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Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Titel: Dinotod: Tannenbergs vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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eine Pistole dabei?“, fragte plötzlich ein pausbäckiger, rotblonder Junge, der sich von der Seite her den Erwachsenen genähert hatte und gerade damit begann, Tannenbergs Sakko in Richtung seines Lendenbereichs emporzuschieben. „Im Fernsehen haben die Polizisten ihre Pistolen immer da hinten drinstecken.“
    Tannenberg drehte sich reflexartig zu dem kleinen Kerl hin um und drückte sogleich dessen vorwitzigen Arm sanft nach unten.
    Der Junge sah ihn verwundert an, ließ sich aber nicht sonderlich davon beeindrucken. Er stemmte die kleinen Fäuste in seine Hüfte und sagte: „Und wenn du gar kein Polizist bist? Sondern ein Verbrecher?“
    Völlig perplex wollte Tannenberg daraufhin gerade seinen Dienstausweis zücken, als seine widerborstige innere Stimme wieder einmal ungebeten auf den Plan trat und ihn wüst beschimpfte: Mensch, bist du so blöd! Die Kids können doch noch gar nicht lesen!
    Aber sie können Fotos anschauen!, gab er trotzig zurück und hielt dem selbstbewussten kleinen Kerl seinen Ausweis entgegen.
    „Wo hast du denn deine Pistole?“, fragte der Kleine, der an Tannenbergs Dienstausweis keinerlei Interesse zeigte. Abermals begann er damit, sich am Sakko des Ermittlers zu schaffen zu machen.
    Sabrina erhob sich von ihrem Stuhl, ging zu dem Jungen, kniete sich vor ihn und drehte ihn zu sich um. „Nein, wir haben doch keine Pistolen dabei, wenn wir in einen Kindergarten gehen“, log sie, obwohl ihre Dienstwaffe wie immer, wenn sie das Kommissariat verließ, vorschriftsmäßig im Halfter steckte. In dieser Angelegenheit war sie sehr gewissenhaft. Ganz im Gegensatz zu ihrem Vorgesetzten, der seine Dienstwaffe nur sehr selten mit sich führte.
    „Und Handschellen?“, wollte der kecke Knirps nun auch wissen.
    „Ja, Handschellen hab ich natürlich dabei“, antwortete Sabrina lächelnd, nestelte an ihrem Hosengürtel herum und überreichte die silbernen Metallfesseln sogleich dem Jungen, der sie wie eine Jagdtrophäe stolz vor sich hertrug, während er sich in die Bauecke begab. „Die will ich nachher aber wiederhaben!“
    Da sich die meisten der Kleinen neugierig um den Handschellen-Eroberer geschart hatten und ihm dabei in die rechte hintere Raumecke gefolgt waren, konnte Tannenberg eine Frage stellen, die ihn schon seit seinem dienstlichen Zwangsaufenthalt im Dinopark beschäftigte: „Sagen Sie mal, warum begeistern sich denn Kinder überhaupt so sehr für diese grässlichen Monster?“
    Obwohl Tannenberg die Frage eigentlich an die Leiterin gerichtet hatte, erhob sich plötzlich die bildhübsche, jüngere Erzieherin von der als Leseecke benutzten Couch und begab sich mit einem Dinosaurier-Buch in der Hand an den großen Tisch.
    „Die Faszination, die von den Dinosauriern ausgeht, kommt daher, weil diese gigantischen Wesen eine unkontrollierbare Macht repräsentierten“, erklärte sie mit flackerndem Blick.
    Tannenberg krauste daraufhin skeptisch die Stirn, was der jungen Frau natürlich nicht verborgen blieb.
    „Ja, so muss man das sehen“, führte sie wild gestikulierend ihre engagiert vorgetragenen Erläuterungen fort. „Diese riesigen, mächtigen Urzeitwesen sind für die Kinder so etwas wie symbolische Eltern. Sie sind nämlich genauso wie die eigenen Eltern gleichermaßen faszinierend wie furchterregend. Und die Kinder lieben sie, genauso wie sie ihre Eltern lieben.“
    „Das, das ist ja wirklich hochinteressant“, stotterte Tannenberg verlegen, der von diesem überaus attraktiven weiblichen Geschöpf immer stärker in seinen Bann gezogen wurde.
    Verträumt blickte er in ihre mandelförmigen dunklen Augen, beobachtete die während ihres kleinen Vortrags heftig zuckende Mundpartie, die hell aufblitzenden, makellosen Zähne. Sein Blick folgte den langen, fast bis auf die Tischplatte herabhängenden kastanienbraunen Haare und erreichte schließlich ihre lebhaften Hände.
    „Die Ursache dieser Dino-Begeisterung, die ja schon im Kindergartenalter auftritt, lässt sich darüber hinaus auch mit der kindlichen Neugierde auf alles Geheimnisvolle und Rätselhafte erklären. Und dass diese mächtigen Tiere vor Jahrmillionen ausgestorben sind, erhöht natürlich nochmal den Reiz“, dozierte die junge Erzieherin weiter, die natürlich nicht wissen konnte, was sich da gerade Dramatisches in Tannenbergs Gehirn abspielte.
    Wie wenn er just in diesem Augenblick einen Stromschlag erhalten hätte, zuckte er unwillkürlich zusammen, war mit einem Male wieder hellwach. Denn was er eben zu Gesicht

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