »Er hat Superpotenzial.«
Honey interpretierte das als Ja.
»Der Wettbewerb bestand aus drei Teilen: Vorspeise, Hauptgericht und Dessert. Richard war fantastisch in allen drei Kategorien, aber ganz besonders beim Nachtisch. Ich habe bei den Vorspeisen gewonnen, Oliver war Zweiter. Oliver hat beim Hauptgericht gewonnen, und Richard war Zweiter. Man hatte erwartet, dass Richard beim Nachtisch gewinnen würde, aber das war nicht der Fall. Es hatte jemand an seinem Platz den Zucker gegen Salz vertauscht. Wir wussten alle, wer das war.«
»Also hat Oliver gewonnen?«
»Ja. Das Problem ist, Richard ist ziemlich sensibel. Er nahm es sich sehr zu Herzen. Hat danach wohl angefangen, Drogen zu nehmen. Ich habe nicht mal gewusst, dass er bei Oliver arbeitete. Ich hatte nichts von ihm gehört, bis er mich angerufen hat, nachdem jemand Oliver eins übergebraten hatte.«
Honey runzelte die Stirn
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