Dinnerparty
bereits aufgelegt. Ricky fröstelte und freute sich noch mehr auf eine heiße Wanne. Was sollte er sagen? Er musste ehrlich sein. Er musste der Polizei von ihrem Drogenkonsum erzählen. Gut, er hatte sich eine Nase ausgeben lassen, aber vielleicht kam er gar nicht in die Verlegenheit, das erzählen zu müssen.
*
Sophie saß allein im Garten. Sie hatte ihr Notebook auf dem Schoß und versuchte, sich auf ihren Job zu konzentrieren. Ihr war klar, dass sie ihren Chefredakteur nicht länger hinhalten konnte. Sie musste möglichst schnell eine Story parat haben. Leider wollte ihr nichts und niemand einfallen. Ihre Gedanken schweiften immer wieder ab. Ben hatte sich nach dem Frühstück zu einem Trip an die Küste aufgemacht und Ronja mitgenommen. Sophie war erleichtert, dass der Streit beigelegt war. Noch mehr freute sie, dass Ben wieder an ihrer Seite war. Er hatte Verständnis gezeigt und zugegeben, dass er sich wahrscheinlich genauso verhalten würde wie sie, wenn es einen seiner Bekannten getroffen hätte. Ben war und blieb ihr engster Freund, auch wenn sie nur so wenig Zeit miteinander teilen konnten. Es war wirklich schön, dass er nun endlich bei ihr in Hamburg war. Sophie klappte seufzend das Notebook zu. Sie konnte noch stundenlang dasitzen, einfallen würde ihr nichts. Sie war viel zu sehr mit Laura und sich selbst beschäftigt. Seit sie Besuch hatte, merkte sie, dass sie wohl doch einsamer war, als sie es sich zugestanden hatte. Sie hatte auch immer zu viel um die Ohren. Wann kam sie denn mal dazu, über sich selbst nachzudenken? Da waren der Job und dann die neue Wohnung. Obwohl sie schon einige Wochen in der alten Villa wohnte, war ihre Küchenwand noch immer nicht gestrichen. Es gab unzählige kleine Baustellen in ihrem neuen Heim. Die Frage war, was sie zuerst machen sollte. Das Klingeln des Telefons riss sie aus ihren Gedanken. Sie rechnete mit einem Anruf ihres Chefredakteurs.
»Scheiße!«, rief sie in den Garten. Dann nahm sie das Gespräch an.
»Sophie Sturm.«
»Sophie? Sascha Richter hier.«
Sophie schloss die Augen, um sich besser konzentrieren zu können. Was zum Teufel wollte Sascha Richter von ihr?
»Sascha, was kann ich für Sie tun?«, grüßte sie mit gespielter Begeisterung.
»Wir könnten ein Interview machen. Ich könnte vielleicht einiges zu erzählen haben, was Ihre Zeitschrift exklusiv drucken dürfte.«
Sophie war ganz Ohr. »Was könnte das denn sein?«
»Mal schauen. Ich erzähle gerne alles über Laura. Sie war ein Miststück. Dafür will ich aber schöne Bilder und Starbehandlung.«
Sophie spürte, dass ihr Hals trocken wurde. Richter schlug ihr einen Deal vor. Warum nicht? Sie räusperte sich. »Wie wäre es heute Nachmittag um 15 Uhr? Ich bin allerdings gerade ziemlich beschäftigt. Könnten Sie zu mir an die Elbe kommen?«
»Kein Problem«, antwortete Richter sofort. Ihm schien die Sache verdammt wichtig zu sein.
Sophie überlegte kurz. »Kennen Sie die Elbkate? Das ist ein kleines Lokal mit Biergarten direkt am Elbwanderweg.«
»Ich kenne den Laden und ich werde pünktlich dort sein«, versicherte Richter. Er beteuerte noch einmal, wie sehr er sich auf das Interview freue, bevor er das Gespräch beendete.
Sophie schlug die Arme um ihren schlanken Körper. Richter wollte in die Medien. Seine Karriere war am Ende. Für ihn bedeutete Lauras Tod eine echte Chance, sich wichtigzumachen und aus der Versenkung aufzutauchen. Er würde versuchen, auf Lauras Kosten wieder auf die Beine zu kommen. Sophie war klar, dass die ›Stars & Style‹ nie einen Artikel über Sascha Richter drucken würde, aber das musste sie ihm ja nicht erzählen. Eine Story hatte sie also noch immer nicht, dafür aber die perfekte Tarnung, etwas über Sascha Richter und seinen Hass auf Laura Crown zu erfahren.
21
Stefan Sperber saß mit Robert Feller und Ingo Schölzel im Konferenzraum des Polizeipräsidiums in Lübeck. Sie tranken schweigend ihren Kaffee und warteten auf Enno Gerken von der Spurensicherung. Stefan kochte bereits. Enno kam immer zu spät. Jedes Mal ließ er sie kostbare Minuten warten. Als die Tür endlich aufflog und Enno sie breit lächelnd mit einem fröhlichen ›Moin!‹ begrüßte, beschloss Stefan, dem Kollegen nach dem Meeting mal gehörig den Marsch zu blasen.
»Ist noch Kaffee da?«
Stefan ignorierte die Frage. »Wir haben mal wieder lange genug gewartet. Also, bitte, Enno. Wir sind ganz Ohr. Was habt ihr?«
Enno verzog die Mundwinkel und öffnete
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