Dinnerparty
seine Aktentasche, um die Unterlagen hervorzuholen. »Na gut. Ich fange bei Laura Krone an. Die toxikologische Analyse der Proben, die wir von der Rechtsmedizin erhalten haben, ist wie folgt: Laura Krone hat seit Jahren Drogen genommen. Das hat die Haarprobe zweifelsfrei ergeben. Sie hat regelmäßig größere Mengen Alkohol konsumiert. Auch an besagtem Abend. Wir haben die Gewebeprobe ihrer Galle untersucht. Laura Krone hat regelmäßig Antidepressiva und Morphine zu sich genommen. Sie …«
»Sie hat also ständig was geschluckt«, unterbrach Stefan, um es auf den Punkt zu bringen.
Enno nickte. »Die Blutuntersuchung hat ergeben, dass sie an dem besagten Abend jede Menge konsumiert hat. Sie hat auch Kokain geschnupft.«
»Das wissen wir bereits. Konnte irgendein Gift nachgewiesen werden?«
Enno sah ihn erstaunt an. »Das ist alles Gift! Ich nehme an, du meinst so was wie Blausäure, Arsen oder Strychnin?«
»Bingo!«
»Nein. Sie hat kein Gift in diesem Sinne zu sich genommen oder verabreicht bekommen.«
»Was ist mit den Spuren vom Tatort?«
Enno seufzte. »Kann ich nicht doch erst mal einen Kaffee bekommen?«
Stefan nickte Ingo Schölzel zu. Der Beamte stand widerstrebend auf und holte eine saubere Tasse.
»Also gut«, fuhr Enno Gerken fort, nachdem er gierig ein paar Schlucke getrunken hatte. »Es gibt unendlich viele Fingerabdrücke. Natürlich die aller Anwesenden, aber leider auch die unzähliger Feriengäste, an die das Haus vermietet wurde. Die Suite im Hotel Atlantic wurde am Morgen des Todestages natürlich gesäubert. Wir haben keine verwertbaren Abdrücke gefunden. Das Personal ist da anscheinend wirklich gründlich.«
»Verdammt!«
»Unter den persönlichen Sachen haben wir Medikamente gefunden. In der Nachtischschublade lag ein zusammengerollter Zehner, der eindeutig zum Koks schniefen verwendet wurde. Im Kleiderschrank hatte die Crown zwei Flaschen Wodka versteckt. Billiges Zeug aus einem Discounter.«
»Das sind alles Beweise für ihren ungesunden Lebenswandel, mehr aber auch nicht. Was ist mit den Briefen?«, hakte Stefan nach.
Enno blätterte in seinen Unterlagen. »Keine Fingerabdrücke, bis auf die von Laura Krone natürlich.«
Stefan war baff. Sophie war wirklich vorsichtig mit den Beweisstücken umgegangen.
»Die Buchstaben sind aus verschiedenen Zeitschriften ausgeschnitten. Alles Modemagazine. Vogue, Madame, Marie Claire … Beim Klebstoff handelt es sich um einen handelsüblichen Klebestift. Das Briefpapier ist in jedem Postshop zu erhalten.«
»Warum Postshop?«
Seine Kollegen sahen ihn verwirrt an.
»Es gibt doch auch in Schreibwarenläden und Supermärkten Umschläge. Vielleicht arbeitet der Drohbriefschreiber in einer Postfiliale. Oder er wohnt unmittelbar in der Nähe.« Bevor jemand seine Meinung dazu äußern konnte, klopfte es und Gerdt Hartwig trat ein.
»Chef? Ich habe da was Eigenartiges herausgefunden.«
Stefan zeigte auf einen freien Stuhl. Hartwig nahm umständlich Platz.
»Was?«
»Laura Crown ist bereits vor drei Wochen von Los Angeles nach Hamburg geflogen. Wir haben die Passagierlisten überprüft.«
»Ja, und?« Stefan verstand nur Bahnhof.
»Sie hat aber erst vor neun Tagen im Hotel Atlantic eingecheckt. Zwölf Tage nach ihrer Ankunft in Hamburg.«
Stefan nickte schweigend. In seinem Nacken begann es zu kribbeln. Interessant. »Also gut, irgendetwas stinkt hier gewaltig. An die Arbeit. Geht ihre persönlichen Sachen noch mal durch. Möglicherweise gibt es eine Quittung. Vielleicht hat sie mit einer Karte gezahlt. Und wenn da nichts ist, dann heißt es Klinken putzen. Irgendwo muss sie ja geschlafen haben.«
*
Sophie war bereits aus der Tür, als sie ihr Telefon im Flur klingeln hörte. Fluchend rannte sie zurück ins Haus. Auf dem Display las sie die bekannte Nummer. Ihr Chefredakteur hatte zwar auch ihre Handynummer, aber er versuchte es immer zuerst auf dem Festnetz. Sophie war sich sicher, dass es ihm nicht darum ging, Telefonkosten zu sparen. Er wollte gern kontrollieren. Also dann. Schnell nahm sie den Hörer ab.
»Sturm am Schreibtisch, selbstverständlich bei der Arbeit!«
»Sophie, warum meldest du dich denn nicht?«
Ja, warum wohl? »Ich hatte noch zu tun. Ich …«
»Was hast du?«, wurde sie schroff unterbrochen.
»Nichts«, gestand sie ehrlich. »So gut wie nichts jedenfalls. Sascha Richter möchte sich mit mir treffen. Aber ich glaube nicht …«
»Der Richter? Vergiss das. Ich wollte dich auch nur beruhigen.
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