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Dinner für eine Leiche

Dinner für eine Leiche

Titel: Dinner für eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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Spaziergang?«
    |192| Es war nicht viel los, also nahm Honey seinen Vorschlag an. Sie gingen die Great Pulteney Street entlang, auf die Brücke, die Abbey und die Stadtmitte zu. Ein als Clown verkleideter Mann verteilte Flugblätter für ein neues Restaurant. Trotz seines Make-ups verrieten ihn das tätowierte Spinnennetz und der Nasenring. Es war schon wieder Clint.
    Honey nahm ihm eines seiner Flugblätter ab. »Clint. Schöner Tag.«
    Sein weißes Gesicht schien noch weißer zu werden. »Großer Gott, Mrs. Driver, ich hab Sie gar nicht erkannt.«
    Sie überlegte sich, ob sie ihm erklären sollte, dass er derjenige mit dem Make-up und angeblich unkenntlich war.
    »Clint, wenn Sie noch mehr Jobs annehmen, lassen Sie sich bloß nicht vom Finanzamt erwischen!«
    »Sagen Sie doch so was nicht, Mrs. Driver. Da kann ich ja nachts nicht mehr ruhig schlafen.«
    Dann sah er Steve Doherty. »Schöner Tag, Mr. Doherty, Sir.«
    Er machte zum Gruß eine kurze Bewegung – legte stramm zwei Finger an die Schläfe, irgendwo zwischen Pfadfindergruß und rüpelhaft. Schon war er weg.
    Steve lächelte und schüttelte in vorgetäuschter Verzweiflung den Kopf. »Ich denke, den Typen könnte ich für ein ganzes Portfolio von Verfehlungen einlochen.«
    »Das hast du aber schön gesagt«, meinte Honey.
    Clint machte dauernd irgendwelche Jobs. Sie bezweifelte, dass er je schlief. Vielleicht war er einfach von Natur aus hyperaktiv, vielleicht war es auch was anderes.
    Einer von Roland Meads Lieferwagen fuhr vorüber. Honey schaute ihm leidenschaftslos hinterher.
    Es überraschte sie, dass Steve sagte: »Diese Wagen von Mead sind auch wirklich überall.«
    »Er macht meiner Mutter den Hof.«
    »Das ist aber ein altmodischer Ausdruck.«
    »Meine Mutter ist auch eine altmodische Dame.«
    |193| Sie spazierten durch die Stadt wie zwei Touristen. Honey genoss das. Es war ein warmer Tag, und auf der anderen Straßenseite spielte in den Parade Gardens das Orchester die schönsten Stellen aus Dvo/áks Sinfonie Aus der Neuen Welt. Vergiss die Verbrechen, vergiss die Morde, dieser Designer-Dreitagebart konnte einen echt schwach machen. Sie fragte sich, ob der Look der Bequemlichkeit geschuldet oder Absicht war. Oder vielleicht hatte er ein schwach ausgeprägtes Kinn? Sie warf einen verstohlenen Blick auf Steve. Nein. Das war ein markantes Kinn. Absolut alle Bedingungen für den Mann des Tages waren erfüllt.
    Während sie durch die Parade Gardens spazierten, streiften sich bereits ihre Ellbogen. Seltsam, wie erotisch das sein konnte. Sie berührten sich nicht, streiften sich nur.
    »Ich habe mir was überlegt«, sagte er.
    Sie strich sofort alle Gedanken, die ihr durch den Kopf gegangen waren, und schaltete wieder auf ausdruckslose Miene um. Ich bin total Profi, würde nicht mal im Traum an was Anderes denken.
    »Und?«
    »Ich habe mir überlegt, wann wir es endlich mal schaffen, miteinander ins Bett zu gehen.«
    Die ausdruckslose Miene war im Eimer.
    »Äh … na ja, ich hatte irgendwie ziemlich viel zu tun … und du auch … also …«
    Ihre Stimme verlor sich. Auf keinen Fall würde sie zugeben, dass er eingeschlafen war und damit seine Superchance verpasst hatte. Was wäre, wenn er wach geblieben wäre? Wow, dann würde sich jetzt bereits zwischen ihnen was abspielen.
    Sie atmete tief durch. Ja, er roch gut, und dieser Dreitagebart würde sich so … Den Gedanken gestattete sie sich noch nicht. Sie hatte seine Frage nicht beantwortet.
    Sie trödelten weiter. Steve sah völlig gelassen aus, als hätte er nur eine Bemerkung zum Wetter gemacht.
    |194| »Wenn wir regelmäßiger zusammenarbeiten würden, wäre es bestimmt schon längst mal passiert. Warum kommst du nicht zur Polizei? Du würdest in Uniform toll aussehen.«
    Er warf ihr die Sorte Lächeln zu, die sie wissen ließ, dass er eher daran dachte, was unter der Uniform war.
    »Ich will nicht. Ich mache meinen Job gern. Ich lerne gern Leute kennen.«
    »Ich lerne auch Leute kennen«, antwortete Steve. »Zugege ben , einige von ihnen sind wirklich der Abschaum.«
    Honey zog fragend die Augenbrauen hoch. »In Bath? Lass das bloß nicht Casper hören! Der schwört, dass die Stadt Gottes kleiner Garten ist.«
    Steve verzog das Gesicht. »Der ist voreingenommen. Aber meine Frage hast du noch immer nicht beantwortet.«
    Sie schüttelte träge den Kopf. »Na ja … stell dir mal selbst die Frage, ob sich eine potenzielle intime Beziehung nicht abträglich auf unsere berufliche Zusammenarbeit

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