Dinnerparty
Da bist du also noch in der Stadt«, plapperte Sophie vor sich hin, als sie zum Kühlschrank ging, um sich ihr Glas nachzufüllen. Wollte er nicht damals nach Schweden zurück? Sie hatten sich aus den Augen verloren, nachdem Sophie zur ›Stars & Style‹ gewechselt hatte. Sophie fragte sich, ob er noch seine alte Handynummer hatte. Die müsste sie eigentlich in ihrem Notebook gespeichert haben.
Sie ging in den Wintergarten und rief ihr Telefonregister auf. Tatsächlich! Lasse Anderson. Sie würde ihn sofort anrufen. Sophie war sich sicher, dass sie von ihm alle Hintergrundinformationen bekommen würde, die sie brauchte. Die heutige Sendung war ein bisschen langweilig gewesen. Belangloser Small Talk und gegenseitige Lobhudelei. Sie musste unbedingt wissen, wer zu Lauras Dinner erscheinen würde. Mit den richtigen Gästen konnte man sich auf einen spannenden Abend gefasst machen.
*
Lasse Anderson saß mit seinem Team in der ›Turnhalle‹, einem Restaurant in St. Georg. Sie hatten gerade ihr Essen bestellt. Seine Produktionsfirma hatte zwar keine eigene Technikcrew, aber er buchte immer dieselben Leute. Zwei Kameramänner, zwei Kameraassistenten, einen Toningenieur, zwei Tonassistenten, Kabelhilfen und einen Maskenbildner. Die heutige Produktion war gut gelaufen. Sie hatten pünktlich mit der Aufzeichnung angefangen, und um 21.30 Uhr hatten sie bereits alles im Kasten gehabt. So glatt lief es nicht immer. Es gab also einen guten Grund, das Team später auf einen Drink einzuladen. Es war ein lieb gewordenes Ritual, dass sie nach einer Aufzeichnung der ›Dinnerparty‹ noch zusammen einen Happen aßen und etwas tranken. Wenn sie in Hamburg drehten, gingen sie immer in die ›Turnhalle‹. Das über 100 Jahre alte Gebäude war damals tatsächlich die Turnhalle einer Mädchenschule gewesen. Heute erinnerten nur noch die von der Decke hängenden Ringe an den ursprünglichen Zweck des Gebäudes. Das Ambiente war schlicht und edel gehalten und die Küche gut. Außerdem gab es vier gemütliche Lounges, in die man sich nach dem Essen zurückziehen konnte. Dass das Restaurant nur ein paar Schritte von seinem Büro und seiner Wohnung entfernt lag, war ein zusätzlicher Pluspunkt. Die Kellnerin brachte gerade die Getränke, als sein Telefon klingelte. Er blickte auf das Display und traute seinen Augen nicht.
»Sophie?«
»Hallo, Lasse! Ja, ich bin’s, Sophie Sturm!«
»Das ist ja eine echte Überraschung! Ist eine ganze Weile her.«
»Wo bist du gerade?«
»In der ›Turnhalle‹. Wir …«
»Das Restaurant? Ich komme vorbei!«
»Ist alles okay?«
»Natürlich. Ich habe nur eben erfahren, dass du die ›Dinnerparty‹ produzierst.«
»Ja, und?«
»Ich bräuchte da mal ein paar Informationen. Für einen Artikel.«
»Ach, du willst über mein Format schreiben?«
»So ähnlich. Ich erkläre dir das alles gleich. Ich bin in einer halben Stunde da. Bis dann.«
»Bis dann«, murmelte Lasse. Sophie hatte bereits aufgelegt. Seit wann berichtete die ›Stars & Style‹ denn über TV-Produktionen? Das würde eine super Werbung geben! Oder ging es gar nicht um seine Produktion? Das Hochglanzmagazin schrieb doch sonst nur über echte Größen im Showbusiness. Er fuhr sich nachdenklich durch das Haar. Natürlich! Sophie hatte spitzgekriegt, dass die Crown eine ›Dinnerparty‹ geben würde! Die Folge würde in der Tat eine ganz besondere werden. Das wusste er ganz sicher!
*
Sophie fuhr in ihrem BMW-Cabriolet die zweite Runde um den Block. Warum hatte sie kein Taxi genommen? Es war so gut wie unmöglich, zu später Stunde in St. Georg einen Parkplatz zu finden. Sie überlegte gerade, ob sie einfach die Tiefgarage des Hotel Atlantic ansteuern sollte, als vor ihr ein Wagen aus einer Parklücke fuhr.
»Yes!«, schrie sie glücklich auf, parkte und verließ den BMW in Richtung ›Turnhalle‹.
Das Restaurant war gut besucht. Sophie sah sich um und erkannte Lasse. Er saß mit seiner Runde im hinteren Teil des Ladens. Sie schienen gerade mit dem Essen fertig zu sein. Lasse erkannte sie und winkte ihr zu. Sophie steuerte seinen Tisch an.
»Hey, schön, dich mal wiederzusehen!«, meinte Lasse. Er stand auf und küsste ihr die Wangen. »Siehst gut aus.«
»Danke. Ich kann das Kompliment nur zurückgeben.«
Lasse stellte sie den anderen vor.
»Sophie ist eine alte Freundin von mir. Sie schreibt für die ›Stars & Style‹. Und sie will anscheinend einen Artikel über unsere kleine ›Dinnerparty‹
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