Dinnerparty
letzten Tage. Fliegen kümmerten sich bereits um die vergammelten Essensreste. Angewidert warf Sascha alles in einen Müllbeutel und blickte sich um. Die Arbeitsplatte klebte und auf der Spüle türmte sich dreckiges Geschirr. Die Früchte im Obstkorb hatte er vor Wochen gekauft. Fruchtfliegen steuerten die schimmelnden Äpfel und Birnen an. Sascha schluckte. Er lebte wie ein Asozialer. Wann hatte er sein Bett zuletzt frisch bezogen? Wann hatte er Wäsche gewaschen? Er hatte sich immer Mühe gegeben, die alltäglichen Dinge so gut wie möglich zu erledigen, aber seit ein paar Tagen bekam er nichts mehr mit. Er war wieder voll drauf. Ein Alkoholiker, der nur an den nächsten Drink dachte. Der Kaffee hatte ihn einigermaßen wach gemacht, aber auch starke Kopfschmerzen hervorgerufen. Er nahm die letzten Aspirin, die er finden konnte. Allmählich wirkten die Tabletten und er konnte nachdenken. Er war am Arsch. Das stand zweifelsohne fest. Er stand mit dem Rücken zur Wand. Zu verlieren hatte er schon lange nichts mehr. Er musste weg von der Wand. Er musste die Chance nutzen. Laura war tot. Diese wunderbare Tatsache musste er für sich ausschlachten. Wo bliebe sonst der Sinn? Er musste sich jetzt an die Presse wenden. Schließlich hatte er mit der Crown gearbeitet. Und er konnte nicht nur zu den Dreharbeiten von damals etwas erzählen. Er wusste viel pikantere Details. Ja, er würde die Bombe platzen lassen. Jetzt oder nie. Mit Sicherheit würde man ihn in eine Talkshow einladen. Und dann würde es vielleicht wieder aufwärtsgehen. Sascha suchte bereits nach der Telefonnummer einer großen Tageszeitung, als ihm plötzlich etwas Besseres einfiel. Warum sollte er sich nur mit der Tagespresse zufriedengeben? Warum nicht was Größeres? Ein Porträt in der ›Stars & Style‹ wäre doch was! Mithilfe eines guten Visagisten und mit dem richtigen Styling konnte er noch immer sehr gut aussehen. Man würde sich wieder an ihn erinnern. An den Herzensbrecher, den er immer so erfolgreich dargestellt hatte. Ja, er würde Sophie Sturm anrufen und hoffen, dass Marcello Mari ihm nicht zuvorgekommen war.
*
Ben fühlte sich wie gerädert. Die Nacht war zu kurz gewesen und er hatte vor lauter Ärger auch zwei Bier zu viel getrunken. Müde schlich er in die Küche, um ein großes Glas Mineralwasser zu trinken. Weder Sophie noch Ronja waren zu entdecken. Wahrscheinlich hatte Sophie den Hund zu einem Morgenspaziergang mitgenommen. Gut so. Dann hatte er ein bisschen Zeit, in Ruhe zu duschen und dabei zu überlegen, wie er sich am besten entschuldigen könnte. Er war gestern wirklich schroff gewesen, aber er hatte Sophie nur klarmachen wollen, dass sie die Finger von der ganzen Sache lassen sollte. Leider waren sie in einen Streit geraten. Sophie war sauer und enttäuscht gewesen, dass er, ihr Verbündeter, sie hängen lassen wollte. Er war ärgerlich geworden, dass sie ihre Freundschaft infrage stellte. Sophie war irgendwann aufgestanden und zu Bett gegangen. Ronja war ihr gefolgt. Er hatte noch ein oder zwei Stunden im nächtlichen Garten verbracht und sich gefragt, was eigentlich los war. Warum ärgerte es ihn so, dass sie den Tod an ihrer Bekannten aufklären wollte? An ihrer Stelle würde er genauso handeln. Im Grunde machte er sich einfach nur Sorgen, dass sie sich in Gefahr bringen könnte. Sophie war immer so intensiv in ihrem Handeln, dass es ihm Angst machte. Ihr durfte einfach nichts passieren. Nicht, dass er noch verliebt in sie war, dafür waren ihre Lebensmodelle einfach zu verschieden, doch er liebte sie auf eine ganz besondere Art. Sie war seine Schwester im Geiste. Seine eigene Zwillingsschwester war als Kleinkind gestorben. Vielleicht sah er in Sophie die erwachsene Schwester, die er nie haben würde. Aber das rechtfertigte nicht, dass er sich über ihre Gefühle hinwegsetzte. Er hätte es nicht so weit kommen lassen dürfen. Schuldbewusst deckte er den Tisch im Wintergarten. Er musste nicht lange warten, bis er Sophie und Ronja ins Haus stürmen hörte. Wortlos reichte er ihr einen Becher Milchkaffee.
»Nett von dir.«
Sophie klang ironisch. Sie war noch immer sauer.
»Hör mal, ich wollte keinen Streit! Ich bin nur der Ansicht, dass …«
»Ich habe Croissants geholt. Und über die neuesten Entwicklungen unterrichte ich dich gleich beim Frühstück.«
Ben starrte sie ungläubig an.
»Ja, du hast richtig gehört. Ich habe mal wieder etwas herausgefunden, obwohl ich gar nicht auf der Suche war.«
»Schlimm,
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