Dinnerparty
Meistens läuft es gut und alle freuen sich wirklich, sich mal wieder zu sehen, aber wir hatten auch schon Aufzeichnungen, bei denen ich mich wie ein Dompteur gefühlt habe. Bin gespannt, wie Lauras Dinner so verläuft. Nicht, dass die sich da noch an die Gurgel gehen.«
Sophie hatte alle Informationen, die sie brauchte. Am liebsten wäre sie sofort aufgebrochen, um im Internet nach Sascha Richter, Marcello Mari und Victor Rubens zu suchen. Sie musste möglichst viel über die Herren wissen. Doch sie wollte nicht unhöflich sein und aufspringen, solange Lasse sein Glas Wein noch nicht ausgetrunken hatte.
»Sag mal, Lasse, du bist doch eine alte Partybremse! Wo bleibst du denn?«, fragte plötzlich ein junger Typ. »Ich dachte, wir wollten noch ein bisschen feiern?«
Lasse grinste. »Schau mal lieber, wen ich hier habe! Die Sophie Sturm! Du erinnerst dich doch an Sophie?«
Sophie starrte den hübschen jungen Mann verwundert an.
»Ob ich mich an Sophie erinnere? Hallo? Seit wann machst du hier die Witze?«
»Ricky?«
»Ja! Ich bin es tatsächlich, meine Liebe! Ich dreh noch durch! Du siehst fantastisch aus! Wer macht dir die Haare?«
Sophie konnte kaum glauben, wie sehr sich der damals eher schüchterne Ricky verändert hatte.
»Stell dir vor, der kleine Ricky ist jetzt Maskenbildnerin! Ich mache sie alle hübsch für den Herd.«
»Ist eine Weile her«, lachte Sophie und stand auf, um Ricky zu küssen.
»Eine Weile her? Sag doch nicht so böse Sachen! Die paar Jährchen. Aber du hast natürlich recht. Aus mir, der Praktikantöse, ist jetzt ein ernsthafter Stylist geworden. Ich arbeite für Lasse, seit er die ›Dinnerparty‹ produziert. Er ist natürlich ein furchtbarer Chef und schon lange nicht mehr so nett und entspannt wie früher, aber das darf man ihn natürlich nicht wissen lassen.«
»Du bist gefeuert!«, grummelte Lasse und zwinkerte.
Sophie musste sich erst einmal sammeln. Als sie vor ein paar Jahren als Klatschtante für einen Fernsehsender über die Stars und Sternchen berichtet hatte, hatte Ricky ein Praktikum im Bereich Maske absolviert. Er hatte gerade seine Friseurlehre abgeschlossen. Damals wirkte er extrem introvertiert und schüchtern. Der junge Mann, der jetzt vor ihr stand, machte einen selbstsicheren Eindruck. Ricky hatte nie ein Geheimnis aus seiner Homosexualität gemacht, doch heute schien er endlich dazu zu stehen. Auch sein Äußeres unterschied sich deutlich. Jetzt war er bis zu den Schnürsenkeln geschmackvoll durchgestylt.
»Wir wollen gleich noch ein bisschen feiern! Du bist doch dabei?«, fragte Ricky und schwang die Hüften.
Sophie schüttelte den Kopf. »Ich würde gern! Aber ich bin mit dem Wagen hier und morgen wartet noch jede Menge Arbeit auf mich. Ihr wollt doch, dass der Artikel über Laura Crown einschlägt wie eine Bombe?«
Ricky verdrehte genervt die Augen. »Laura Crown! Mir schlottern jetzt schon die Knie! Wahrscheinlich wird sie 100 Sonderwünsche haben. Hollywood eben. Na ja, ich werde mein Bestes geben und am Ende wird sie natürlich wunderschön sein.«
Sophie unterdrückte ein Gähnen.
»Ihr Lieben. Ich muss jetzt wirklich los. Wir sehen uns übermorgen am Drehort. Die Zusammenstellung der Gäste lässt ja auf einen spannenden Abend hoffen. Da muss man sich wohl auf die eine oder andere Überraschung gefasst machen.«
2
Mittwoch
Sophie fuhr mit Vollgas über die Autobahn. Sie waren viel zu spät dran. Sie fluchte leise. Den ganzen gestrigen Dienstag hatte sie recherchiert, die Interviewfragen an Laura gemailt und die Antworten bearbeitet. Sie war topp vorbereitet und zusammen mit ihrem Fotografen Gernot rechtzeitig aufgebrochen. Ein Unfall auf der Autobahn hatte einen Strich durch ihren perfekten Zeitplan gemacht. Es hatte eine Vollsperrung gegeben, und es war unmöglich gewesen, den Stau noch zu umfahren. Polizei und Rettungswagen waren mit Blaulicht zum Unfallort gebraust. Sophie hatte geflucht, sich dann aber schnell besonnen und gehofft, dass niemand zu Tode gekommen war. An der Unfallstelle kämpften Ärzte vielleicht um das Leben der Verletzten. Ihr Artikel über eine Kochsendung war lächerlich dagegen. Über eine Stunde hatten sie festgesessen. Nun fuhren sie endlich wieder. Nachdem sie die Unfallstelle passiert hatten, trat Sophie das Gaspedal durch.
»Wenn du uns totfährst, nützt uns das auch nix«, murmelte Gernot vom Beifahrersitz. Seine Hände hatte er auf seine Knie gepresst.
»Bleib locker! Ich fahre gern schnell!« Sie
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